Vitiligo: Frau mit weißen Flecken auf der Haut. © IMAGO/ Westend61 Foto: Svetlana Iakusheva

Vitiligo: Welche Behandlung gegen weiße Flecken auf der Haut?

Stand: 14.03.2025 11:20 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Vitiligo ist eine chronische Hauterkrankung. Die Symptome sind weiße Flecken auf der Haut. Ursache ist eine Pigmentstörung. Auch die Haare können betroffen sein. Welche Behandlung hilft?

von Pia Busch

Weiße Flecken auf der Haut an unterschiedlichen Stellen des Körpers sowie an den Haaren können Symptome für eine Pigmentstörung sein. Bei der Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt, sind die Pigmentzellen (Melanozyten) in der Haut geschädigt. Weltweit leiden rund 0,5 bis ein Prozent der Menschen an dieser chronischen Hauterkrankung.

Vitiligo - was ist das?

Die Weißfleckenkrankheit, auch Scheckhaut genannt, ist eine nicht ansteckende chronische, unheilbare Hauterkrankung. Es wird vermutet, dass es sich bei Vitiligo um eine Autoimmunkrankheit handelt. Vitiligo beruht auf einer Pigmentstörung der Melanozyten. Melanozyten produzieren das Pigment Melanin, das in der Haut eingelagert wird und tieferliegende Areale der Haut vor UV-Strahlung schützt. Je mehr Melanin sich in der Haut befindet, desto dunkler ist sie.

Bei Vitiligo-Patienten und -Patientinnen verlieren die Pigmentzellen ihre Aktivität, sodass weniger oder gar kein Melanin mehr produziert wird. Fehlt dieses Pigment, bleibt die Haut hell. Es entstehen weiße Flecken auf der Haut, die der Erkrankung den Namen verleihen. Das kann auch die behaarte Haut betreffen. Dort sind dann Haut und Haare depigmentiert - also hell. Oft sind parallel andere Autoimmunerkrankungen bei den Betroffenen oder Fälle in der Familie bekannt: Beispielsweise leiden viele Betroffene auch an Erkrankungen der Schilddrüse.

Vitiligo-Symptome: Weiße Flecken auf der Haut

Charakteristisch für die Depigmentierung sind weiße, scharf begrenzte Flecken, die in Größe, Form und Ausbreitung sehr unterschiedlich sein können. Im Anfangsstadium der Krankheit - und wenn sich neue weiße Hautflecken bilden - klagen manche Betroffene über Juckreiz.

Junge Frau mit Vitiligo lacht in die Kamera. Auch in den Haaren ist die Weißfleckenkrankheit zu sehen. © IMAGO/ Westend61 Foto: Folenial
Die junge Frau hat neben weißen Flecken im Gesicht auch weiße Haarsträhnen. Ursache ist die Weißfleckenkrankheit.

Oft beginnt die Weißfleckenkrankheit bei Kindern und jungen Erwachsenen im Alter von zehn bis 30 Jahren. Die weißen Flecken können zunächst nur wenige Millimeter groß und oval, rund oder linienförmig sein. Die Verteilung über den Körper reicht von kleinen vereinzelten Flecken, die sich in der Ausbereitung nicht verändern, bis zu einem fast vollständigen Pigmentverlust der Haut. Auch die Haare können von der Depigmentierung betroffen sein, sie sind dann ebenfalls weiß. Weitere Beschwerden verursacht die Weißfleckenkrankheit nicht. Es können aber weitere Autoimmunerkrankungen parallel auftreten, häufig sind Hashimoto-Thyreoditis und Morbus Basedow.

Zwei Formen der Weißfleckenkrankheit

Die Weißfleckenkrankheit tritt in zwei verschiedenen Formen auf:

  • Nicht-segmentale Vitiligo: Sind die weißen Flecken auf der Haut symmetrisch verteilt, also zum Beispiel auf beiden Händen, spricht man von einer nicht-segmentalen Vitiligo. Sie macht den überwiegenden Teil aller Fälle von Vitiligo aus. Häufig beginnt sie im Gesicht - zum Beispiel um den Mund oder die Augen herum. Im späteren Verlauf sind bevorzugt die Körperregionen betroffen, die wiederholt starken mechanischen Belastungen ausgesetzt sind (Knie, Ellenbogen, Achselhöhle, Leiste). Mit der Zeit können sich die Flecken vergrößern und mehr werden.
  • Segmentale Vitiligo: Die segmentale Vitiligo ist seltener (fünf bis 16 Prozent der Betroffenen) und kann nur auf einer Körperseite auftreten. Zwischen den Flecken herrscht keine Symmetrie. Häufig beginnt sie viel früher als die segmentale Weißfleckenkrankheit. Etwa 50 Prozent der Betroffenen weisen auch eine Depigmentierung der Körperbehaarung auf. In den meisten Fällen kommt es innerhalb eines Jahres zu einem Stillstand der Erkrankung.
Es gibt auch Betroffene, bei denen beide Formen auftreten - also eine gemischte Form. Aber das ist äußerst selten.

Die Seele ist auch betroffen

Die Weißfleckenkrankheit verursacht keine starken körperlichen Beschwerden. Die psychischen Belastungen können aber eine große Herausforderung darstellen. Der Pigmentverlust kann vor allem bei Patienten und Patientinnen mit einem dunklen Hauttyp (Hauttyp IV, V, VI) ein Problem darstellen. Auch Betroffene, die an besonders gut sichtbaren Körperstellen wie Gesicht, Unterarme und Handrücken erkrankt sind, haben einen hohen Leidensdruck. Ein reduziertes Selbstwertgefühl, Depressionen oder zwanghafte Störungen können die Lebensqualität der Vitiligo-Patienten stark einschränken.

Vitiligo: Was ist die Ursache?

Die genaue Ursache der Weißfleckenkrankheit ist unbekannt. Experten vermuten eine genetische Veranlagung, da sie in 30 Prozent der Fälle familiär gehäuft auftritt. Diskutiert werden mehrere Möglichkeiten:

  • Autoimmunhypothese: Das Immunsystem erkennt die pigmentbildenden Melanozyten als fremde Zellen und greift sie an oder zerstört sie. Da bei einigen Patienten und Patientinnen zerstörende Antikörper nachweisbar sind, wird diese Theorie als sehr wahrscheinlich angenommen.
  • Selbstzerstörungshypothese: Hier wird vermutet, dass sich die Melanozyten selbst zerstören. Stoffe, die bei der Pigmentbildung entstehen, könnten dafür verantwortlich sein.
  • Neuralhypothese: Ein Stoff, der von den Nervenzellen der Haut gebildet wird, zerstört die Melanozyten.

Stress als Hauptauslöser für Vitiligo

Auslöser für den Ausbruch von Vitiligo, so berichten Betroffene, sind häufig psychische Belastungen oder Stress. Vor allem bei anhaltendem und unberechenbarem Stress kann das Immunsystem aus dem Takt geraten. Weitere Auslöser können sein:

Diagnose von Vitiligo

Der Hautarzt oder die Hautärztin stellt die Diagnose anhand der sichtbaren Hautveränderungen und der Krankengeschichte (Anamnese). Zur genaueren Diagnose der Vitiligo und zur Verlaufskontrolle kann eine zusätzliche Untersuchung mit einer Wood-Lampe vorgenommen werden. Diese sendet UVA-Licht (Schwarzlicht) aus, womit Pigmentveränderungen der Haut erkannt werden können, die mit dem bloßen Auge noch nicht sichtbar sind.

Laboruntersuchungen helfen, begleitende Autoimmunerkrankungen zu erkennen. Ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn ermöglicht zwar keine Heilung, kann aber das Fortschreiten der Vitiligo aufhalten.

Vitiligo: Welche Behandlung hilft?

Vitiligo ist bislang nicht heilbar. Eine Behandlung kann den Verlauf oft aber verlangsamen und neue Schübe verhindern. Die Wirkung der möglichen Therapien ist nicht bei allen Betroffenen identisch. Oft muss ausprobiert werden, bei wem welche Therapie funktioniert. Auch hängt es von den Körperstellen ab, welche Behandlungsmöglichkeit gut funktioniert. So ist zum Beispiel im Gesicht, am Hals und am Dekolleté eine Repigmentierung zu beobachten - im Gegensatz zu Flecken auf dem Handrücken oder an den Füßen.

Therapeutische Möglichkeiten:

  • Entzündungshemmende, kortisonhaltige Creme: Kortisonhaltige Salben sind sinnvoll, wenn weniger als drei Prozent der Körperoberfläche betroffen sind - insbesondere im Bereich des Gesichtes und des Halses, bei dunklen Hauttypen und frischen Flecken. Die Ausbreitung der Erkrankung kann damit verlangsamt werden.
  • Creme mit Calcineurin-Inhibitoren: Die Salben werden auf die betroffenen Hautstellen zweimal täglich aufgetragen. Der Therapieerfolg tritt oft erst nach mehreren Monaten ein und ist zumeist auf die Kopf-Hals-Region begrenzt. Die Wirksamkeit dieser Behandlungsmöglichkeit ist nicht bei allen Patienten gleich. Es handelt sich um eine Off-Label-Therapie (nicht für Vitiligo zugelassen, aber für Neurodermitis).
  • Lichttherapie: Zweimal bis dreimal pro Woche wird die UVB-Phototherapie empfohlen. Durch die Lichttherapie wird die Bildung neuer Pigmentzellen angeregt. Es ist die am besten untersuchte und dokumentierte Therapie. Die Phototherapie muss über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Kopf- und Halsbereich sprechen am besten darauf an. Häufig werden Cremes und Phototherapien miteinander kombiniert, um die Wiederpigmentierung zu beschleunigen und zu verbessern. Gezielte Lichttherapien mit einem Laser ermöglichen eine größere Eindringtiefe in die Haut.
  • Januskinase-Hemmer (JAK-Inhibitoren): Die Creme soll zweimal täglich auf die betroffenen Stellen bis zu höchstens zehn Prozent der Körperoberfläche aufgetragen werden. Die Zerstörung der Pigmentzellen durch Immunzellen soll damit verhindert werden. In seltenen Fällen kann es zu Juckreiz oder Akne an den behandelten Stellen kommen. Eine Zulassung der ersten Creme dieser Art erfolgte im Mai 2023. Langzeitdaten stehen noch aus.

Leben mit Vitiligo: Stress und Sonne meiden

Betroffene können selbst einiges tun, um das Krankheitsbild und das Wohlbefinden zu verbessern. Um akute Schübe zu minimieren, sollte Stress gemieden werden. Wichtig auch:

  • konsequenter Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor, da unpigmentierte Haut sehr empfindlich auf Sonnenlicht reagiert
  • lange Kleidungsstücke oder spezielle Textilien mit ausgewiesenem UV-Schutz im Sommer
Die hellen Flecken können mit einem speziellen Make-up (Camouflage) abgetönt werden. Wer besonders unter der psychischen Belastung leidet, kann Hilfe in Selbsthilfegruppen oder beim Psychologen finden.

 

Weitere Informationen
Mehrere Vitamin-D-Tabletten auf einem Löffel, andere liegen drum herum verstreut auf dem Tisch. © picture alliance / dpa-tmn | Christin Klose Foto: Christin Klose

Vitamin-D-Mangel: Symptome, Ursachen und Folgen

Ein extremer Vitamin-D-Mangel kann Symptome wie Knochenprobleme oder ein schwaches Immunsystem verursachen. mehr

Nahaufnahme des Gesichts einer älteren Frau mit Pigmentflecken. © panthermedia Foto: rosedepositmyphotos

Pigmentflecken, Altersflecken, Alterswarzen: Was hilft?

Pigmentflecken sind harmlos. Trotzdem möchten viele sie behandeln. Welche Methoden gibt es und was ist wirksam? mehr

Ein junger Mann pflegt die Haut unter den Augen mit einer Creme. © Colourbox Foto: Diego Cervo

Augenringe: Ursachen, Behandlung und Hausmittel

Augenringe können nicht nur durch Schlafmangel entstehen, sondern auch Krankheiten als Ursache haben. Was hilft dagegen? mehr

Dieses Thema im Programm:

BR | aktiv und gesund | 15.01.2025 | 15:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Immunsystem

Haut

Mehr Gesundheitsthemen

Eine Frau versucht, den Knopf ihrer Hose zu schließen. © IMAGO / Dreamstime

Gewichtszunahme im Alter: Ursachen und Krankheitsrisiken

Ab 40 nehmen viele Menschen an Gewicht zu. Ursachen sind Veränderungen im Hormonhaushalt und ein Abbau der Muskulatur. mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber