Stand: 24.04.2020 09:46 Uhr

Coronavirus: Schützen Hausmittel vor Infektion?

Eine Frau pumpt sich Desinfektionsmittel auf die Handfläche © Colourbox Foto: -
Desinfektionsmittel mit geprüfter Sicherheit können das Coronavirus abtöten.

In der Corona-Pandemie versuchen sich einige Menschen, mit ungewöhnlichen Mitteln vor einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus zu schützen. Sie preisen im Internet beispielsweise selbst gemischte Desinfektionslösungen, hochprozentigen Alkohol und Sesamöl zur Virusabwehr an. In Drogerien sind spezielle Desinfektions- und Reinigungsmittel oft ausverkauft. Doch nicht alle Mittel wirken gegen das Coronavirus.

Schützt hochprozentiger Alkohol vor Coronaviren?

Behauptung: Als Alternative zu geprüften Desinfektionsmitteln schwören viele auf hochprozentigen Alkohol wie Klosterfrau Melissengeist oder Echt Kölnisch Wasser.

Fakt: Ab einem Alkoholgehalt von 60 Prozent zerstören die Mittel die aus Eiweiß und Fett bestehende Virushülle. So können Coronaviren an keiner Körperzelle mehr andocken. Klosterfrau Melissengeist und Echt Kölnisch Wasser enthalten jeweils deutlich mehr als 60 Prozent Alkohol und sollten gegen Sars-CoV-2 wirksam sein, solange sie nicht verdünnt werden. Besser sind allerdings professionelle Desinfektionsmittel mit geprüfter Sicherheit.

Stoppen Mundwasser und Sesamöl das Coronavirus?

Behauptung: Wer mit Mundwasser oder hochprozentigem Alkohol gurgelt und die Nasenschleimhäute mit Sesamöl bestreicht, hindert das Eindringen des Coronavirus in den Körper.

Fakt: Diese Mittel können das Coronavirus nicht stoppen. Dafür besteht die Gefahr, dass die scharfen Substanzen Schleimhäute und Mundflora zerstören. Diese wichtigen Barrieren des Körpers können dadurch zu Eintrittspforten für Krankheitserreger werden.

Töten bestimmte Putzmittel das Coronavirus?

Behauptung: Putzmittel mit einem "3-fach Schutz" sollen auch gegen spezielle Viren wie Sars-CoV-2 wirken.

Fakt: Die speziellen Reinigungsmittel enthalten meist Säuren oder Tenside, die das Coronavirus auf Oberflächen tatsächlich abtöten können. Wichtig ist aber vor allem, dass die Reinigung den Schmutz reduziert - das nimmt den Viren die Lebensgrundlage.

Hilft Hygiene-Spray aus Ethanol und Pestizid?

Behauptung: Ein Spray aus dem Alkohol Ethanol und dem Pestizid DDAC, einer Ammoniumverbindung, soll gegen sogenannte behüllte Viren wirken, zu denen auch das Coronavirus gehört.

Fakt: Die enthaltenden Wirkstoffe können allgemein gegen Coronaviren wirken. Es gibt aber keinen Nachweis, dass die im Spray verwendete Konzentration des Alkohols und des Pestizids ausreicht, um gegen Sars-CoV-2 wirken zu können.

Hilft Putzen gegen das Coronavirus?

Behauptung: Wer häufiger putzt und dabei aggressive Reinigungsmittel verwendet, kann die Ausbreitung des Coronavirus in den eigenen vier Wänden eindämmen.

Fakt: Solange in einem Haushalt keine Sars-CoV-2-Infektion bekannt ist, sollte man nicht mehr und schon gar nicht mit schärferen Mittel putzen. Denn wer schärfere Produkte verwendet und dabei auch die Dämpfe einatmet, belastet seine Schleimhäute und macht sie anfälliger für Infektionen.

Wer putzen mag, soll putzen. Spezielle Mittel sind dabei allerdings meist überflüssig. Denn der beste Schutz vor Ansteckung bleiben immer noch Wasser und Seife.

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Expertinnen zum Thema

Martina Preuß, Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin
ZE Interne Krankenhaushygiene
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck

Dr. Sylvia Brockhaus, Fachärztin HNO-Heilkunde, Allergologie und Laboratoriumsmedizin
Straßenbahnring 3, 20251 Hamburg
www.hno-falkenried.de

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Visite | 28.04.2020 | 20:15 Uhr

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