Stand: 25.02.2020 11:09 Uhr

Coronavirus: Impfstoff-Forschung läuft auf Hochtouren

Hände mit blauen Gummihandschuhen tragen etwas in ein Laborbuch ein © Colourbox Foto: -
Um das Coronavirus aufzuhalten, wollen Wissenschaftler möglichst rasch einen Impfstoff entwickeln.

Die durch das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung Covid-19 hält die Welt in Atem. Noch ist kein Ende der Gefahr einer weltweiten Infektionswelle in Sicht. In immer mehr Ländern kommt es zu neuen Ausbrüchen - etwa in Südkorea, Iran und besonders in Italien. Die meisten der insgesamt rund 80.000 Coronavirus-Infektionen betreffen allerdings noch immer China.

Übertragung: Wie sich das Virus ausbreitet

Forscher der Universität Bern untersuchen mit mathematischen Modellen auf Grundlage der laufend aktualisierten Daten, wie sich das Coronavirus ausbreitet und ob es sich zur Pandemie entwickelt. Sie gehen inzwischen davon aus, dass der Erreger einen bedeutenden Anteil der Weltbevölkerung infizieren könnte und dass die Sterblichkeit etwas höher liegt als bei der saisonalen Grippe. Sollte sich herausstellen, dass sich das Virus ähnlich wie die Grippepandemien in den Jahren 1918 oder 2009 verhält, ließe sich eine weitere Ausbreitung nur sehr schwierig verhindern. Denn dann stecken Infizierte immer etwa gleich viele Personen an. Die daraus resultierenden gleichmäßigen Übertragungsketten sind sehr schwierig einzudämmen. Die Resultate der Berner Studie helfen den Behörden, das Risiko der weiteren Verbreitung abzuschätzen und sich darauf vorzubereiten.

Auf Dauer hilft nur die Impfung

Um das Virus wirklich aufzuhalten, muss dringend ein Impfstoff gegen den Erreger gefunden werden. Die Forschung läuft auf Hochtouren: Bereits seit Wochen ist der genetische Bauplan des neuen Virus bekannt. Diese Gensequenz gibt den Wissenschaftlern Aufschluss darüber, wie es sich vermehrt, und auch, wie sich einzelne Virusbestandteile vermehren lassen, auf die der Körper nach einer Impfung mit einer Immunreaktion und der Bildung von Antikörpern reagieren könnte. Inzwischen laufen schon eine ganze Reihe von Impfstoff-Projekten in den USA, Australien, China, Kanada, Norwegen und auch in Deutschland. Doch auch wenn die Forscher schon vieles wissen, ist die Impfstoff-Entwicklung nicht einfach und dauert lange.

Impfstoff: Biotechnologische Verfahren zur Entwicklung

Um die Impfstoff-Entwicklung gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 zu beschleunigen, setzen die Forscher vor allem auf biotechnologische Verfahren: Damit werden nicht, wie bisher üblich, die Viren selbst zur Herstellung eines Impfstoffs benötigt, sondern nur deren genetische Information. So arbeiten zwei Forscherteams in München und Marburg mit sogenannten viralen Vektoren. Das sind für den Menschen ungefährliche Viren, die Teile der Erbinformation von SARS-CoV-2 enthalten. Die Vektoren schleusen diese Erbinformationen in die Zellen ein, die daraufhin Teile der Hülle des Coronavirus produzieren. So wird das Immunsystem auf das Auftauchen des echten Virus vorbereitet.

Proteine sollen Erkrankungen gezielt bekämpfen

In China und Tübingen setzen Forscher auf eine andere, besonders innovative Technologie: Die sogenannte Boten- oder Messenger-RNA (mRNA) übersetzt die Erbinformationen unserer DNA für die Produktion von Proteinen. Die Forscher nutzen die mRNA als Informationsträger, um selbst entwickelte Bauanleitungen für spezielle Proteine in den Körper einzuschleusen, mit denen Erkrankungen gezielt bekämpft werden können. Dieses neuartige Verfahren soll die Entwicklung von Krebstherapien, Immuntherapien, Impfstoffen sowie die Bekämpfung seltener Erkrankungen beschleunigen und kommt nun im Kampf gegen das Coronavirus zum Einsatz.

Wissenschaftler hoffen auf rasche Impfstoff-Entwicklung

Welche Technologie am besten und schnellsten funktioniert, wird sich in den klinischen Studien zeigen. Die Hoffnung der Wissenschaftler, mit den neuen Methoden die Impfstoff-Entwicklung deutlich zu beschleunigen, ist groß. Zudem sind sie optimistisch, für Impfstoff-Entwicklungen gegen SARS-CoV-2 vergleichsweise schnell eine Zulassung für klinische Studien zu bekommen, da bereits 2018 für das MERS-Virus ein Impfstoff zugelassen wurde. Erkenntnisse aus dieser Forschung könnten das Impfstoff-Verfahren bei SARS-CoV-2 beschleunigen, weil das MERS-Virus eng mit dem neuen Coronavirus verwandt ist.

Therapie: So wird Covid-19 bisher behandelt

Bis ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht, können Ärzte nur die Symptome der Erkrankung behandeln - abhängig von der Schwere des Krankheitsbildes. Dazu gehören zum Beispiel die Gabe von Sauerstoff, der Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes sowie gegebenenfalls Antibiotika zur Behandlung bakterieller Begleitinfektionen. Glücklicherweise verlaufen aber - wie bei der Grippe - nicht alle Erkrankungen schwer.

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Hände mit blauen Gummihandschuhen tragen etwas in ein Laborbuch ein © Colourbox Foto: -

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Eine Person hält mit Handschuhen zwei Röhrchen. © picture alliance / APA/ dpa Foto: Hans Punz

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Experten zum Thema

Priv.-Doz. Dr. Christian L. Althaus, Leiter
Forschungsgruppe Immun-Epidemiologie
Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM)
Universität Bern
Mittelstrasse 43
CH-3012 Bern
www.ispm.unibe.ch/research/research_groups/immuno_epidemiology

Prof. Dr. Marylyn Addo, Leiterin Sektion Infektiologie
I. Medizinische Klinik und Poliklinik
Zentrum für Innere Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
(040) 74 10-51 981
www.uke.de

Dr. Florian von der Mülbe, Vorstand
CureVac AG
Paul-Ehrlich-Straße 15
72076 Tübingen
(07071) 98 83-0
www.curevac.com

Weitere Informationen
Informationen zu 2019-nCoV (ständig aktualisiert)
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
13353 Berlin
www.rki.de

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Visite | 25.02.2020 | 20:15 Uhr

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