Corona-Krise: Lieferengpass bei Medikamenten
Bei einigen lebenswichtigen Medikamenten kommt es in Deutschland zu Lieferengpässen. Die offiziellen Zahlen zeigen nicht erst seit der Corona-Krise einen starken Anstieg: 2013 waren 42 Medikamente als nicht lieferbar gemeldet. Im Frühjahr 2020 liegt die Zahl bei knapp 400. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Lage verschärft.
Engpässe bei Medikamenten für Intensivstationen
In der Corona-Krise sind diese Medikamente für Intensivstationen von den Lieferengpässen betroffen:
Propofol: Das Standard-Narkosemittel wird knapp. Rund 3.000 Covid-19-Erkrankte liegen auf deutschen Intensivstationen. Davon werden 72 Prozent beatmet (Stand: 21.4.2020) und mit Propofol in ein künstliches Koma versetzt. Weil die Zahl der Covid-19-Patienten steigt, wird auch immer mehr Propofol gebraucht. Es gibt zwar Alternativen, aber auch hier gibt es bereits Lieferengpässe und die Medikamente haben unter Umständen Nebenwirkungen.
Arterenol. Das Medikament hält den Kreislauf stabil. Weil immer mehr Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden müssen, wird Arterenol knapp. Es handelt sich um ein Medikament, das den Blutdruck anhebt, die Organversorgung mit Blut und Sauerstoff sicherstellt.
Antidepressiva, Antibiotika und Schmerzmittel nicht lieferbar
Die Pharmahersteller melden Lieferengpässe an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Lieferschwierigkeiten gibt es bei Antidepressiva, Antibiotika oder Schmerzmitteln. Auch bestimmt Blutdrucksenker sind seit Monaten immer wieder nicht zu bekommen.
Bei Medikamenten wie Blutdrucksenkern können Engpässe zwar relativ leicht ausgeglichen werden, weil viele Alternativen zur Verfügung stehen, doch viele Erkrankte scheuen sich davor, andere Medikamente einzunehmen. Sie haben Angst vor Nebenwirkungen.
Gründe für Lieferengpässe bei Medikamenten
Für Lieferengpässe bei Medikamenten gibt es viele Gründe, in der Corona-Pandemie vor allem diese:
- Abhängigkeit von asiatischen Wirkstofflieferanten
- Hamsterkäufe bei Arzneimitteln
- erhöhter Bedarf an intensivmedizinischen Arzneimitteln
Arzneimittel wieder in Europa produzieren?
Um den Gewinn zu steigern, lassen Pharmaunternehmen die Wirkstoffe oft ausschließlich in Ländern wie Indien oder China produzieren. Dort sind sie zum Teil von einem einzigen Hersteller abhängig. Kommt es zu Problemen in der Produktion, kann ein Medikament vorübergehend nicht mehr hergestellt werden und die Vorräte gehen weltweit rasch zur Neige. Experten fordern deshalb ein Umdenken und eine Produktion in Europa. Doch eine solche Umverlagerung im großen Stil kann Jahre dauern und wäre für das Gesundheitssystem auch finanziell eine Belastung.