Chat-Protokoll: Divertikulose, Fettleber, Post Covid
Essen als Medizin: Wie packe ich selbst eine Ernährungsumstellung an? Was muss ich bei Divertikulose, also Ausstülpungen in der Darmschleimhaut, beachten? Was hilft bei Fettleber? Und wie ernähre ich mich am besten bei Post Covid? Um diese Themen ging es in Folge 74 bei den Ernährungs-Docs.
Nach der Sendung hat Dr. Silja Schäfer Zuschauerfragen zu diesen Themen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen:
Christel: Bei einer Darmvorsorgeuntersuchung wurde bei mir Divertikulose festgestellt. Ich habe selten Probleme, aber einen Blähbauch. Gibt es da einen Zusammenhang und was kann ich dagegen tun?
Dr. Silja Schäfer: Einen direkten Zusammenhang muss es nicht unbedingt geben. Es lohnt sich dennoch, die Ernährung umzustellen, um weder an einem Blähbauch zu leiden noch an einer Divertikulitis zu erkranken. Gehen Sie es bitte an!
Katrin F: Meine Mutter (85) hat seit Jahren fast täglich starke kolikartige Schmerzen im linken Unterbauch. Besonders nach dem Frühstück, wenn sie sich viel bewegt. Sie hat sehr viele Divertikel, aber bei den Darmspiegelungen konnte nie eine Divertikulitis festgestellt werden, obwohl sie auffällige Entzündungswerte hat. Die Ärzte sagen, sie können nichts tun. Sie müsse sich mit den Schmerzen abfinden, es wäre wahrscheinlich ein mechanisches Problem.
Schäfer: Liebe Katrin, es wäre sinnvoll, Ihre Mutter bei akuten Beschwerden auch direkt ärztlich vorzustellen. Eine CT-Untersuchung bringt hier sicherlich Aufschluss. Alles Gute für Ihre Mutter.
Manuela: Kann man eine Fettleber allein über die Labor-Leberwerten erkennen oder geht das nur mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung?
Schäfer: Mit den Laborwerten erhalten wir einen Hinweis; mit dem Ultraschall wird eine Fettleber dann sicher diagnostiziert.
Elisa: Wie sollte die Ernährungsumstellung bei einer Fettleber durchgeführt werden? Ist zu Beginn ein besonderer Anschub sinnvoll?
Schäfer: Ein besonderer Anschub ist nicht erforderlich. Da aber viele Menschen zu Beginn besonders motiviert sind, lohnt sich ein Anschub mit zum Beispiel einer Haferkur besonders.
Friemi: Wenn eine Histaminintoleranz vorliegt, soll man ja diverse Lebensmittel meiden. Bei Post Covid ist aber eine antientzündliche Ernährung wichtig. Darf man dann trotzdem Nüsse, Hülsenfrüchte, Tomaten und ähnliches essen?
Schäfer: Liebe Friemi, ja, Histamin kann bei Post Covid eine große Rolle spielen – das ist aber empirisch gesehen sehr individuell. Nutzen Sie gern die Unterstützung einer professionellen Ernährungsberatung, um dies für sich rauszufinden.
LK: Meine Eltern, sowie meine Geschwister und ich (37, 35 und 31 Jahre alt) haben alle eine Fettleber, jedoch alle ohne Vorerkrankungen oder Übergewicht. Ist eine genetische Komponente wahrscheinlich?
Schäfer: Das ist möglich, ändert dann aber leider auch nichts an der Fettleber. Vielleicht können Sie ein Familienprojekt starten, um alle gemeinsam aus dem Teufelskreis einer Fettleber rauszukommen. Viel Erfolg und alles Gute!
Rose: Bilden sich unter Umständen bei Colitis ulcerosa auch Divertikel?
Schäfer: In meiner Ausbildung hieß es immer: Man kann Läuse und gleichzeitig Flöhe haben; insofern ja - das ist möglich.
Sweety: Bei mir wurde im Sigma [ein Abschnitt im Dickdarm] reizlose Divertikel entdeckt. Dies war ein Zufallsbefund. Meine Frage lautet: Ist Divertikulitis generell heilbar, sodass die Krankheit verschwindet?
Schäfer: Liebe Sweety, die Divertikel werden Sie jetzt leider ein Leben lang begleiten, aber mit der richtigen Ernährung müssen sie sich nicht entzünden und zu einer Divertikulitis führen.
Melli: Ich (32 Jahre alt) habe seit Juli 2022 Post Covid. Es hat sich über die Zeit deutlich verschlechtert, und ich musste immer mehr an Alltag einbüßen. Seit einem Jahr bin ich arbeitsunfähig, und mittlerweile spricht man von mildem bis moderaten ME/CFS [Chronisches Erschöpfungssyndrom]. Haben Sie Tipps, wie ich meine Situation wieder verbessern und meinen Alltag Stück für Stück zurückerobern kann? Ursprünglich sollte ich jetzt gerade in Reha sein, doch leider habe ich mich erneut infiziert und muss nun auf einen neuen Reha-Platz voraussichtlich bis März warten.
Schäfer: Das klingt wirklich dramatisch und tut mir unendlich leid. Aber bitte, bitte suchen Sie sich professionelle Unterstützung , die sie auch wirklich langfristig begleitet und der sie vertrauen. Es sollten unbedingt regelmäßig Blutwerte gecheckt werden und die Ernährung entsprechend angepasst. Ganz wichtig wäre hier eine regelmäßige Untersuchung der Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Alles Gute für Sie!
Elke F.: Ich habe seit sechs Jahren jedes Jahr ein- bis zweimal Divertikulitis. Im letzten Jahr war ich das erste Mal im Krankenhaus und in diesem Monat erneut. Jetzt hatte sich sogar ein kleiner Abszess gebildet. Ich esse nach den Empfehlungen der Ernährungs-Docs für Divertikel. Was ich noch verbessern kann, ist mehr kauen. Der Stuhlgang ist regelmäßig zwei- bis dreimal am Tag und auch nicht fest, da ich viel Vollkornbrote und Gemüse esse. Können Sie mir noch weitere Tipps geben, damit ich keine Entzündung mehr bekomme?
Schäfer: Es lohnt sich auf jeden Fall eine Untersuchung zum Status quo, also eine ärztliche Bestandsaufnahme . Und jeder Mensch ist anders. Irgendetwas scheint dennoch nicht rund zu laufen. Hier ist Detektiv-Arbeit gefragt. Aber das Kauen ist wirklich das A und O - hier lohnt es sich wirklich, die Zeit zu investieren. Probieren Sie es aus!
Dagmar: Was ist von Kombucha [Gärgetränk, das mittels Fermentierung aus gesüßtem koffeinhaltigen Tee und einer Kombuchakultur hergestellt wird] bei Post Covid zu halten?
Schäfer: Zu Kombucha gibt es keine validen wissenschaftlichen Daten. Falls Sie sehr histaminsensibel sind, dann ist auf jeden Fall Vorsicht geboten. Ansonsten ist es ein gutes Probiotikum für unser Mikrobiom.
Michael: Meine Tochter hat Eisen- und Hämoglobinmangel. Wie kann sie ihre Ernährung am sinnvollsten umstellen?
Schäfer: Wichtig wäre zunächst das Schreiben eines Ernährungsprotokolls mit anschließender Auswertung hinsichtlich folgender Aspekte: Wie viel Eisen nimmt Ihre Tochter über die Nahrung auf? Gibt es Eisenräuber in der Ernährung? Dann gilt es, die Ernährung diesbezüglich zu optimieren.
Sabrina D.: Ab wann kann man nach einer Divertikulitis langsam auf Vollkornkost und Rohkost umstellen? Wie taste ich mich ran?
Schäfer: Bitte in kleinen Schritten voranschreiten, wenn die Entzündung komplett ausgeheilt ist (keine erhöhten Entzündungswerte im Blut und keine Beschwerden mehr). Wenn Sie bereits nach einer Scheibe Vollkorntoast erneut ein Zwicken feststellen, wieder einen Schritt zurückgehen. Wenn Sie Rohkost und Vollkornprodukte in kleinen Mengen wieder essen, darf es keine Beschwerden geben.
Sabrina D.: Was kann man am besten bei Heißhungerattacken essen, was gut sättigt?
Schäfer: Ich persönlich plädiere für Nüsse und wasserreiches Gemüse mit viel Wermuttee.
Lisa M: Kohlenhydratarme Ernährung bei Divertikulose möglich?
Schäfer: Ja, möglich schon...
Jutta: Ich hatte seit Januar 2024 drei Divertikulitis-Schübe, die alle mit Antibiotika behandelt wurden. Der letzte ist gerade seit Sonntag vorbei. Der erste davon war stationär. Ich habe sehr viele Divertikel, die eng beieinander liegen, ergab die Koloskopie. Meine Ernährung war vorher schon vegetarisch, seit März vegan und seit sechs Wochen habe ich meine vegane Ernährung um Fisch erweitert. Ich nehme täglich Flohsamenschalen oder Leinsamen zu mir. Gewichtsabnahme seit Januar neun Kilogramm. Im Sommer wurde ein Darmpilz erfolgreich behandelt und nun warte ich auf die Allergie-Testergebnisse einer großen Blutuntersuchung. Ich gehe täglich spazieren und trinke ausreichend. Hinter meiner Frage steht eine große Ratlosigkeit, weil ich nicht mehr weiß, woran es liegen kann, dass sich mein Darm erneut entzündet hat. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, falls Sie eine Idee haben, was der Grund für die Entzündung sein kann und wie und wo ich eine genaue Diagnose und Hilfe bekommen kann?
Schäfer: Liebe Jutta, das klingt nach einer schlimmen Leidensgeschichte: Sie müssen nicht wieder zwingend zu Fisch greifen, aber Omega-3-Fettsäuren sind häufig sehr wichtig. Alternativ wäre auch Algenöl möglich. Lassen Sie dies bitte unbedingt testen. Und dann ist die Frage, ob tatsächlich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit dahintersteckt. Aber Sie gehören unbedingt in professionelle Hände. Holen Sie sich bitte Unterstützung. Von Herzen alles Gute und viel Erfolg!
Peggy89KI: Seit über einem Jahr täglich Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Ernährungsprotokoll wurde geführt, kann selbst aber keine Rückschlüsse daraus ableiten. Manchmal werden bestimmte Lebensmittel vertragen und an anderen Tagen nicht. Test auf Intoleranzen bislang negativ. Wie finde ich die richtige Ernährung und wo kann ich Hilfe suchen?
Schäfer: Liebe Peggy, mithilfe von Experten aus Verbänden wie Verband der Diätassistenten (VDD), Berufsverband Oecotrophologie (VDOE) oder Berufsverband Deutscher Ernährungsmedizinerinnen und Ernährungsmediziner (BDEM) sollten Sie Ihrem Problem auf die Schliche kommen. Es klingt nach einer möglichen Problematik mit Histamin und/oder einem Leaky-Gut-Syndrom. Viel Erfolg bei Ihrer Detektivarbeit!
Elli: Sind die Ernährungsempfehlungen für Post Covid vergleichbar mit den Empfehlungen bei Fatigue durch zum Beispiel MS [Multiple Sklerose]?
Schäfer: Bei beiden Krankheitsbildern haben wir es meist mit Entzündungsreaktionen zu tun. Insofern ist die Basis ähnlich. Auch unser Darmmikrobiom und das Immunsystem spielen bei beiden Entitäten eine sehr wichtige Rolle. Bitte lassen Sie sich dennoch individuell beraten. Es lohnt sich.
Heike: Durch meine Post-Covid-Erkrankung habe ich sehr starke Einschlaf- und Durchschlafprobleme. Gibt es da ein Medikament, dass man wieder besser schlafen kann?
Schäfer: Bitte besprechen Sie dies mit Ihrer Hausarztpraxis. Aber ein Mehr an magnesiumhaltigen Nahrungsmitteln und die gute warme Milch mit Honig zum Abend kann manchmal schon eine Besserung mit sich bringen. Medikamente gibt es, ja; auch sehr gute.
Jutta: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich keine Champignons mehr vertrage und zudem auch grüne Bohnen und andere Hülsenfrüchte gestrichen habe, da ich dann sofort Bauchkrämpfe bekommen habe. Eine Histaminunverträglichkeit wurde zusätzlich zu der Divertikulis diagnostiziert. Jetzt nach der Sendung denke ich, vielleicht reichen Haferflocken, Hirse, Obst, Gemüse, Reis, Flohsamen und Nüsse eventuell nicht aus. Was meinen Sie? Ich ernähre mich vegan mit täglich Tofu oder Seitan.
Schäfer: Liebe Jutta, schreiben Sie doch bitte eine Woche lang ein Ernährungsprotokoll und zählen Sie dann die Pflanzenpunkte. 30 dürfen es idealerweise pro Woche sein oder lassen Sie Ihr Ernährungsprotokoll berechnen. Zudem muss eine Histaminsensibilität nicht ein Leben lang bestehen bleiben.
Marie: Ich habe Post Covid und vertrage histaminreiche Lebensmittel nicht mehr. Kann eine Histaminintoleranz wieder weggehen? Und wenn ja, wie?
Schäfer: Häufig dürfen wir lernen, dass histaminreiche Nahrungsmittel vor allem in Kombination mit Stress nicht vertragen werden. Post Covid ist Stress für Ihren Körper und eine "Histaminintoleranz" kann wieder weggehen. Holen Sie sich bitte Unterstützung! Alles Gute!
CH: Habe auch Divertikulose und versuche nun, ohne Kohlenhydrate auszukommen, außer in Haferflocken. Ist dies auf Dauer sinnvoll? Und sind vier Eier zu viel am Tag?
Schäfer: Sie müssen nicht ohne Kohlenhydrate auskommen. Wenn es Ihnen jedoch gut tut, versuchen Sie es gern weiter. Achten Sie aber auf eine vielfältige Ernährungsweise. Nach den aktuellen Empfehlungen der DGE sind vier Eier pro Tag zu viel; vier Eier an einem Tag in der Woche okay.