Ein Frau liegt müde auf einem Sofa. © Colourbox Foto: Aleksandr

Eisenmangel: Symptome erkennen und richtig behandeln

Stand: 15.06.2023 16:22 Uhr

Eisenmangel ist eine der häufigsten Ursachen von Blutarmut. Bei einer Anämie werden die Organe unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Typische Symptome sind Müdigkeit und ein allgemeines Schwächegefühl.

Etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung sind von einer Eisenmangelanämie betroffen. Aufgrund eines Mangels an Eisen kann der Körper nicht ausreichend roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) herstellen. Das Hämoglobin befindet sich in den roten Blutkörperchen - und seine Aufgabe ist es, Sauerstoff zu binden und bei Bedarf an die Zellen abzugeben.

Wieviel Eisen braucht der Mensch?

Der Mensch muss Eisen mit der Nahrung aufnehmen. Eine ausgewogene Ernährung enthält meistens ausreichend Eisen, um den Tagesbedarf zu decken. Besonders Fleisch, Fisch und Nüsse enthalten viel Eisen. Vegetarier sollten darauf achten, eisenreiche pflanzliche Lebensmittel in ihren Speiseplan einzubauen. Dazu zählen unter anderem:

  • Sojabohnen
  • weiße Bohnen
  • Rote Beete
  • Hirse
  • Amaranth
  • Kakao
  • Kräuter (zum Beispiel Thymian, Basilikum)
  • Schwarze und Rote Johannisbeeren
  • Holunderbeeren
  • Brombeeren
  • Maulbeeren

Eine ausgewogene Ernährung enthält etwa 10 bis 15 Milligramm Eisen pro Tag. Doch der Körper kann über die Zellen im Darm nur fünf bis zehn Prozent des Eisens aus der Nahrung aufnehmen. Der Rest wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Wieviel Eisen der Körper pro Tag verliert und ersetzen muss, hängt unter anderem von Alter und Geschlecht ab. Männer und Frauen nach den Wechseljahren verlieren täglich etwa ein Milligramm Eisen. Frauen mit monatlicher Regelblutung verlieren bis zu drei Milligramm. Auch in der Schwangerschaft und der Stillzeit sowie während des Wachstums besteht ein erhöhter Bedarf an Eisen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher, täglich an Eisen über die Nahrung zu sich zu nehmen:

  • Männer ab 19 Jahren und Frauen in der Menopause: 10 Milligramm Eisen
  • Mädchen ab 10 Jahren und Frauen mit Regelblutung: 15 Milligramm Eisen
  • Stillende: 20 Milligramm Eisen
  • Schwangere: 30 Milligramm Eisen

Ursachen von Eisenmangel

Eisenmangel entsteht, wenn der Eisenbedarf höher ist als die Eisenaufnahme. In Europa ist ein chronischer Blutverlust die häufigste Ursache. Mit zwei Millilitern Blut geht ein Milligramm Eisen verloren. Weitere Ursachen können eine Störung der Eisenaufnahme oder eine unzureichende Zufuhr durch die Nahrung sein.

1. Chronischer Blutverlust

  • Blutungen im Magen-Darm-Trakt gehören zu den häufigsten Ursachen einer Eisenmangelanämie bei Männern und bei Frauen nach den Wechseljahren. Sie können sich aufgrund einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis), von Magen-Darm-Geschwüren (Ulkuskrankheit) oder Hämorrhoiden entwickeln. Auch Krebs im Magen-Darm-Trakt kann zu Blutungen führen. Bei einer Eisenmangelanämie nach einem Auslandsaufenthalt sollte als Ursache auch an einen Parasiten, den Hakenwurm, gedacht werden.
  • Blutungen aus den Harnwegen und den Geschlechtsorganen und insbesondere der Verlust von Eisen mit der Regelblutung (Menstruation) sind die häufigste Ursache für einen Eisenmangel bei jungen Frauen. Knapp 15 Prozent der Frauen haben eine verstärkte Menstruation und sind besonders gefährdet, einen Eisenmangel zu entwickeln. Aber auch Wucherungen in der Gebärmutter (Myome) und Krebs können zu Blutungen führen. Eine weitere Ursache kann die Ausscheidung des roten Blutfarbstoffes über den Urin (Hämoglobinurie) als Folge eines gesteigerten Abbaus oder Zerfalls der roten Blutkörperchen sein.
  • Dialyse: Von Nierenerkrankungen Betroffene verlieren durch die Dialyse knapp 2,5 Liter Blut pro Jahr.  
  • Blutverlust über die Atemwege
  • chronisches Zahnfleisch- oder Nasenbluten
  • Blutverlust durch Operationen oder Blutspende

2. Zu geringe Eisenzufuhr

Eine ungenügende Zufuhr von Eisen mit der Ernährung kann zum Beispiel durch zu einseitige fleischfreie Kost oder zu einseitige Diäten entstehen. Betroffen sind vor allem Säuglinge, Kleinkinder, Vegetarier, Menschen mit Essstörungen und Alkoholiker.

3. Gestörte Eisenaufnahme

Kann der Körper das Eisen, das mit der Nahrung zugeführt wird, nicht ausreichend aufnehmen, können dafür zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder eine atrophische Gastritis die Ursache sein. Auch nach einer teilweisen Entfernung des Magens (Magenteilresektion) besteht ein erhöhtes Risiko, an einer Eisenmangelanämie zu erkranken. Zudem kann eine langdauernde Einnahme von Medikamenten gegen eine übermäßige Magensäureproduktion (Antazida) oder ein starker Konsum von Schwarztee (Tannine), Kaffee (Phytinsäure) oder Rhabarber die Eisenaufnahme behindern.

Welche Symptome treten bei Eisenmangel auf?

Bei Blutarmut werden die Organe unzureichend mit Sauerstoff versorgt.

Typische Symptome für Eisenmangel sind:

  • Blässe
  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • allgemeines Schwächegefühl verbunden mit Abgeschlagenheit und Leistungsabfall
  • Kurzatmigkeit, vor allem unter Belastung
  • Herzklopfen

Als seltenere Beschwerden treten auf:

  • rauhe, rissige Haut
  • rissige Mundwinkel
  • brüchige Nägel
  • nach innen gebogene Nägel (Hohlnägel)
  • glanzloses, sprödes Haar
  • Zungenbrennen mit Schmerzen beim Schlucken
  • ungewöhnliche Essgelüste, zum Beispiel auf Kalk, Erde oder Eiswürfel

Diagnose der Eisenmangelanämie

Häufig stellen Ärzte eine Eisenmangelanämie zufällig im Rahmen routinemäßiger Blutbildkontrollen fest. Bei einem Eisenmangel leert der Körper zunächst seine Eisenspeicher. Erst wenn diese Reserven erschöpft sind, entwickelt sich eine Blutarmut.

Bei Verdacht auf Eisenmangel sollten man Rat des Hausarztes einholen, um eine Diagnostik und eine Klärung der Ursachen einzuleiten. Wichtig ist vor allem die ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) mit Dokumentation der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme. Bei jungen Frauen sollte die Häufigkeit, Dauer und Schwere der Regelblutung dokumentiert und bei älteren Menschen nach Blutungen aus Magen-Darm-Trakt oder Harn- und Geschlechtsorganen gefragt werden.

Eine definitive Aussage über den Eisenhaushalt liefert eine Blutabnahme und -untersuchung. Gemessen werden:

  • Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten): Sind davon zu wenig vorhanden, spricht das für eine Anämie.
  • Menge des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobinwert, Hb-Wert): Ist er vermindert, liegt eine Anämie vor.
  • Hämatokritwert (Hkt): Dieser beziffert den Anteil der festen Bestandteile oder Zellen des Blutes am Blutvolumen. Da die meisten Zellen des Blutes Erythrozyten sind, gibt der Hämatokrit indirekt auch Auskunft über die Menge an roten Blutkörperchen. Allerdings beeinflussen ihn auch Änderungen des Flüssigkeitshaushaltes entscheidend. Ein verringerter Hämatokritwert kann auf Blutarmut hinweisen, aber auch andere Ursachen haben.
  • Mittleres Erythrozytenvolumen (MCV): Das MCV beziffert das Volumen der einzelnen roten Blutkörperchen. Bei einer Eisenmangelanämie ist das MCV vermindert.
  • Mittleres Erythrozytenhämoglobin (MCH): Der MCH-Wert besagt, wie viel roter Blutfarbstoff durchschnittlich in einem Erythrozyten vorhanden ist. Bei einer Eisenmangelanämie ist das MCH vermindert.
  • Retikulozyten sind unreife Vorstufen der roten Blutkörperchen im Blut. Um einen Mangel an Erythrozyten zu beheben, setzt der Körper rote Blutkörperchen aus seinen Reserven im Knochenmark frei. Stehen dort nicht genügend reife Zellen zur Verfügung, werden auch die nicht ganz ausgereiften Vorstufen, die Retikulozyten ins Blut entlassen. Eine hohe Zahl an Retikulozyten im Blut weist also darauf hin, dass viele rote Blutkörperchen verloren gehen und der Körper versucht, sie schnell nachzubilden. Bei einer Eisenmangelanämie kommt es nach der Gabe von Eisen zu einem Anstieg der Retikulozyten.
  • Transferrin/Transferrinsättigung: Transferrin ist ein Transport-Eiweiß für Eisen. Es bringt Eisen von den Enterozyten, die für die Eisenaufnahme aus dem Darm zuständig sind, zu den im Körper vorhandenen Speichern. Eine verminderte Transferrinsättigung kann auf eine mangelnde Eisenversorgung hinweisen, sofern keine Entzündung vorliegt, da Transferrin auch aufgrund von Entzündungen sinkt.
  • Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR): Das an Transferrin gebundene Eisen im Blut wird über spezielle Rezeptoren, die Transferrinrezeptoren, über die Zellwand in die roten Blutkörperchen aufgenommen. Darum steigt bei einer Eisenmangelanämie die Anzahl der Rezeptoren im Blut an.
  • Ferritin (Speicher-Eisen): Dieses wasserlösliche Eiweiß speichert das Eisen und schützt die Zellen vor der schädigenden Wirkung des freien Eisens. Es befindet sich vor allem in den Zellen der Leber, im Knochenmark, der Milz, aber auch in anderen Geweben wie der Muskulatur. Das im Blut gemessene Ferritin zeigt an, wie gut die Eisenspeicher des Körpers befüllt sind. Ein verringerter Ferritinwert ist der wichtigste Hinweis auf eine Eisenmangelanämie. Liegt gleichzeitig eine Entzündung vor, kann er jedoch auch erhöht sein.

Steht ein Eisenmangel fest, gilt es, die Ursache zu finden. Je nach Verdachtsdiagnose und dem Alter der oder des Betroffenen leitet der Arzt entsprechende Diagnosemaßnahmen ein. Oft steckt hinter der Diagnose Eisenmangelanämie ein Blutverlust - dann muss eine Blutung als Ursache ausgeschlossen werden. Zunächst wird der Stuhl auf Blut untersucht. Je nach Ergebnis wird eine Magen-Darm-Spiegelung notwendig, um den Verdacht auf eine Blutung auszuräumen oder zu bestätigen. Außerdem sollte der Urin auf Blut untersucht werden und bei Frauen eventuell auch eine gynäkologische Untersuchung erfolgen. Auch eine Untersuchung durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt kann Teil der Diagnostik sein, um die Ursache des chronischen Blutverlustes zu finden. Auf einen Eisenresorptionstest zum Ausschluss einer Störung der Aufnahme von Eisen aus dem Darm wird inzwischen wegen mangelnder Aussagekraft meistens verzichtet.

Was tun bei einer Eisenmangelanämie?

Um eine Eisenmangelanämie zu behandeln, muss die Ursache des Eisenmangels herausgefunden und Eisenpräparate gegeben werden.

Beruht der Eisenmangel auf einer zu geringen Zufuhr von Eisen durch die Nahrung, sollten Betroffene die Ernährung so umstellen, dass genügend Eisen aufgenommen wird. Reich an Eisen sind:

  • Fleisch
  • Fisch
  • Nüsse

Geringere Mengen an Eisen enthalten auch:

  • Milch
  • Eier
  • Hülsenfrüchte
  • Getreide

Das im Fleisch enthaltene Eisen kann man besonders gut verarbeiten. Pflanzliches Eisen kann der menschliche Körper dagegen schlechter verwerten.

Reicht eine Umstellung der Ernährung nicht aus und liegt bereits eine Anämie vor, muss eine Behandlung mit Eisendragees oder Eisentabletten erfolgen. Eisenpräparate sollten täglich oder jeden zweiten Tag auf nüchternen Magen mit Wasser oder Fruchtsaft eingenommen werden. Die Einnahme der Präparate mit fester Nahrung verringert die Aufnahme des Eisens aus dem Darm. Vitamin C hingegen kann die Aufnahme verbessern.

Eisenmangel-Behandlung nicht ohne ärztlichen Rat

Die Ursachen einer Eisenmangelanämie sind vielfältig. Eine Behandlung sollte auf keinen Fall in Eigenregie ohne Abklärung und Rat eines Arztes erfolgen.

Eisenpräparate sind frei verkäuflich. Trotzdem sollen größere Mengen Eisen ohne medizinischen Grund nicht als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden - denn der Körper kann überschüssiges Eisen nicht ausscheiden und speichert es in den Organen. Sind die Speicher überfüllt, so kommt es zu Organschäden, vor allem an Herz, Leber, Augen und Bauchspeicheldrüse. Eisenpräparate müssen für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden, denn das Verschlucken kann lebensgefährliche Vergiftungen zur Folge haben.

Bei einer Eisenmangelanämie tritt bei der Gabe von Eisenpräparaten eine rasche Besserung ein: Schon eine Woche nach Beginn der Einnahme steigen die Zahl der Retikulozyten und der Hämoglobinwert. Bis ein Ferritin-Wert von etwa 100 Mikrogramm pro Liter erreicht ist, dauert die Behandlung circa sechs Monate. Das Eisenpräparat muss dazu aber regelmäßig eingenommen werden.

Rücksprache bei Nebenwirkungen der Eisenpräparate

Nebenwirkungen der Eisenpräparate können vor allem Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfälle und auch eine Schwarzfärbung des Stuhls sein. Bei diesen Beschwerden kann in Rücksprache mit dem Arzt die Dosis verändert oder eine Einnahme zu den Mahlzeiten versucht werden, auch wenn sich dadurch die Eisenaufnahme verringert.

Die Einnahme von Eisen zusammen mit einigen Antibiotika (zum Beispiel Tetracyclinen) oder Medikamenten gegen eine übermäßige Magensäureproduktion (Antazida) kann zu einer verringerten Aufnahme des Eisens führen.

Schlägt die Behandlung nicht an, kann der Grund auch eine Aufnahmestörung von Vitamin B12 beziehungsweise ein Folsäuremangel sein. Bei schweren Nebenwirkungen oder einer Unverträglichkeit gegenüber oralen Eisenpräparaten kann Eisen auch über die Vene (intravenös) verabreicht werden. Nach intravenöser Eisengabe sollte eine Kontrolle der Eisenspeicher frühestens zwei bis drei Monate nach der letzten Eisengabe erfolgen, da ansonsten falsch hohe Ferritin-Werte gemessen werden.

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Visite | 28.09.2021 | 20:15 Uhr

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