Eisenmangel: Symptome erkennen und richtig behandeln
Eisenmangel ist eine der häufigsten Ursachen von Blutarmut. Bei einer Anämie werden die Organe unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Typische Symptome sind Müdigkeit und ein allgemeines Schwächegefühl.
Etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung sind von einer Eisenmangelanämie betroffen. Aufgrund eines Mangels an Eisen kann der Körper nicht ausreichend roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) herstellen. Das Hämoglobin befindet sich in den roten Blutkörperchen. Seine Aufgabe ist es, Sauerstoff zu binden und bei Bedarf an die Zellen abzugeben.
Welche Lebensmittel decken den Eisenbedarf?
Der Mensch muss Eisen mit der Nahrung aufnehmen. Eine ausgewogene Ernährung enthält meistens ausreichend Eisen, um den Tagesbedarf von 10 bis 15 Milligramm zu decken. Doch der Körper kann über die Zellen im Darm nur fünf bis zehn Prozent des Eisens aus der Nahrung resorbieren. Der Rest wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Das im Fleisch enthaltene Häm-Eisen kann der Körper dabei besser aufnehmen als Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln. Besonders Vegetarier und Veganer sollten daher auf eine ausreichende Eisenzufuhr achten.
Reich an Eisen sind:
- Fleisch (vor allem Leber)
- Fisch
Geringere Mengen an Eisen enthalten auch:
- Eier
Eisenreiche pflanzliche Lebensmittel sind:
Getreide und Pseudogetreide:
- Weizenkleie
- Amarant
- Quinoa
- Hirse
- Haferflocken
Hülsenfrüchte:
- Linsen
- Soja
- Weiße Bohnen
Nüsse, Kerne und Samen:
- Kürbiskerne
- Sesam
- Leinsamen
- Pistazien
- Mandeln
- Haselnüsse
Gemüse, Kräuter und Obst enthalten insgesamt weniger Eisen. Am eisenreichsten sind hier:
- Topinambur
- Schwarzwurzeln
- Mangold
- Grünkohl
- Rosenkohl
- Spinat
- Thymian
- Basilikum
- Brennnesseln
- Petersilie
- Johannisbeeren
- Holunderbeeren
- Brombeeren
- Maulbeeren
Tipps für eine gute Eisenaufnahme
Es gibt Inhaltsstoffe, die die Eisenaufnahme fördern, und andere, die sie erschweren. Phytinsäure, die beispielsweise in den Randschichten von rohem Getreide oder in unverarbeiteten Sojabohnen vorkommt, und Oxalsäure (etwa in Rhabarber, aber auch in vielen eisenreichen Lebensmitteln wie Mangold, Mandeln, Spinat, Weizenkleie) können das Eisen so stark binden, dass es kaum vom Körper aufgenommen werden kann. Gerbstoffe (etwa in Kaffee, Kakao, Grün- und Schwarztee, Rotwein) behindern die Eisenaufnahme im Verdauungsweg ebenfalls, sodass diese Getränke besser 30 Minuten vor oder mindestens zwei Stunden nach einer Mahlzeit genossen werden sollen, wenn man die Eisenaufnahme optimieren möchte. Vitamin C hingegen verbessert die Aufnahme von Eisen. Fruchtsäfte aus Sanddorn oder Orange sowie Vitamin-C-reiches Obst und Gemüse helfen beim gleichzeitigen Verzehr, möglichst viel Eisen aus der Mahlzeit aufzunehmen.
Ursachen von Eisenmangel
Eisenmangel entsteht, wenn der Eisenbedarf höher ist als die Eisenaufnahme. In Europa ist ein chronischer Blutverlust die häufigste Ursache. Mit zwei Millilitern Blut geht ein Milligramm Eisen verloren. Weitere Ursachen können eine Störung der Eisenaufnahme oder eine unzureichende Zufuhr durch die Nahrung sein.
1. Chronischer Blutverlust
- Blutungen im Magen-Darm-Trakt gehören zu den häufigsten Ursachen einer Eisenmangelanämie bei Männern und bei Frauen nach den Wechseljahren. Sie können sich aufgrund einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis), von Magen-Darm-Geschwüren (Ulkuskrankheit) oder Hämorrhoiden entwickeln. Auch Krebs im Magen-Darm-Trakt kann zu Blutungen führen. Bei einer Eisenmangelanämie nach einem Auslandsaufenthalt sollte als Ursache auch an einen Parasiten, den Hakenwurm, gedacht werden.
- Menstruation: Der Verlust von Eisen mit der Regelblutung (Menstruation) ist die häufigste Ursache für einen Eisenmangel bei jungen Frauen. Knapp 15 Prozent der Frauen haben eine verstärkte Periode und sind besonders gefährdet, einen Eisenmangel zu entwickeln. Aber auch Wucherungen in der Gebärmutter (Myome) und Krebs können zu Blutungen führen.
- Blutverlust über die Harnwege durch Entzündungen, Tumore oder durch Hämoglobinurie, die Ausscheidung des roten Blutfarbstoffes über den Urin als Folge eines gesteigerten Abbaus oder Zerfalls der roten Blutkörperchen.
- Dialyse: Von Nierenerkrankungen Betroffene verlieren durch die Dialyse knapp 2,5 Liter Blut pro Jahr.
- Blutverlust über die Atemwege
- chronisches Zahnfleisch- oder Nasenbluten
- Blutverlust durch Operationen oder Blutspende
2. Zu geringe Eisenzufuhr
Eine ungenügende Zufuhr von Eisen mit der Ernährung kann zum Beispiel aus einseitiger fleischfreier Kost oder zu einseitigen Diäten entstehen. Betroffen sind vor allem Säuglinge, Kleinkinder, Vegetarier, Menschen mit Essstörungen und Suchtkranke.
3. Gestörte Eisenaufnahme
Kann der Körper das Eisen, das mit der Nahrung zugeführt wird, nicht ausreichend aufnehmen, können dafür zum Beispiel chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn die Ursache sein. Auch eine chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis) kann die Eisenaufnahme verschlechtern. Nach einer teilweisen Entfernung des Magens (Magenteilresektion) sowie bei langdauernder Einnahme von Medikamenten gegen eine übermäßige Magensäureproduktion (Protonenpumpenhemmer) besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko, an einer Eisenmangelanämie zu erkranken.
Welche Symptome treten bei Eisenmangel auf?
Bei Blutarmut werden die Organe unzureichend mit Sauerstoff versorgt.
Typische Symptome für Eisenmangel sind:
- Blässe
- Müdigkeit
- Schwindel
- allgemeines Schwächegefühl verbunden mit Abgeschlagenheit und Leistungsabfall
- Kurzatmigkeit, vor allem unter Belastung
- Herzklopfen
Als seltenere Beschwerden treten auf:
- raue, rissige Haut
- rissige Mundwinkel
- brüchige Nägel
- nach innen gebogene Nägel (Hohlnägel)
- glanzloses, sprödes Haar, Haarausfall
- Zungenbrennen mit Schmerzen beim Schlucken
- ungewöhnliche Essgelüste, zum Beispiel auf Kalk, Erde oder Eiswürfel
Diagnose der Eisenmangelanämie
Häufig wird eine Eisenmangelanämie zufällig im Rahmen einer routinemäßigen Blutbildkontrolle festgestellt. Bei einem Eisenmangel leert der Körper zunächst seine Eisenspeicher. Erst wenn diese Reserven erschöpft sind, entwickelt sich eine Blutarmut.
Bei Verdacht auf Eisenmangel wird die Hausärztin oder der Hausarzt eine Klärung der Ursachen einleiten. Wichtig ist vor allem die ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) mit Dokumentation der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme. Bei jungen Frauen sollte die Häufigkeit, Dauer und Schwere der Regelblutung dokumentiert und bei älteren Menschen nach Blutungen aus Magen-Darm-Trakt oder Harn- und Geschlechtsorganen gefragt werden.
Eine definitive Aussage über den Eisenhaushalt liefert eine Blutuntersuchung. Gemessen werden:
- Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten): Sind davon zu wenig vorhanden, spricht das für eine Anämie.
- Menge des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobinwert, Hb-Wert): Ist er vermindert, liegt eine Anämie vor.
- Hämatokritwert (Hkt): Dieser beziffert den Anteil der festen Bestandteile oder Zellen des Blutes am Blutvolumen. Da die meisten Zellen des Blutes Erythrozyten sind, gibt der Hämatokrit indirekt auch Auskunft über die Menge an roten Blutkörperchen. Allerdings beeinflussen ihn auch Änderungen des Flüssigkeitshaushaltes entscheidend. Ein verringerter Hämatokritwert kann auf Blutarmut hinweisen, aber auch andere Ursachen haben.
- Mittleres Erythrozytenvolumen (MCV): Das MCV beziffert das Volumen der einzelnen roten Blutkörperchen. Bei einer Eisenmangelanämie ist das MCV vermindert.
- Mittleres Erythrozytenhämoglobin (MCH): Der MCH-Wert besagt, wie viel roter Blutfarbstoff durchschnittlich in einem Erythrozyten vorhanden ist. Bei einer Eisenmangelanämie ist das MCH vermindert.
- Retikulozyten sind unreife Vorstufen der roten Blutkörperchen im Blut. Um einen Mangel an Erythrozyten zu beheben, setzt der Körper rote Blutkörperchen aus seinen Reserven im Knochenmark frei. Stehen dort nicht genügend reife Zellen zur Verfügung, werden auch die nicht ganz ausgereiften Vorstufen, die Retikulozyten ins Blut entlassen. Eine hohe Zahl an Retikulozyten im Blut weist also darauf hin, dass viele rote Blutkörperchen verloren gehen und der Körper versucht, sie schnell nachzubilden. Bei einer Eisenmangelanämie kommt es nach der Gabe von Eisen zu einem Anstieg der Retikulozyten.
- Transferrin/Transferrinsättigung: Transferrin ist ein Transport-Eiweiß für Eisen. Es bringt Eisen von den Enterozyten, die für die Eisenaufnahme aus dem Darm zuständig sind, zu den im Körper vorhandenen Speichern. Eine verminderte Transferrinsättigung kann auf eine mangelnde Eisenversorgung hinweisen, sofern keine Entzündung vorliegt, da Transferrin auch aufgrund von Entzündungen sinkt.
- Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR): Das an Transferrin gebundene Eisen im Blut wird über spezielle Rezeptoren, die Transferrinrezeptoren, über die Zellwand in die roten Blutkörperchen aufgenommen. Darum steigt bei einer Eisenmangelanämie die Anzahl der Rezeptoren im Blut an.
- Ferritin (Speicher-Eisen): Dieses wasserlösliche Eiweiß speichert das Eisen und schützt die Zellen vor der schädigenden Wirkung des freien Eisens. Es befindet sich vor allem in den Zellen der Leber, im Knochenmark, der Milz, aber auch in anderen Geweben wie der Muskulatur. Das im Blut gemessene Ferritin zeigt an, wie gut die Eisenspeicher des Körpers befüllt sind. Ein verringerter Ferritinwert ist der wichtigste Hinweis auf eine Eisenmangelanämie. Liegt gleichzeitig eine Entzündung vor, kann er jedoch auch erhöht sein.
Steht ein Eisenmangel fest, gilt es, die Ursache zu finden. Bei Verdacht auf einen Blutverlust kann ein Stuhltest sinnvoll sein, je nach Ergebnis wird eine Magen-Darm-Spiegelung notwendig.
Außerdem sollte der Urin auf Blut untersucht werden und bei Frauen eventuell auch eine gynäkologische Untersuchung erfolgen. Auch eine Untersuchung durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt kann Teil der Diagnostik sein, um die Ursache des chronischen Blutverlustes zu finden, etwa die Gefäßkrankheit bei Morbus Osler. Auf einen Eisenresorptionstest zum Ausschluss einer Störung der Aufnahme von Eisen aus dem Darm wird inzwischen wegen mangelnder Aussagekraft meistens verzichtet.
Was tun bei einer Eisenmangelanämie?
Reicht eine Umstellung der Ernährung nicht aus und liegt bereits eine Anämie vor, muss eine Behandlung mit Eisendragees oder Eisentabletten erfolgen. Eisenpräparate sollten täglich oder jeden zweiten Tag auf nüchternen Magen mit Wasser oder Fruchtsaft eingenommen werden. Die Einnahme der Präparate mit fester Nahrung, Tee oder Kaffee verringert die Aufnahme des Eisens aus dem Darm. Vitamin C hingegen kann die Aufnahme verbessern.
Eisenmangel-Behandlung nicht ohne ärztlichen Rat
Die Ursachen einer Eisenmangelanämie sind vielfältig. Eine Behandlung sollte auf keinen Fall in Eigenregie ohne Abklärung und ärztlichen Rat erfolgen.
Eisenpräparate sind frei verkäuflich. Trotzdem sollen größere Mengen Eisen ohne medizinischen Grund nicht als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, denn der Körper kann überschüssiges Eisen nicht ausscheiden und speichert es in den Organen. Sind die Speicher überfüllt, kommt es zu Organschäden, vor allem an Herz, Leber, Augen und Bauchspeicheldrüse. Eisenpräparate müssen für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden, denn das Verschlucken kann lebensgefährliche Vergiftungen zur Folge haben.
Bei einer Eisenmangelanämie tritt bei der Gabe von Eisenpräparaten eine rasche Besserung ein: Schon eine Woche nach Beginn der Einnahme steigen die Zahl der Retikulozyten und der Hämoglobinwert. Bis ein Ferritin-Wert von etwa 100 Mikrogramm pro Liter erreicht ist, dauert die Behandlung circa sechs Monate. Das Eisenpräparat muss dazu aber regelmäßig eingenommen werden.
Rücksprache bei Nebenwirkungen der Eisenpräparate
Nebenwirkungen der Eisenpräparate können vor allem Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfälle und auch eine Schwarzfärbung des Stuhls sein. Bei diesen Beschwerden kann nach ärztlicher Rücksprache die Dosis verändert oder eine Einnahme zu den Mahlzeiten versucht werden, auch wenn sich dadurch die Eisenaufnahme verringert.
Die Einnahme von Eisen zusammen mit einigen Antibiotika (zum Beispiel Tetracyclinen) oder Medikamenten gegen eine übermäßige Magensäureproduktion (Protonenpumpenhemmer) kann zu einer verringerten Aufnahme des Eisens führen.
Bei schweren Nebenwirkungen oder einer Unverträglichkeit gegenüber oralen Eisenpräparaten kann Eisen auch über die Vene (intravenös) verabreicht werden. Nach intravenöser Eisengabe sollte eine Kontrolle der Eisenspeicher frühestens zwei bis drei Monate nach der letzten Eisengabe erfolgen, da ansonsten falsch hohe Ferritin-Werte gemessen werden.
Schlägt die Behandlung nicht an, kann der Grund für die Blutarmut auch eine Aufnahmestörung von Vitamin B12 beziehungsweise ein Folsäuremangel sein.
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