Blasenentzündung beim Mann: Mann hält sich den schmerzenden Unterleib © colourbox.de

Blasenentzündung beim Mann: Symptome, Ursache und Behandlung

Stand: 06.11.2024 13:37 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Eine Blasenentzündung beim Mann verursacht Symptome wie Harndrang, Schmerzen in Unterleib und Penis. Was sind Ursachen? Ist eine Behandlung mit Antibiotika immer notwendig und helfen Hausmittel?

von Carola Welt

Wenn Männer plötzlich ständig Wasser lassen müssen und es dabei brennt, kann hinter diesen Symptomen eine Blasenentzündung stecken. Genau genommen geht es dabei um eine Entzündung der Harnblase. Deshalb wird eine Blasenentzündung auch Harnblasenentzündung, Harnwegsentzündung oder Harnwegsinfekt genannt. Der medizinische Begriff ist: Zystitis. Zur Behandlung helfen, wie bei der Frau, Antibiotika und Hausmittel. Allerdings kann die Blasenentzündung beim Mann manchmal etwas komplizierter sein andere Symptome zeigen.

Blasenentzündung beim Mann: Fakten in Kürze

Eine Blasenentzündung wird durch Bakterien hervorgerufen, die eine Entzündung auslösen.

Blasenentzündung: Das sind typische Symptome

Folgende Symptome können typischerweise bei einer Harnwegsentzündung auftreten:

Blasenentzündung oder nicht? Verwechslungsgefahr bei Symptomen

Manche Symptome sind leider nicht eindeutig einer Blasenentzündung zuzuschreiben, sondern können auch in Verbindung mit anderen Infektionen stehen. Beschwerden wie Brennen oder Schmerzen beim Urinieren treten nämlich auch bei sexuell übertragbaren Infektionen auf, wie Chlamydien oder Gonokokken (Erreger von Tripper). Gonokokken können die Harnröhre und die Blase infizieren und zu einer schmerzhaften Entzündung führen. Ein Abstrich bringt Gewissheit. Schmerzen beim Wasserlassen sind auch typisch für eine Entzündung der Prostata. Deshalb muss die Ursache für die Symptome beim Mann unbedingt abgeklärt werden.

Wichtiges Symptom beim Mann: Schmerzen im Penis

Die Harnwegsentzündung ist eine Erkrankung der Urin ableitenden Harnwege. Der Weg des Urins durch den Körper verläuft dabei kurz zusammengefasst so: Die Nieren bilden den Urin. Über die beiden Harnleiter gelangt er in die Blase (daher auch der Name Harnblase) und sammelt sich dort. Durch die Harnröhre fließt der Urin wieder aus dem Körper hinaus. Diese Harnröhre führt beim Mann durch den Penis. Das ist der Grund, warum beim Mann neben dem Symptom diffuse Unterleibsschmerzen auch Schmerzen im Penis auftreten können, wenn sich die Blaseninfektion zu einem vollständigen Harnwegsinfekt entwickelt hat.

Unterschiede: Blasenentzündung bei Mann und Frau

Statistisch gesehen macht etwa jede zweite Frau mindestens einmal im Leben eine akute Blasenentzündung durch. "Männer hingegen trifft es wesentlich seltener", beobachtet der Berliner Urologe Dr. Bernhard Schoensee: Je nach Altersgruppe können Frauen im Vergleich zu Männern viermal bis zehnmal so häufig betroffen sein. Der massive Unterschied im Risiko für eine Harnblasenentzündung hat anatomische Gründe sagt Urologe Dr. Schoensee: "Das liegt daran, dass die männliche Harnröhre mit circa 20 bis 25 Zentimetern wesentlich länger ist als die weibliche mit circa vier Zentimetern. Damit ist bei Männern die Barriere, die sie vor krankmachenden, hochsteigenden Bakterien schützt, einfach länger als bei Frauen."

Ist eine Blasenentzündung ansteckend?

Blasenentzündungen gehören nicht zu den sexuell übertragbaren Krankheiten wie Chlamydien oder Syphilis, weil die auslösenden Erreger nicht vor allem durch Sex übertragen werden und auch die typischen Sexualflüssigkeiten (Sperma, Vaginalsekret) nichts mit der Übertragung zu tun haben. Eine direkte Übertragung einer akuten Harnwegsentzündung zwischen Sexualpartnern oder Sexualpartnerinnen ist aber grundsätzlich möglich. Bei einer Infektion sollte Geschlechtsverkehr unbedingt geschützt stattfinden, also mit einem Kondom, rät Dr. Bernhard Schoensee. Dabei geht es aber auch um Selbstschutz: um sich nicht mit neuen Keimen zu belasten, wenn man bereits erkrankt ist. Wegen der Schmerzen sei Sex bei Blasenentzündung aber oft ohnehin kein Thema, so der Urologe. Übrigens: Sich mit Blasenentzündung über Toilettensitze anzustecken gilt als nahezu ausgeschlossen.

Diagnose der Blasenentzündung beim Mann

Für die Diagnose wird in der Arztpraxis zuerst eine Urinprobe untersucht. Durch den Harnstreifentest wird der Wert der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) festgestellt. Eine erhöhte Menge an Leukozyten im Urin (Leukozytenesterase) weist auf eine entzündliche Erkrankung der Nieren und / oder der ableitenden Harnwege hin. Erhöhte Leukozyten können auch ein Merkmal einer Infektion der Prostata oder der Nebenhoden sein. Um die genaue Ursache festzustellen, tastet der Arzt oder die Ärztin die Prostata ab. Eine geschwollene oder druckempfindliche Prostata deutet auf eine Entzündung hin. Die Ultraschalluntersuchung dient dazu, entsprechende Veränderungen an den Nieren, den Harnwegen oder der Prostata aufzuzeigen. Außerdem wird klar, ob Steine in der Blase der Auslöser der Entzündung sind.

Was bringen Schnelltests des Urins?

Von Schnelltests aus Apotheke oder Drogerie (frei verkäufliche Urintests) hält Urologe Dr. Bernhard Schoensee wenig: "Das Wichtige ist ja, dass man abklären muss, warum es Probleme mit dem Wasserlassen gibt, also organische Ursachen auszuschließen. Außerdem bieten diese Schnelltests keinen sicheren Hinweis auf eine Infektion. Und man kann damit auch nicht feststellen, welches Bakterium der Auslöser ist und welche Antibiotika helfen würden, wenn keine Urinkultur angelegt wird. Es ist wichtig, den Urin richtig zu untersuchen."

Behandlung: Antibiotika beim Mann notwendig

Anders als bei Frauen reichen beim Mann viel Trinken und Hausmittel nicht aus, um die Entzündung der Blase abklingen zu lassen. "Bei einer Blasenentzündung beim Mann sind Antibiotika eigentlich immer ein Muss. Je nach auslösendem Keim und verordnetem Präparat müssen sie zwischen fünf und zehn Tagen eingenommen werden", sagt Urologe Schoensee. Bei Bedarf können Schmerzmittel verordnet werden. Unterstützend sollten die Patienten viel trinken, am besten Kräutertee und stilles Wasser. Dadurch wird der Harn verdünnt und die Keime werden gut ausgespült.

Dauer der Blasenentzündung beim Mann

Die Dauer einer Harnblasenentzündung beim Mann richtet sich nach der Schwere der Entzündung und der möglichen Beteiligung weiterer Organe durch die Infektion. Ohne Komplikationen ist die Erkrankung meist nach etwa zehn Tagen überstanden. Wenn auch die Harnröhre entzündet war, kann es noch mehrere Wochen zu Missempfindungen kommen.

Ursachen einer Blasenentzündung

Auslöser für Blasenentzündungen sind in der Regel Bakterien aus dem Darm, meist Escherichia coli Bakterien. Sie wandern von außen in die Harnröhre ein und bewegen sich aufwärts in die Blase. Dort vermehren sie sich und sorgen für eine Reizung der Blasenwand. Diese schwillt an und entzündet sich.

Spezifische Ursachen für Blasenentzündung beim Mann

"Eine Zystitis hat oft organische Gründe", sagt Dr. Bernhard Schoensee. "Es sind zwar auch jüngere, aber doch meist ältere Männer betroffen. Bei ihnen ist überwiegend die Prostata die Ursache." Mit zunehmendem Alter vergrößert sich beim Mann häufig die Prostata. Das ist meist gutartig, aber hat für die umliegenden Organe Folgen: Die Harnröhre wird bedrängt und der Abfluss des Harns ist erschwert. Dadurch bleibt Harn in der Blase zurück (Restharn). Bakterien werden nicht in ausreichender Menge ausgeschwemmt, es kommt leichter zu einer Infektion. Durch diesen Restharn wird die Harnblasenentzündung auch oft chronisch.

Weitere organische Auslöser der Zystitis sind:

  • eine anatomisch verengte Harnröhre (häufig bei jungen Männern die Ursache)
  • Harnsteine
  • eine Blasenfunktionsstörung
  • ein wachsender Tumor in der Blase

Für Männer, die den Verdacht einer Blasenentzündung haben gilt: Nicht abwarten, sondern einen Urologen oder eine Urologin aufsuchen und vor allem die Ursachen abklären lassen.

Risiko: Faktoren, die Blasenentzündung fördern

Das Risiko für die Entstehung einer Blasenentzündung wird gefördert ...

  • durch ein geschwächtes Immunsystem: Abwehrkräfte können dann nicht verhindern, dass die Keime sich festsetzen.
  • durch schlechte Hygiene, etwa wenn die Vorhaut verengt ist.
  • durch eine zu geringe Trinkmenge, sodass Keime nicht aus der Blase ausgeschwemmt werden.
  • durch Unterkühlung (nasse Badehose, kalter Untergrund, usw.). Dadurch ist die Durchblutung im Beckenbereich gemindert und die Immunabwehr herabgesetzt.
  • durch eine Entzündung der Prostata, die auf die Blase übergreift.
  • durch Analverkehr ohne Kondom.

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NDR Fernsehen | Visite | 26.11.2024 | 20:15 Uhr

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