VIDEO: Blasenkrebs: Symptome, Behandlung und Heilungschancen (8 Min)

Blasenkrebs: Symptome, Behandlung und Heilungschancen

Stand: 13.11.2023 11:42 Uhr

Blasenkrebs ist ein bösartiger Tumor der Harnblase. Erstes Symptom ist häufig eine schmerzlose Blutbeimengung im Urin. Behandlung und Heilungschancen hängen davon ab, wie weit der Tumor in die Blasenwand hineinwächst.

von Nadine Becker

Etwa 31.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einem Harnblasenkarzinom, umgangssprachlich auch Blasenkrebs genannt. Mehr als zwei Drittel der Betroffenen sind Männer, das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter.

Erstes Symptom: Blut im Urin ohne Schmerzen

Das erste Symptom, das Betroffene bemerken, ist häufig eine sichtbare, aber schmerzlose Blutbeimengung im Urin - Mediziner und Medizinerinnen sprechen von einer Makrohämaturie. Ob sie früh oder erst spät im Verlauf der Erkrankung auftritt, ist unterschiedlich. Im schlechtesten Fall kann sie auch dann erst auftreten, wenn der Tumor bereits über längere Zeit gewachsen ist. Mit bloßem Auge sichtbar ist Blut im Urin ab einer Beimengung von einem Milliliter pro Liter Urin.

Hierdurch kann sich Urin noch rot verfärben:

  • Menstruationsblut
  • Verzehr von färbenden Nahrungsmitteln wie Rote Bete, Brombeeren oder Rhabarber
  • Einnahme von Medikamenten wie Rifampicin, Phenolphthalein, Metamizol, Sulfasalazin, Ibuprofen oder Metronidazol
  • Blasenentzündung
  • Harnsteine
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Prostatakarzinom
  • Nierenzellkarzinom
  • Glomerulonephritis (Entzündung der Kapillarknäuel in der Niere)

Weitere Informationen
Prof.Christian Wülfing. © Screenshot
5 Min

Blasenkrebs erkennen und rechtzeitig behandeln

Was sind Symptome für einen Blasenkrebs? Wie lässt er sich behandeln? Und wie stehen die Heilungschancen? Der Experte informiert. 5 Min

Weitere Symptome: Häufiger Harndrang, Blasenentzündungen

Auch häufiger Harndrang, Missempfindungen beim Wasserlassen sowie wiederkehrende Blasenentzündungen können Symptome bei Blasenkrebs sein. Insbesondere bei Männern sollten wiederkehrende Blasenentzündungen dringend abgeklärt werden. Denn durch ihre anatomisch längere Harnröhre sind sie vor Bakterien, die eine Blasenentzündung meist auslösen, in der Regel besser geschützt. Deshalb sind Harnwegsinfekte bei ihnen deutlich seltener als bei Frauen.

Im späteren Verlauf eines Blasenkarzinoms kann es auch zur typischen B-Symptomatik kommen - dazu zählen Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Fieber. Zusätzlich kann sich der Harn aufgrund einer Abflussbehinderung durch den Tumor bis in die Nieren aufstauen und zu sogenannten Stauungsnieren und Flankenschmerzen führen.

Diagnose: Blasenspiegelung liefert Gewissheit

Aufnahme eines Blasentumors. © NDR Foto: NDR Screenshot
Blasentumore haben häufig eine korallen- oder auch blumenkohlartige Erscheinung.

Das Mittel der Wahl, um herauszufinden, ob Blasenkrebs vorliegt, ist die Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie). Hierbei begutachtet der Urologe oder die Urologin die Harnröhre und Harnblase mittels eines Endoskops von innen. Dafür wird unter lokaler Betäubung, meist durch ein anästhesierendes Gleitmittel, das sogenannte Zystoskop via Harnleiter bis in die Blase eingeführt. Durch die enthaltene Kamera kann der Urologe so Harnleiter und Blaseninnenwand systematisch nach Tumoren absuchen.

Behandlung: Transurethrale Resektion bei oberflächlichen Tumoren

Die Harnblase fungiert als Auffangbecken für den aus den Nieren kommenden Urin. Ihre Wand lässt sich in drei große Schichten einteilen: die innenliegende Schleimhaut, die Muskelschicht und umgebendes Bindegewebe beziehungsweise eine seröse Haut. Mehr als 90 Prozent der Harnblasenkarzinome stammen aus dem Urothel, der obersten Zellschicht der Schleimhaut. Sie kleidet die Blase von innen aus wie eine Tapete ein Zimmer.

Wächst der Tumor von dort nur oberflächlich, das heißt in den Hohlraum der Blase hinein, oder nur geringfügig in die Tiefe, kann er mit einer Elektroschlinge von innen abgetragen werden. Fachärzte nennen diesen Eingriff eine Transurethrale Resektion von Blasengewebe (TUR-B). Sie kann auch mit einem vorher verabreichten Fluoreszenzfarbstoff durchgeführt werden. Der Farbstoff reichert sich im tumorösen Gewebe an - besonders bei stark genetisch veränderten Zellen. Dadurch werden auch kleine und flache Tumoren besser erkennbar. Kann der Blasenkrebs, weil er nur oberflächlich ist, mit einer TUR-B von innen ausgeschält werden, kann die eigene Blase erhalten bleiben.

Blasenentfernung bei muskelinvasiven Tumoren

Ist der Krebs jedoch muskelinvasiv, das heißt er wächst bis in die Muskelschicht der Blasenwand hinein, muss die Blase entfernt werden. Über eine künstliche Harnableitung, das Urostoma, oder eine aus Dünndarmschlingen nachgefertigte Blase, die Neoblase, mit Anschluss der beiden Harnleiter und der Harnröhre, wird dann das Wasserlassen für die Betroffenen ermöglicht.

Hauptrisikofaktor: Jahrelanges Rauchen

Größter Risikofaktor für das Entstehen von Blasenkrebs ist das Rauchen. Studien zeigen: Je länger die Lebenszeit, in der man raucht, desto höher das Risiko an Blasenkrebs zu erkranken. Und: Raucher und Raucherinnen haben die deutlich aggressiveren Tumoren zum Zeitpunkt der Diagnose.

Ein weiterer Risikofaktor ist der berufliche Umgang mit sogenannten aromatischen Aminen. Das sind Stoffe, die vor allem in Pestiziden, Lacken, synthetischen Farben und der Gummiindustrie eingesetzt werden. Daher ist Blasenkrebs auch eine anerkannte Berufserkrankung, unter anderem bei Malern, Lackierern und Friseuren.

Screening und verlässliche Früherkennung gibt es nicht

In der aktuellen Leitlinie zum Harnblasenkarzinom heißt es: "Es kann kein diagnostischer Marker zum Screening auf das Vorliegen eines Harnblasenkarzinoms oder zur systematischen Früherkennung (…) empfohlen werden". Zwar gibt es Urin-Schnelltests, die gesetzlich Versicherten zur möglichen Früherkennung von Blasenkrebs als IGeL-Leistungen angeboten werden, jedoch sind diese nicht ausreichend zuverlässig. So erkennt zum Beispiel der gängige NMP22-Test Blasenkrebs nicht sicher das Vorliegen eines Blasenkrebs und sorgt zudem für falsch-positive Befunde. Das heißt, er diagnostiziert Gesunde fälschlicherweise als krank. Solche Fehlalarme können stark beunruhigen und unnötige Untersuchungen nach sich ziehen. Deshalb empfiehlt auch der "IGeL-Monitor" des Medizinischen Dienstes Bund den Test nicht.

Experten aus dem Beitrag

Dieses Thema im Programm:

Visite | 14.11.2023 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medizinische Therapie

Krebs

Mehr Gesundheitsthemen

Eine Frau hält sich den Bauch und krümmt sich nach vorn. © Fotolia.com Foto: Antonioguillem

Verstopfung lösen: Was hilft bei trägem Darm?

Millionen Deutsche leiden an chronischer Obstipation. Was sind die Ursachen für Verstopfung? Und wie wird sie behandelt? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber