Ein Mann verschränkt die Hände vor dem Schritt. © colourbox Foto: AtlasStudio

Gonorrhoe: Symptome, Ansteckung und Behandlung bei Tripper

Stand: 28.10.2024 11:46 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Gonorrhoe, auch unter dem Namen Tripper bekannt, zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Mithilfe einer Antibiotika-Therapie kann die Infektion gut behandelt werden.

von Ursula Stamm

Weltweit erkranken jährlich rund 87 Millionen Menschen an Gonorrhoe, damit ist sie die dritthäufigste sexuell übertragbare Infektion. Für Deutschland gibt es nur Zahlen aus dem Bundesland Sachsen, da keine allgemeine Meldepflicht besteht. Dort haben sich die Erkrankungszahlen laut Robert Koch-Institut (RKI) von 2001 bis 2019 verzehnfacht. Die meisten Menschen infizieren sich im Alter zwischen 15 und 25 Jahren mit Tripper.

Was ist Tripper?

Tripper wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (kurz: Gonokokken) ausgelöst. Die Bakterien werden fast immer beim Geschlechtsverkehr übertragen und siedeln sich an den Schleimhäuten von Penis, Vagina oder Enddarm an. Je nach Sexualpraktik können auch die Schleimhäute im Rachen betroffen sein. Selten kommt es durch eine Schmierinfektion auch zu einer Beteiligung der Augen. Wird Tripper nicht erkannt oder nicht behandelt, kann die Infektion zum Beispiel zu Unfruchtbarkeit führen, eine rechtzeitige Behandlung ist daher extrem wichtig.

Symptome von Gonorrhoe können vielfältig sein

Je nachdem, an welcher Stelle die Gonokokken in den Körper gelangen, können unterschiedliche Symptome auftreten. Der Schleimhautbefall durch Gonokokken führt zu einer Entzündung und damit zu Symptomen wie Jucken und Brennen.

Typisch beim Mann ist zudem ein eitriger oder wässriger Ausfluss aus dem Penis sowie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen. Bei Frauen kommt es zu einem wässrig-schleimigem Ausfluss, der Blut oder Eiter enthalten kann und unangenehm riecht. Ist die Harnröhre befallen, können Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen hinzukommen.

Auch im Rachen können sich die durch Oralverkehr übertragenen Bakterien vermehren und zu Halsschmerzen und Schluckbeschwerden führen. Bei einer Infektion über Analverkehr kann sich die Schleimhaut im Enddarm entzünden. Auch hier kann es dann zu Ausfluss sowie Juckreiz und Schmerzen im Analbereich kommen.

Doch nicht in allen Fällen verursacht eine Infektion mit Gonokokken auch Beschwerden, bei etwa jeder zweiten Frau und jedem dritten Mann verläuft sie symptomlos. Aber auch dann besteht Ansteckungsgefahr. Die sogenannte Inkubationszeit bei Gonorrhoe beträgt laut RKI bis zu 14 Tage, typischerweise treten die Beschwerden aber bereits nach drei Tagen auf.

Übertragung: Wie steckt man sich mit Tripper an?

Beim Sex können die den Tripper auslösenden Gonokokken über den direkten Kontakt von Schleimhäuten übertragen werden. Außerhalb des Körpers überleben die Bakterien nur kurz. Eine Ansteckung über Gegenstände wie Saunabänke oder gemeinsam benutzte Handtücher ist daher eher unwahrscheinlich. Eine Ausnahme stellt allerdings der gemeinsame Gebrauch von Sexspielzeug dar.

Es ist auch möglich, die Bakterien an sich selbst auf andere Körperstellen zu übertragen - zum Beispiel, wenn Ausfluss aus der Vagina in den After gelangt oder man sich mit bakterienhaltigem Sekret ans Auge fasst. Selten kommt es während des Geburtsvorgangs zu einer Infektion des Neugeborenen, wenn die Mutter an Gonorrhoe erkrankt ist. Die Gonokokken befallen dann meist das Auge des Neugeborenen.

Diagnose von Gonorrhoe mittels Abstrich

Beschwerden wie Ausfluss, Juckreiz, Schmerzen im Analbereich oder Halsschmerzen und Schluckbeschwerden können neben einer Gonorrhoe auch andere Ursachen haben. Bei Verdacht auf eine Gonorrhoe wird daher ein Test gemacht, bei dem per Abstrich Schleimhautproben der entsprechenden Körperregionen gewonnen werden, also aus Harnröhre, Gebärmutterhals, After oder Rachen. Bei Männern lässt sich Tripper in der Harnröhre auch mithilfe einer Urinuntersuchung feststellen.

Menschen mit einem erhöhten Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten wird empfohlen, sich regelmäßig testen zu lassen, damit auch ein symptomloser Tripper erkannt wird. Tests auf Gonorrhoe und andere sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis und Chlamydien können zudem für Schwangere sinnvoll sein, um eine Fehlgeburt oder eine Infektion des Kindes während der Geburt zu verhindern. Solche Tests werden in Praxen für Gynäkologie, Urologie, Dermatologie und Venerologie sowie in speziellen infektiologischen Praxen durchgeführt.

Tripper: Behandlung mit Antibiotika

Da es sich bei Tripper um eine bakterielle Infektion handelt, kann die Erkrankung mit Antibiotika behandelt werden. Meist reicht eine einmalige Infusion oder Spritze mit einem Antibiotikum als Behandlung aus. 24 Stunden nach Verabreichung des Medikaments sind die Gonokokken in der Regel abgetötet.

Wegen des hohen Ansteckungsrisikos sollten infizierte Personen auf Geschlechtsverkehr verzichten, bis die Therapie abgeschlossen ist. Sexualpartnerinnen und -partner sollten unbedingt informiert werden, damit sie sich ebenfalls untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen können.

Unbehandelte Gonorrhoe kann zu Unfruchtbarkeit führen

Eine unerkannte und unbehandelte Gonorrhoe kann Komplikationen und Spätfolgen nach sich ziehen, vor allem Infertilität sowohl beim Mann als auch der Frau.

Bei Frauen kann sich eine sogenannte aufsteigende Tripper-Infektion zu einer Entzündung des gesamten Beckens entwickeln. Diese kann zu Blutungen und Verwachsungen führen und Unfruchtbarkeit oder eine Eileiterschwangerschaft zur Folge haben.

Bei Männern kann die vom Penis ausgehende Entzündung zur Prostata, den Samenbläschen und den Nebenhoden wandern. Gelangen die Gonokokken in die Samenleiter, können narbige Verklebungen und Zeugungsunfähigkeit die Folgen sein. Die Entzündung der Nebenhoden führt zu einer massiven und schmerzhaften Schwellung des Hodensacks. Eine Entzündung der Prostata verursacht dumpfe Schmerzen am Damm und in der Region der Blase sowie häufigen Harndrang, schmerzhaften Stuhlgang und Fieber.

Selten können Gonokokken auch die Augen befallen und die Hornhaut entzünden. Unbehandelt kann das Auge durch die Infektion erblinden. Die Gonokokken können sich zudem im gesamten Körper verteilen und unter anderem zu Gelenkentzündungen, Herzentzündungen oder Hirnhautentzündungen führen. Gelangen die Erreger über die Blutbahn in den gesamten Körper, kann es sogar zu einer lebensbedrohlichen Sepsis kommen.

Auch wenn eine Gonorrhoe erfolgreich behandelt wurde, kann man sich zu einem späteren Zeitpunkt erneut anstecken, eine durchgemachte Infektion führt also nicht zu einer Immunität.

Was schützt vor einer Ansteckung mit Tripper?

Kondome und Femidome können vor einer Infektion mit Gonokokken schützen. Auch wenn der Schutz nicht hundertprozentig ist, verringert sich das Risiko einer Ansteckung doch erheblich. Kondome sollten auch bei der gemeinsamen Nutzung von Sexspielzeug verwendet werden oder das Sexspielzeug sollte gründlich mit Wasser und Seife gereinigt werden. Bei Verdacht auf Tripper sollte sich die betroffene Person sowie deren Sexualpartner unbedingt testen lassen, denn sind sie infiziert, sind sie auch ansteckend.

Derzeit gibt es keine spezifische Impfung gegen Gonokokken. Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Fallstudie zeigte jedoch, dass es durch eine Impfung gegen Meningokokken B auch zu einer gewissen (wenn auch eingeschränkten) Immunität gegenüber Gonokokken kommen kann - das Risiko kann so gesenkt werden.

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