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Syphilis: Symptome, Übertragung und Behandlung

Stand: 31.08.2024 16:52 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Syphilis, auch Lues genannt, zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Viele Infizierte bleiben lange ohne Symptome. Das ist gefährlich, denn unbehandelt kann Syphilis zu Organschäden führen.

von Beate Wagner

Die gemeldeten Zahlen zu Syphilis-Infektionen in Deutschland der letzten Jahre zeigen deutlich, dass das Risiko, sich mit Syphilis zu infizieren, steigt. Im Jahr 2022 wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 8.300 Syphilis-Fälle gemeldet, ein neuer Höchststand. Jede festgestellte Syphilis-Infektion muss anonymisiert an das RKI übermittelt werden.

Was ist Syphilis?

Syphilis wird vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen und durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht. Ein erster Hinweis auf eine Infektion ist ein Hautgeschwür im Genitalbereich. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen, beträgt im Schnitt 14 bis 24 Tage. Sie kann aber auch zwischen zehn und 90 Tagen betragen. Viele Infizierte bemerken also zunächst keine Symptome und die Syphilis bleibt oft unerkannt. So kann die Krankheit unwissentlich an weitere Menschen übertragen werden.

Die verschiedenen Stadien von Syphilis

Unbehandelt durchläuft die Syphilis verschiedene Stadien: die Frühsyphilis, die Sekundärsyphilis, die Spätsyphilis, die Neurosyphilis und die konnatale Syphilis. Alle Fälle, in denen der Infektionszeitpunkt früher als ein Jahr zurückliegt, bezeichnet man als Frühsyphilis. In der Frühsyphilis wiederum gibt es ein Stadium I und ein Stadium II, also Primär- und Sekundärsyphilis. Nach Jahren ohne Behandlung gibt es dann eine Spätsyphilis (tertiäre Syphilis).

Hochinfektiös sind Patienten mit Syphilis im Stadium I, infektiös im Stadium II, im Stadium III besteht trotz schwerwiegender Krankheitserscheinungen keine Infektiosität mehr. Die Beschwerden bei einer Syphilis-Erkrankung fallen je nach Stadium und zuerst betroffenem Körperbereich unterschiedlich aus.

Primäre Syphilis: Symptome im ersten Stadium

Kurz nach einer Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum zeigt sich zunächst ein einzelnes, schmerzloses Geschwür (harter Schanker) zum Beispiel an der Schleimhaut von Scheide, Penis, After oder im Mund - je nachdem, wo das Bakterium beim Geschlechtsverkehr oder intensiven Kontakt in den Köper gelangt. Das Geschwür ist meist schmerzlos und heilt von selbst wieder ab. Es kann aber auch eine kleine Narbe hinterlassen. Diese Form der Anfangserscheinung der Syphilis wird auch Primäraffekt genannt.

Da das Geschwür viele potentiell übertragbare Bakterien enthält, ist es sehr ansteckend. Oft sind auch die benachbarten Lymphknoten geschwollen. Ein genitaler Herpes kann ebenfalls ein Primäraffekt sein. Dieser ist häufig schmerzhaft, die Symptome gehen jedoch innerhalb weniger Wochen von allein zurück, während die Erreger im Körper bleiben.

Symptome einer sekundären Syphilis

Nach dem ersten Geschwür, das auf die Ansteckung mit den Bakterien folgt, kann es mehrere Wochen bis Monate dauern, bis die Syphilis sich erneut zeigt. Das ist dann das Stadium II der Frühsyphilis. Dieses Sekundärstadium der Krankheit geht mit Symptomen wie Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen einher. Die Schwellung der Lymphknoten kann nun auch an anderen Stellen im Körper auftreten. Häufig sind zum Beispiel die Lymphknoten unter den Achseln geschwollen.

Zudem kann es zu einem Hautausschlag mit rötlich-braunen Flecken und kleinen Knötchen kommen. Der Hautausschlag juckt meist nicht. Auch diese Symptome an der Haut können zunächst wieder verschwinden und erst nach Monaten zurückkehren. Manchmal kehren sie auch nur noch als rötliche Flecken an den Handinnenflächen und Fußsohlen wieder. Oft tauchen die warzenförmigen Hautveränderungen auf der Schleimhaut im Genitalbereich (Condylomata lata) oder im Mund wieder auf. In dem Sekundärstadium der Syphilis ist zudem ein fleckförmiger Haarausfall möglich.

Bleibt die Erkrankung weiter unbehandelt, können alle diese Beschwerden zum Teil wieder über Jahre verschwinden. In dieser Latenzzeit ist auch eine Spontanheilung möglich. Die Erreger bleiben meist aber im Körper und können später wieder Symptome auslösen.

Krankheitsbild der tertiären Syphilis

Die Spätsyphilis zeigt sich oft bei einem unklaren, unbekannten Infektionszeitpunkt oder einem Infektionszeitpunkt, der länger als ein Jahr zurückliegt. Bei der tertiären Syphilis können Schäden an verschiedenen Organen auftreten - zum Beispiel an der Hauptschlagader oder am Nervensystem inklusive Rückenmark und Gehirn. Wenn die Erkrankung diesen Verlauf nimmt, sind ernste Komplikationen zu erwarten, eine Heilung ist dann unwahrscheinlich.

Die Spätsyphilis kommt heute jedoch nur noch selten vor. Typische Spätfolgen sind: Nervenschäden am Gehirn, auch Neurosyphilis genannt, starke Schmerzen, Lähmungen, Demenz, knotige Entzündungsherde (Gummen), offene Hautgeschwüre, Schäden an Knochen oder Gelenken. Syphilis-bedingte Entzündungen können zudem Blutgefäße schädigen. Wenn es dann zu inneren Blutungen kommt, wird die Erkrankung schnell lebensbedrohlich.

Was ist die konnatale Syphilis?

Unter Lues connata versteht man eine Syphilis-Infektion des Fötus über den Mutterkuchen im Mutterleib. Das Ungeborene kann sich in jedem Stadium der Schwangerschaft und in jedem Stadium der nicht oder ungenügend behandelten Mutter anstecken. Die sogenannte konnatale Ansteckung ist umso wahrscheinlicher, je kürzer die Infektion der Schwangeren zurückliegt. Infiziert sich die Mutter während der Schwangerschaft, beträgt die Übertragungsrate bis zu 100 Prozent. Schwangere Frauen sollten sich früh in der Schwangerschaft testen lassen, um Komplikationen für das Kind zu verhindern.

Diagnose: Welche Tests weisen eine Syphilis nach?

Zur Diagnose der Krankheit Syphilis gehören immer verschiedene Tests, eine Abstrich-Diagnostik und eine Kultur aus dem Blut. Es gibt unterschiedliche Suchtests und Bestätigungstests. Der sogenannte Fluoreszenz-Treponema-Antikörper-Absorptions-Test (FTA-abs-Test) kann zum Beispiel in der Frühphase die Infektion bestätigen. Er weist die vom Körper gebildeten Antikörper IgM und IgG nach. Zudem gehört zur Diagnose der Syphilis immer auch ein HIV-Test, da die Erkrankung eine HIV-Infektion begünstigt.

Wer sich auf Syphilis testen lassen will, kann das zum Beispiel bei Ärztinnen und Ärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Gynäkologie und Urologie machen lassen. Bei Symptomen oder einem konkreten Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

Welche Behandlung hilft bei Syphilis?

Rechtzeitig erkannt, lässt sich Syphilis gut mit Antibiotika behandeln. In der Frühsyphilis ist die Standardtherapie Penicillin. Bei Patienten mit einer Allergie ist alternativ Doxycyclin als Behandlung bei Syphilis möglich. Eine Therapie mit Ceftriaxon ist auch möglich. Dieses Antibiotikum muss allerdings täglich gespritzt werden, der Patient muss für die Therapie also täglich in die Praxis kommen oder stationär aufgenommen werden.

Die Spätsyphilis wird ebenfalls mit Penicillin behandelt. Alternativ ist die Verwendung von Doxycyclin und Ceftriaxon ebenfalls möglich. Je nach Verlauf und Lokalisation der Spätfolgen der Syphilis ist eine Spätsyphilis noch mit Antibiotika heilbar. Todesfälle sind heute eher selten.

Wie kann man sich vor Syphilis schützen?

Kondome können das Risiko senken, sich mit Syphilis anzustecken. Da die Syphilis-Erreger jedoch überall im Genitalbereich übertragen werden können, schützen auch Kondome nicht zu 100 Prozent. Eine Impfung existiert nicht.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | NDR Info | 23.07.2024 | 16:00 Uhr

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