Niereninsuffizienz: Symptome, Ursachen und Behandlung
Immer mehr Menschen erkranken an einer Niereninsuffizienz, auch Nierenschwäche genannt. Das Problem: Merkliche Symptome zeigen sich erst spät. Infos zu Stadien, Ursachen und zur Behandlung.
Die Nieren reinigen das Blut, regulieren den Blutdruck, den Salz- und Wasserhaushalt und produzieren wichtige Hormone. Ihre Arbeit verrichten sie unbemerkt, so dass es nicht auffällt, wenn es ihnen schlechter geht. Immer mehr Menschen entwickeln eine fortschreitende Niereninsuffizienz, ohne es zu ahnen. In Europa haben bereits zehn Prozent der Erwachsenen eine chronische Nierenerkrankung und sind in vielen Fällen schließlich auf eine künstliche Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation angewiesen.
Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz
Symptome, die auf Nierenprobleme hindeuten können, sind:
- hoher Blutdruck
- stechende Kopfschmerzen
- Wasser in den Beinen
- Haut, die spannt
- Schaum auf dem Urin
Im Endstadium einer Niereninsuffizienz können folgende Symptome auftreten:
- nicht mehr einzustellender Bluthochdruck
- Rückgang der Urinmenge
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
- Luftnot
- Übelkeit
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- unregelmäßiger Herzschlag
- Benommenheit
- Schläfrigkeit
- Krämpfe
- Koma
Niereninsuffizienz Stadien - was bedeuten sie?
Bei einer Niereninsuffizienz wird nach fünf Stadien unterschieden. Maßgeblich ist die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR), die aussagt, wie viel Blut die Niere pro Minute noch filtern kann. Dabei ist die Nierenfunktion in Stadium eins und zwei noch normal beziehungsweise leicht eingeschränkt. In Stadium drei ist die Nierenfunktion nur noch moderat, im vierten Stadium spricht man von einer schweren Funktionseinschränkung. Im fünften Stadium handelt es sich um chronisches Nierenversagen.
Risikofaktoren für Niereninsuffizienz
Vor allem Bluthochdruck, Diabetes und Arteriosklerose schädigen auf Dauer die sehr feinen Gefäße der Nieren. Darüber hinaus setzt Übergewicht ihnen zu. Bei Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) kommen oft mehrere Risikofaktoren für ein Nierenversagen zusammen wenn sie, was häufig der Fall ist, zum Beispiel unter Diabetes und Bluthochdruck leiden. Außerdem bildet bei Menschen mit Adipositas das Fettgewebe im Bauchraum Entzündungshormone, die die Nieren zusätzlich gefährden. Mit zunehmendem Alter werden Nieren von Natur aus schwächer, was zu einer chronischen Niereninsuffizienz beitragen kann.
Adipöse Kinder entwickeln später häufiger Nierenschwäche
Inzwischen sind immer mehr Kinder und Jugendliche stark übergewichtig und leiden an Diabetes Typ 2. Sie laufen Gefahr, schon mit 30 bis 45 Jahren auf eine regelmäßige maschinelle Blutwäsche angewiesen zu sein - für den Rest ihres Lebens.
Niereninsuffizienz durch Rauchen oder Medikamente
Auch Zigaretten, eine ungesunde Ernährung mit viel Schweinefleisch und über längere Zeit eingenommene Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können die Nieren massiv schädigen und eine chronische Niereninsuffizienz begünstigen.
Nierenschädigung bei Autoimmunerkrankungen
Autoimmunerkrankungen können die Niere angreifen. Bei der Glomerulonephritis wendet sich das Autoimmungeschehen ausschließlich gegen die Nieren. Bei einigen systemischen Autoimmunerkrankungen wird die Niere in Mitleidenschaft gezogen - zu nennen sind hier insbesondere die Vaskulitiden, also Gefäßentzündungen, und die Kollagenosen, die das Bindegewebe angreifen. Zu den häufigsten Krankheitsbildern mit Nierenbeteiligung zählen die Granulomatose mit Polyangiitis (GPA), die Mikroskopische Polyangiitis (MPA) und der systemische Lupus erythematodes (SLE).
Untersuchung auf Niereninsuffizienz
Eine nachlassende Nierenfunktion lässt sich mit Blut- und Urinuntersuchungen erkennen:
- Einen ersten Hinweis liefert der Kreatininwert im Blut. Kreatinin ist ein Abbauprodukt der Säure Kreatin, die die Muskeln mit Energie versorgt. Es reichert sich im Blut an, wenn die Nieren nicht ausreichend arbeiten. Der Kreatinin-Wert steigt jedoch erst, wenn die Nierenfunktion bereits um mehr als 50 Prozent eingeschränkt ist.
- Auch eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin deutet auf einen Nierenschaden hin. Besonders wichtig ist ein Urintest auf das Eiweiß Albumin. Albumin im Urin tritt schon in frühen Stadien einer Niereninsuffizienz auf. Denn durch Bluthochdruck, Diabetes oder andere Grunderkrankungen können die kleinen Blutgefäße in der Niere löchrig werden. Durch diese Löcher gelangen auch Stoffe in den Urin, die normalerweise im Blut bleiben sollten, so das Eiweiß Albumin. Ein gesunder Mensch hat nur minimale Mengen davon im Urin. Größere Mengen sind deshalb ein Zeichen für eine Schädigung der Niere.
- Empfindlicher sind die aufwendigeren Labortests auf das Protein Cystatin C und den im Blut frei zirkulierenden Urokinase-Rezeptor suPAR, die bereits lange vor den ersten Symptomen auf ein Nierenproblem hinweisen. Achtung: Bei älteren Menschen kann ein zu hoher Kreatininwert schon binnen weniger Monate so schlecht werden, dass Dialyse notwendig wird. Daher sollten die Nieren genauso ernst genommen werden wie das Herz, mahnen Expertinnen und Experten.
Behandlung der Niereninsuffizienz
Wer an Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck leidet, sollte regelmäßig die Nierenwerte überprüfen lassen und möglichst rechtzeitig umsteuern: Viel Bewegung und eine nierengesunde Ernährung können dazu beitragen, dass sich die Erkrankung zumindest nicht verschlimmert und so eine schwerwiegende Niereninsuffizienz hinauszögert wird. Auch mit Medikamenten lässt sich bei rechtzeitiger Diagnose ein Nierenschaden oft bremsen. Neue Medikamente können den Nierenfunktionsverlust deutlich verlangsamen, sodass viele Patienten gar nicht oder zumindest deutlich später mit einer künstlichen Blutwäsche (Dialyse) beginnen müssen. Rückgängig machen lassen sich Nierenschäden meist nicht.
Chronisches Nierenversagen: Dialyse oder Transplantation
Ist die Organfunktion bereits auf weniger als zehn Prozent gesunken ist, hilft meist nur noch die Dialyse. Eine Alternative dazu bietet nur eine Nierentransplantation, doch Spenderorgane sind knapp.
Lebendnierenspende und Überkreuz-Lebendspende bei Nierenversagen
Ein besonderer Weg, eine Spenderniere zu bekommen, ist die Lebendnierenspende. Zum Glück können Menschen mit nur einer Niere auskommen, sonst wären Lebendspenden gar nicht möglich. Um den Organhandel und die damit verbundene Kriminalität zu vermeiden, werden im deutschen Transplantationsgesetz (TPG) strenge Vorgaben zur Lebendspende gemacht: So ist die Lebendnierenspende in Deutschland nur erlaubt zwischen Familienangehörigen und Personen, die in besonderer persönlicher Verbundenheit stehen (Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, eingetragene Lebenspartner, Verlobte oder enge Freunde).
Stimmen jedoch die medizinischen Voraussetzungen eines Spender-Empfänger-Paares nicht (Gewebe- oder Blutgruppenunverträglichkeit), kann in sehr seltenen Fällen eine "Überkreuz-Lebendspende" (Cross-over-Transplantation) zwischen zwei Spender-Empfänger-Paaren durchgeführt werden. Dazu wird ein anderes Paar gesucht, bei denen die immunologischen Voraussetzungen für eine gegenseitige Spende ebenfalls nicht gegeben sind. Die zwei Paare müssen sich persönlich kennenlernen und vor einer Lebendspende-Kommission glaubhaft versichern, dass sie bereit sind, dem/der anderen Empfänger/in eine Niere zu spenden. In einigen Bundesländern sind Cross-over-Transplantationen jedoch nicht erlaubt. In Deutschland ist es momentan noch schwierig, passende Paare zu finden, weil es keine zentrale Datenbank für die Vorauswahl gibt. Da sehr viele medizinische Daten übereinstimmen müssen, sind auch entsprechende Computerprogramme notwendig. Im Ausland haben diese die Planung von Überkreuzspenden schon vor Jahrzehnten übernommen.
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