Burnout: Eine junge Frau sitzt verzweifelt vor einem Laptop und stützt den Kopf in die Hand. © IMAGO/ imageBROKER Foto: Paul Hartl

Burnout - Symptome, Phasen und Behandlung

Stand: 27.09.2024 14:55 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Burnout ist eine chronische Erschöpfung. Typische Symptome sind Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche. Welche Anzeichen gibt es noch? Wie vertrauensvoll sind Tests? Und welche Therapie hilft?

von Carola Welt

"Ich kann nicht mehr. Ich bin völlig erschöpft und ausgebrannt" - so fühlen sich Menschen, die unter einem Burnout leiden. Viele sind durch ständigen Stress am Limit. Betroffenen gelingt es nicht, sich nach einer anstrengenden Phase herunterzuregulieren. Terminzwang, immer erreichbar sein, private Überlastung und Optimierungsdruck im Alltag sind häufige Auslöser. Zahlen aus verschiedenen Quellen sprechen für einen Anstieg von Burnout-Fällen in den letzten Jahren. So titelt beispielsweise das McKinsey-Health-Institute (MHI) im November 2023: "Jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland verspürt Burnout-Symptome".

Was ist ein Burnout?

Burnout bezeichnet einen Zustand andauernder und tiefer körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung aufgrund beruflicher oder anderweitiger Überlastung. Burnout ist nicht als eigene Krankheit oder Diagnose anerkannt. Im internationalen Diagnosekatalog (ICD-11 von 2022) wird Burnout nur als Syndrom definiert, also als Kombination verschiedener Symptome infolge von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht verarbeitet wird. Bis heute ist Burnout im Vergleich zu Erkrankungen wie eine Depression weder ausreichend erforscht und noch präzise definiert.

"Burnout" kommt aus dem Englischen und bedeutet "ausbrennen". Der Begriff Burnout als psychologisches Phänomen wurde 1974 vom US-Psychotherapeuten Herbert Freudenberger geprägt. Er selbst kam durch seine Arbeit zu einem Punkt, an dem er sich völlig ausgelaugt fühlte. Zunächst wurde der Begriff Burnout nur für Überlastung von Menschen in helfenden Berufen benutzt. Später wurde Burnout als Erkrankung von Managern interpretiert. Heute weiß man: Burnout trifft alle Bevölkerungsschichten. Viele Expertinnen und Experten meinen, dass das Ausbrennen nicht allein im beruflichen Kontext passieren kann. Auch eine ständige Überforderung im privaten Bereich, wie durch Care-Arbeit zu Hause oder durch Doppelbelastung von berufstätigen Alleinerziehenden kann ein Burnout-Syndrom auslösen.

Burnout Symptome: Wie erkenne ich sie?

Die Symptome eines Burnouts überschneiden sich häufig mit Symptomen einer Depression, sodass es teilweise schwierig ist, beides voneinander abzugrenzen. Zu den Symptomen eines Burnouts gehören unter anderem:

  • Antriebslosigkeit
  • Mutlosigkeit
  • Erschöpfung
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Abfall der Leistungsfähigkeit
  • Zweifel an der eigenen Kompetenz
  • das Gefühl der inneren Leere und Sinnlosigkeit

Gibt es körperliche Symptome?

Ständiger Stress führt zu einer erhöhten Menge von Stresshormonen im Körper. Sie können zu körperlichen Beschwerden führen. Möglich sind Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme (Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Reizdarm), Schwindel, Ohrgeräusche (Tinnitus, Hörsturz), hoher Blutdruck, Herz-Kreislaufprobleme wie Herzrasen oder Herzstolpern, Verspannungen der Muskulatur, Zähneknirschen mit schmerzhaften Verhärtungen der Kiefermuskulatur, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen oder ein Bandscheibenvorfall.

Sind die Symptome der Frau anders?

Laut einer Studie von 2012, durchgeführt vom Robert Koch-Institut (RKI), leiden Frauen mit 5,2 Prozent marginal häufiger am Burnout-Syndrom als Männer mit 3,3 Prozent. Ebenso etwas häufiger gaben die befragten Frauen an, dass sie ebenfalls unter Schlafstörungen leiden würden. 30,8 Prozent der Frauen meldeten, mindestens dreimal pro Woche unter Schlafstörungen zu leiden. Bei den Männern war das nur bei 22,3 Prozent der Befragten der Fall. Frauen, die unter Burnout leiden, haben im Gegensatz zu Männern oft Nackenschmerzen. Außerdem kann es bei ihnen zu Störungen des Zyklus kommen oder zu verstärkten Schmerzen während der Periode.

Unterschiede: Burnout - Depression

Typische Symptome von Burnout können auch bei einer Depression auftreten, vor allem Erschöpfung, Niedergeschlagenheit, verringerte Leistungsfähigkeit oder ein Gefühl der Leere. Doch bei einer Depression können sich auch Symptome zeigen, die für ein Burnout-Syndrom weniger typisch sind: ein vermindertes Selbstwertgefühl, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle und Selbsttötungsgedanken. Negative Gedanken und Gefühle beziehen sich bei einer Depression nicht nur auf bestimmte Anforderungen, sondern auf alle Lebensbereiche. Häufig wird eine Depression irrtümlich für ein Burnout gehalten. Das kann für Menschen mit Depressionen schwere Folgen haben, denn sie müssen anders behandelt werden. Vor allem bei Suizidgedanken ist schnelle professionelle Hilfe nötig (kostenloses Notfall-Telefon der Telefonseelsorge Deutschland: 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222). Ein Burnout kann aber das Risiko erhöhen, eine Depression zu entwickeln, vor allem, wenn er lange unbehandelt bleibt.

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Eine Frau sitzt hält sich die Hände vor das Gesicht. © picture alliance / photothek Foto: Thomas Trutschel

Depressionen erkennen und rechtzeitig behandeln

Depressionen sind weit verbreitet, die Symptome nicht immer eindeutig. Doch die Behandlung sollte möglichst früh beginnen. mehr

Ursachen für das Burnout-Syndrom

Es gibt nicht die eine Ursache für Burnout, meist kommen mehrere Belastungsfaktoren zusammen:

  • ständiger Zeitdruck
  • eine lang andauernde Überforderung oder Unterforderung ohne Ausgleich
  • fehlende Anerkennung und Wertschätzung
  • ständige Konflikte mit Mitmenschen
  • extreme Einsatzbereitschaft
  • fehlende Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit und das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen
  • fehlende Perspektive auf Besserung der Situation

Risikofaktoren für die Entwicklung eines Burnouts sind Eigenschaften wie großer Ehrgeiz, hohes Verantwortungsbewusstsein und Perfektionismus. Häufig sind Menschen betroffen, die sehr hohe Erwartungen an sich stellen - ob am Arbeitsplatz oder im privaten Bereich. Daraus resultiert eine ständige Selbstüberforderung. Ein weiterer Risikofaktor ist fehlende Selbstfürsorge. Die eigenen Bedürfnisse nach Ruhe oder einer Auszeit werden ignoriert. Viele Betroffene haben ein großes Harmoniebedürfnis und wollen es allen recht machen. Auch wenn ein Burnout alle Menschen treffen kann, bestimmte Berufe haben ein erhöhtes Burnout-Risiko: Lehrberufe, Pflegeberufe, Managertätigkeiten, Tätigkeiten bei der Polizei und bei der Feuerwehr.

Phasen: Was ist der typische Verlauf des Burnout-Syndroms?

Ein Burnout kommt nicht über Nacht, sondern entsteht langsam. Häufig wird von verschiedenen Phasen des Burnout-Syndroms gesprochen: In der ersten Phase sind viele Betroffene sehr engagiert im Beruf, sie bringen viel Leistung, ohne Ausgleich, die Belastung ist hoch. Nach Feierabend können sie nur schwer abschalten und denken oft an die Arbeit, auch nachts. Es kommt zu Schlafproblemen. In der zweiten Phase werden sie immer erschöpfter, aber auch reizbar und unruhig. Sie ziehen sich von anderen zurück und vernachlässigen ihre Hobbys. In der dritten Phase kommt es zu Konzentrationsstörungen, Niedergeschlagenheit, völliger Antriebslosigkeit und Verzweiflung. Wissenschaftlich belegt sind diese Phasen nicht, sie beschreiben eine Tendenz. Ein Burnout verläuft immer individuell, Symptome können sich im Verlauf der Erkrankung auch ändern. Wichtig ist, Warnzeichen schon früh ernst zu nehmen und gegenzusteuern, etwa mit einer Auszeit, oder sich ärztliche oder therapeutische Hilfe zu suchen.

Was ist ein stiller Burnout?

Manchmal wird von einem stillen Burnout gesprochen. Das ist keine besondere Form von Burnout. Damit soll lediglich deutlich gemacht werden, dass ein Burnout als schleichender Prozess beginnt.

Wie wird ein Burnout diagnostiziert? 

Wer den Verdacht hat, an Burnout zu leiden, sollte sich an den Hausarzt oder die Hausärztin wenden. Diese stellen eine Krankschreibung aus und können an eine psychologische, psychotherapeutische oder psychiatrische Praxis oder Klinik überweisen. Zur Diagnose werden standardisierte Test-Fragebögen verwendet. Sie zeigen, ob es sich um einen reinen Burnout handelt, wie schwer er ist oder ob es sich um eine andere psychische Erkrankung handelt. Bei drei Viertel der Betroffenen treten begleitend psychische Leiden wie Depressionen und Angststörungen auf. Außerdem wird geklärt, ob organische Ursachen wie etwa eine Schilddrüsenerkrankung hinter den Beschwerden stecken.

Burnout: Test aus dem Internet?

Im Internet gibt es kostenlose Tests zur Erkennung eines Burnout-Syndroms. Doch die Symptome für Burnout sind vielfältig und äußern sich individuell unterschiedlich. Außerdem können vermeintliche Burnout-Beschwerden andere Ursachen haben, zum Beispiel eine Depression. Burnout-Selbsttests geben daher nur eine erste Orientierung und ersetzen keine ärztliche Diagnose. Bei Verdacht auf ein Burnout-Syndrom sollten sich Betroffene immer an einen Arzt oder eine Ärztin wenden.

Therapie: Wie wird Burnout behandelt

Wer nur leichte Symptome hat, kann sich selbst mit ein paar Veränderungen Entlastung verschaffen:

  • regelmäßige Erholungspausen in den Terminplan einbauen,
  • Ausgleiche schaffen, beispielsweise Sport, Verabredungen mit Freunden oder Ausflüge in die Natur,
  • ausreichend Schlaf,
  • Entspannungstechniken lernen, die Stress abbauen, beispielsweise Yoga oder autogenes Training.

Wer sich davon überfordert fühlt, kann sich therapeutische Unterstützung holen oder einen Arzt oder Ärztin konsultieren. Burnout wird ambulant oder in einer psychosomatischen, psychiatrischen beziehungsweise psychotherapeutischen Klinik als Reha behandelt. Erster Ansprechpartner ist die Hausärztin oder der Hausarzt. Eine Burnout-Therapie in einer Klinik dauert in der Regel zwischen drei bis sechs Wochen. Der Vorteil dabei: Man ist raus aus dem alltäglichen Lebensumfeld und Arbeitsumfeld. Die Therapie setzt sich in der Regel aus mehreren Bausteinen zusammen:

  • Psychotherapeutische Gespräche auf der Basis von Verhaltenstherapie: Ziel ist, Verhaltensmuster zu erkennen, die in die chronische Erschöpfung geführt haben und diese zu verändern. Man lernt, die eigenen Stressoren zu identifizieren, sich vor ihnen zu schützen und Stress abzubauen (Stressbewältigungsstrategien).
  • Erlernen von Zeitmanagement, um die eigene Work-Life-Balance zu verbessern.
  • Einüben von Entspannungstechniken (zum Beispiel Yoga oder Muskelentspannung nach Jacobson),
  • In manchen Fällen werden Medikamente, wie zum Beispiel Antidepressiva verschrieben.
  • Manchmal ist auch eine grundlegende Veränderung wie Wechsel des Jobs nötig.

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Wann ist ein Burnout vorbei?

Die Dauer der Therapie bei Burnout kann von wenigen Wochen über mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern. Sie ist abhängig vom Grad der Beschwerden, von eventuellen psychischen Begleiterkrankungen und von individuellen Voraussetzungen und Bedürfnissen.

Prävention: Wie kann ich einem Burnout vorbeugen?

Für die Prävention gelten die gleichen Strategien wie für die Behandlung eines Burnouts. Das Wichtigste ist, die eigene Belastungsgrenze zu kennen, sie zu respektieren und für Ausgleich zu sorgen. Also regelmäßige Entspannung und Erholung einzuplanen. Das kann ein Spaziergang sein, Sport oder ein neues Hobby. Viele Krankenkassen übernehmen Präventionskurse wie etwa Yoga oder Entspannungsverfahren. Weiterhin ist wichtig, Anerkennung und Wertschätzung gegenüber sich selbst zu erlernen. Schließlich sollte man dem eigenen Perfektionismus bewusst entgegenwirken und es einfach auch mal gut sein lassen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | DAS! | 10.09.2024 | 16:15 Uhr

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