"Mama kann nicht mehr": Julia Knörnschild über ihren Burnout als Mutter
Julia Knörnschild bricht in ihrem Buch "Mama kann nicht mehr" Tabus und erzählt von Erschöpfung und Burnout als Mutter mit persönlichen Erfahrungen. Sie will solche Tabuthemen sichtbar machen. Ein Gespräch.
Julia Knörnschild hat einen erfolgreichen Eltern-Podcast "Mama Lauda", ist Influencerin, wahrscheinlich die erfolgreichste Mutter im Internet und sie schreibt Bücher. "Chillig mit Baby", erschien 2022, wurde gleich ein Bestseller. Darin geht es um Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach.
Jetzt gibt es einen Themenwechsel: Knörnschild widmet sich in ihrem neuen Buch der anderen Seite: der Seite der Mutter, die sie sich so nicht vorgestellt hatte; die erschöpft ist und einfach nicht mehr kann. "Mama kann nicht mehr", heißt also auch das neue Buch von Knörnschild, in dem sie von ihren persönlichen Erfahrungen mit Burnout, Angststörung und Depression schreibt - ein Tabuthema, das die zweifache Mutter brechen und sichtbar machen möchte. Anlass für "NDR Kultur à la carte", die Autorin am Weltfrauentag einzuladen.
Wie startest du in den Tag, wenn du es dir aussuchen kannst?
Julia Knörnschild: Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich morgens ausschlafen, aufwachen, Kaffeetrinken und die Kinder werden natürlich schon versorgt. So wäre der perfekte Morgen.
Du hast das Buch "Mama kann nicht mehr" geschrieben. Der Ausgangspunkt klingt von außen erst mal super. Du hast zwei kleine Kinder, zwei und vier Jahre alt. Du warst Chefin einer Podcast-Firma mit drei Angestellten und hast sehr erfolgreiche Podcasts gemacht und vermarktet. Du hast eine schöne Wohnung, ein schönes Büro in Berlin und trotzdem warst du nicht glücklich. An welchem Punkt warst du mental, als du dich vor diese ersten leeren Seiten gesetzt hast?
Knörnschild: Ich war in der Tagesklinik und saß auf einer Brücke und habe die ersten Seiten eingesprochen. Ich hatte nämlich eine Angststörung, die dann als ADHS diagnostiziert wurde. Ich hatte richtig Angst vor der Angst und auch Angst, auf Brücken zu laufen. Es war so eine Art Kontrollverlust. Das habe ich dort gelernt. Es war episch für mich. Ich saß in Berlin oft auf einer ganz bestimmten kleinen Brücke und habe das Buch eingesprochen.
Du hast dir Hilfe geholt, bist in diese Tagesklinik gegangen und hast auch darüber hinaus die therapeutische Unterstützung für deinen Alltag gesucht. Über diese Zeit und auch über deine verschiedenen Methoden, was dir hilft, schreibst du sehr ausführlich im Buch. Du hast auch recht schnell entschieden, deine Erschöpfungsdepression und vieles, was damit zusammenhängt, öffentlich zu machen, unter anderem auf deinem Instagram-Account und jetzt eben auch im Buch. Warum hast du dich entschieden, so offen damit umzugehen?
Knörnschild: Irgendwie kann ich es mir mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, das nicht zu tun, denn physische und psychische Krankheiten existieren beide. Psychische Krankheiten werden stigmatisiert, es wird so getan, als würde es sie nicht geben.
Menschen geht es schlecht, nach Corona ging es besonders vielen Menschen sehr schlecht. Ich finde es absurd, dass Menschen nicht darüber reden, es verschweigen oder Menschen belächeln, wenn sie psychisch krank sind. Das sind Krankheiten, die man nicht sehen kann. So beschreibe ich es auch meinen Kindern: Das sind einfach unsichtbare Krankheiten, die existieren, man kann sie nur nicht sehen. Aber es ist wichtig, dass sie gesehen werden, weil viele Menschen denken, sie sind alleine, weil sie es nicht teilen können, weil sie sonst vielleicht ausgegrenzt werden.
Wenn ich darüber rede, merke ich, wie viele Menschen sich dafür bedanken, weil sie dachten, sie wären alleine damit. Wie viele Mütter sich bei mir bedanken, weil sie dachten, sie finden es als einzige anstrengend. Weil ihre Umwelt, die anderen Mütter, manchmal auch Väter, so tun, als wäre alles perfekt und alles sei super. Wir tragen weiße Leinenkleider und bringen dreistöckige Torten zum Kindergeburtstag mit und alles läuft reibungslos. Aber so ist es nicht. Das ist nicht die Realität. Es ist alles ganz dolle anstrengend.
Das Gespräch führte Anna Novák.