Sturz auf den Kopf: Wann zum Arzt bei Kopfverletzungen?
Ein Sturz auf den Kopf kann viele Verletzungen verursachen: von Beule und Gehirnerschütterung bis zum Schädel-Hirn-Trauma oder sogar Hirnblutung. Welche Symptome sind gefährlich? Wann sollte man zum Arzt?
Schnell ist es passiert - ob im Straßenverkehr, auf dem Schulhof oder beim Sport: Der Kopf erhält einen Stoß und prallt gegen einen harten Untergrund. Es kommt zu einer oberflächlichen Wunde, später einer Beule. Oft entsteht aber auch eine innere Verletzung wie eine Gehirnerschütterung oder Hirnblutung. Das Fatale: Für Laien ist das extrem schwer zu unterscheiden. Außerdem können Symptome und wichtige Warnsignale für eine schwere Kopfverletzung erst Stunden später auftreten.
Kopfverletzungen und ihre Folgen
Im geringsten Fall entsteht durch den Sturz auf den Kopf beziehungsweise Aufprall eine kleine Kopfverletzung: eine Beule, ein Bluterguss (Hämatom) oder eine Schnittwunde. Bei einer Platzwunde am Kopf reißt die Haut oberflächlich auf und blutet stark. Durch die Wucht des Aufpralls kann es neben einem Schleudertrauma auch zu einer Schädelprellung kommen. Dabei bleibt das Gehirn unverletzt.
Sehr häufig nach Sturz auf den Kopf ist die Gehirnerschütterung (Commotio cerebri). Sie ist die leichteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas. Dabei kann es zu Verletzungen des Schädelknochens oder der Hirnhäute kommen. Werden Gefäße verletzt, kann der Sturz auf den Kopf auch eine Hirnblutung zur Folge haben. Liegt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma vor, geht damit fast immer ein Schädelbruch einher und kann auch Hirnschädigungen auslösen.
Erste Hilfe nach Sturz auf den Kopf: Was tun?
Wer auf jemanden trifft, der nach einem Sturz Kopfverletzungen davongetragen haben könnte, kann so Erste Hilfe leisten:
- Die verletzte Person ansprechen und prüfen, ob sie bei Bewusstsein ist. Falls sie nicht atmet: Notruf 112 wählen und unverzüglich mit einer Herzdruckmassage beginnen.
- Ist die Person bewusstlos aber atmet sie, dann: Verletzten oder Verletze in stabile Seitenlage bringen.
- Ist die verletzte Person bei Bewusstsein: In Rückenlage mit erhöhtem Kopfende bringen (Decke oder Jacke unter Kopf beziehungsweise Oberkörper legen), um den Hirndruck zu senken. Die verletzte Person sollte so wenig wie möglich bewegt werden (die Wirbelsäule könnte verletzt sein).
- Bis der Rettungswagen eintrifft: Bei der verletzten Person bleiben und mit ihr sprechen (auch um Veränderungen in der Aussprache, Augenbewegungen und anderem zu erkennen). Wichtig ist es auch, Betroffene zu beruhigen und warm zu halten - sie können sich im Schock befinden.
- Kopfverletzungen sehen oft schlimm aus, vor allem wenn Blut aus Platzwunden fließt - die Kopfhaut ist sehr gut durchblutet. Für die Erste Hilfe bei Kopfverletzungen gilt also: Ruhe bewahren. Wunden reinigen, Blutung mit einem Taschentuch und leichtem Druck versuchen zu stoppen.
Symptome können verzögert auftreten
Beschwerden einer Kopfverletzung können kurz nach dem Unfall auftreten. Oder sie entwickeln sich innerhalb 24 bis 48 Stunden. Bis dahin sollte man die betroffene Person auf Veränderungen hin beobachten oder sie in der Klinik beobachten lassen.
Kopfverletzung nach Sturz: Harmlos, ernst, gefährlich?
Auch wenn eine Kopfverletzung harmlos erscheint und nur leichte Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel auftreten, sollte man sich nach dem Unfall untersuchen lassen. Nur so lassen sich Blutungen ausschließen, die als Folge auch später auftreten können. Wie schwer eine Kopfverletzung ist, lässt sich anhand äußerer Symptome nicht einfach beurteilen. Die Grenze zwischen einer Gehirnerschütterung und einem schwereren Schädel-Hirn-Trauma ist unscharf. Bei jedem Sturz auf den Kopf besteht die Gefahr eines schweren Schädel-Hirn-Traumas mit Verletzungen von Hirnarealen oder sogar einer Hirnblutung. Wichtig bei Unsicherheiten: Betroffene sollten wach und unter Beobachtung bleiben, also im Gespräch, um mögliche Ausfallerscheinungen schnell zu erkennen.
Das passiert bei einer Gehirnerschütterung
Häufig kommt es bei einem Sturz auf den Kopf zu einer Gehirnerschütterung. Eigentlich ist das Gehirn durch den Schädelknochen gut geschützt. Zudem ist es innerhalb des Schädels von Flüssigkeit umgeben. Doch diese Flüssigkeit kann eine starke, schlagartige Erschütterung nicht abfangen. Das Gehirn prallt dann beispielsweise gegen den Schädelknochen. Dabei wird das feine Hirngewebe verletzt und es kommt zu Ausfallerscheinungen. Das Gehirn funktioniert vorübergehend nicht mehr richtig: Informationen werden langsamer verarbeitet oder weitergegeben. Die Symptome bilden sich innerhalb weniger Tage zurück. Es entstehen meist keine bleibenden Schäden.
Das passiert bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma
Das Gehirn kann geprellt werden - dadurch entstehen Sprachausfälle beziehungsweise Sehausfälle und Lähmungen (auch Gesichtslähmungen wie beim Schlaganfall möglich).
Bei der schwersten Form des Schädel-Hirn-Traumas ist das Gehirn gequetscht. Entweder geschieht das infolge eines Schädelbruchs oder weil der Innendruck im Schädel wegen einer Blutung oder einer Schwellung zu hoch ist. Dann besteht Lebensgefahr. Ein zu hoher Schädelinnendruck kann das Gehirn auch nachhaltig schädigen.
Sturz auf den Kopf: Wann zu Arzt oder Ärztin?
Wie schwer eine Kopfverletzung ist, ist nicht immer leicht zu erkennen. Bei einem harten Aufprall sollte man immer den Notruf unter 112 wählen. Bei folgenden Symptomen ist ebenfalls sofort medizinische Hilfe nötig:
- Bewusstlosigkeit (einige Sekunden bis Minuten)
- Starke Kopfschmerzen oder Kopfschmerzen, die stärker werden
- Gedächtnisstörungen und Erinnerungslücken
- Übelkeit
- Wiederholtes Erbrechen
- Nasenbluten oder Ohrenbluten
- Sprachstörungen oder Sehstörungen
- Fieber
- Krampfanfälle
Ist jemand nach einer Kopfverletzung bewusstlos (gewesen), ist das ein klares Anzeichen für eine Gehirnerschütterung. Hält die Bewusstlosigkeit länger als fünf Minuten an, besteht Verdacht auf ein schwereres Schädel-Hirn-Trauma. Das kann zu bleibenden Schäden oder zum Tod führen - hier ist sofort medizinische Hilfe durch Ärztin, Arzt oder ein Rettungsteam nötig.
Kindern helfen nach Sturz auf Kopf
Kinder sind häufiger von einem Sturz auf den Kopf betroffen als Erwachsene. Notarzt oder Notärztin rufen sollte man, wenn ein Kind nach einem Unfall ...
- bewusstlos wird oder (kurz) bewusstlos war,
- wenn es aus den Augen oder den Ohren blutet oder
- wenn die Haut um das Auge blau anläuft.
Weitere Alarmzeichen, die für eine sofort behandlungsbedürftige Kopfverletzung sprechen:
- Erbrechen
- Krampfanfälle
- Starke beziehungsweise zunehmende Kopfschmerzen
- (Wiederholter) Schwindel auch deutlich nach dem Sturz auf den Kopf
- Äußerliche Veränderungen oder Wesensveränderung
- Lähmungen
- Schielen
Bis Hilfe eintrifft, sollte das Kind mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden.
Kinder genau im Blick behalten
Bei Kindern zeigen sich Symptome, die auf eine Hirnverletzung weisen, oft binnen sechs bis zwölf Stunden nach dem Unfall. Sicherheitshalber sollte man das betroffene Kind bis zu 48 Stunden danach im Blick behalten. Nach einem Unfall mit möglicherweise nicht harmloser Kopfverletzung ist es wichtig, dass man das Kind alle zwei Stunden weckt. So kann man sicher sein, dass sich nicht unbemerkt schwere Symptome entwickeln. Wichtig ist:
- ob das Kind gut ansprechbar ist,
- ob sich seine Augen öffnen,
- ob das Kind über Kopfschmerzen oder Übelkeit klagt.
Babys und Sturz auf den Kopf
Bei einem Baby lassen sich die Symptome noch schwerer erkennen als bei größeren Kindern, denn schließlich können Babys schwer mündliche Angaben über ihren Zustand oder Symptome machen. Daher sollte man ein Baby nach Sturz auf den Kopf in jedem Fall ärztlich untersuchen lassen. In der Klinik können neurologische Tests gemacht werden, gegebenenfalls auch ein CT.
Sturz auf den Kopf: Besondere Risiken der Älteren
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Stürze generell und auch Verletzungsgefahr bei Stürzen, denn:
- Ältere Menschen fallen häufig nach vorne (Stolpern).
- Viele ältere Menschen können sich nicht mehr mit den Armen abfangen und schlagen ungebremst mit dem Schädel auf.
Dazu kommt:
- Blutgefäße älterer Menschen sind dünner und weniger elastisch. Damit steigt das Risiko für Blutungen im Kopf.
- Außerdem nehmen viele blutverdünnende Medikamente ein (zum Schutz vor Thrombosen). Sie erhöhen die Blutungsgefahr noch mehr.
Die wichtigsten Symptome für eine Gehirnblutung sind:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schläfrigkeit
- unterschiedlich geweitete Pupillen
Diese Symptome können bei betagten Menschen auch noch Wochen nach der Kopfverletzung auftreten. Hellhörig sollten Angehörige spätestens werden, wenn ein älterer Mensch Lähmungserscheinungen zeigt, sich seine Persönlichkeit verändert oder der Betroffene dement wirkt.