Probleme mit dem Hirndruck: Symptome, Ursachen und Behandlung
Bei erhöhtem Hirndruck herrscht innerhalb des Schädels zu hoher Druck. Ursachen können zum Beispiel Tumore oder Entzündungen sein. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen bis Atemstillstand. Welche Behandlung hilft?
Durch den knöchernen Schädel sind die verschiedenen Elemente in unserem Kopf räumlich begrenzt. Nehmen Hirngewebe, Blut oder das umgebende Hirnwasser an Volumen zu, verdrängen sie dadurch die jeweils anderen Elemente. Das Hirnwasser, auch Liquor oder Nervenflüssigkeit genannt, kann die Volumenzunahme in einem gewissen Rahmen ausgleichen, indem es in Räume entlang des Rückenmarks entweicht und so den Kopf entlastet. Doch dieser Spielraum ist auf wenige Milliliter begrenzt. Nimmt das Volumen im Kopf darüber hinaus zu, steigt der Hirndruck und es kommt zu sogenannten Hirndruckzeichen.
Symptome: Kopfschmerzen, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen
Ein erhöhter Hirndruck führt durch die Komprimierung von Hirnstrukturen zu Ausfallerscheinungen. Die Symptome unterscheiden sich je nach Ursache und den betroffenen Elementen. Besonders häufig kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen. Ebenso können unterschiedlich große Pupillen oder Sehstörungen auftreten. Bei fortgeschrittenem Hirndruck kommt es zum Blutdruckanstieg, einem Abfallen der Herzfrequenz und Atemstörungen. Unbehandelt kann ein steigender Hirndruck tödlich sein.
Ursachen: Entzündungen, Schilddrüsenerkrankungen, Medikamente
Die Ursachen für einen Anstieg des Hirndrucks können vielfältig sein: Entzündungen wie Meningitis, Blutungen, Infarkte, Aneurysmen, Tumore oder auch eine erhöhte Nervenwasserproduktion kann zu erhöhten Drücken führen. Auch Schilddrüsenerkrankungen oder Medikamente wie Lithium, Vitamin A, Tetracycline und Nitrofurantoin können den Hirndruck beeinflussen.
Pseudotumor cerebri: Erhöhter Hirndruck bei unklarer Ursache
Bei einem erhöhten Hirndruck mit unklarer Ursache spricht man vom sogenannten Pseudotumor cerebri, weil die Symptome ähnlich denen eines Tumors sein können, jedoch eben kein Tumor oder eine andere umfassend erklärende Ursache für den erhöhten Druck vorhanden ist. Besonders häufig davon betroffen sind übergewichtige Frauen im gebärfähigen Alter. Warum das so ist, weiß man bisher nicht. Häufige Symptome des Pseudotumor cerebri sind Kopfschmerzen und Sehstörungen. So können Betroffene zum Beispiel unter sogenannten Gesichtsfeldausfällen leiden, das heißt, dass man einen Teil des normalerweise gesehenen Raums gar nicht mehr oder nur noch abgedunkelt sehen kann. Ebenso kann es zu Doppelbildern, einem Verlust des Scharfsehens oder im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung kommen. Auch Übelkeit und ein pulsierender Tinnitus können Anzeichen der Erkrankung sein.
Behandlung beim Pseudotumor cerebri: Reduktion des Hirnwassers
Insbesondere das Sehvermögen kann durch einen zu hohen Hirnwasserdruck bei einem Pseudotumor cerebri gefährdet werden. Ist der Druck über längere Zeit deutlich zu hoch, kann das für das Sehen wichtige Gehirnbereiche irreversibel schädigen. Daher ist eine zügige Therapie oft wichtig. Je nach Dringlichkeit stehen dafür Körpergewichtsreduktion, eine Verringerung der Hirnwasser-Neu-Produktion durch Medikamente und das Ablassen von Nervenwasser durch eine oder mehrere Lumbalpunktionen zur Verfügung. Lässt sich der Druck damit nicht ausreichend senken, können auch Operationen - wie zum Beispiel die Einbringung eines Stents - nötig sein.
Altershirndruck: Erweiterung der Hirnwassserhohlräume
Bei einem sogenannten Normaldruckhydrozephalus kommt es zu einer teilweisen Erweiterung der Hohlräume, in denen sich das Hirnwasser im Schädel befindet. Der gemessene mittlere Hirndruck ist dabei jedoch normal. Dennoch wird die Erkrankung umgangssprachlich oft auch als Altershirndruck bezeichnet.
Symptome des Normaldruckhydrozephalus: Demenz, Gangstörung, Inkontinenz
Zu den Symptomen des Normaldruckhydrozephalus zählen Demenz, Gangstörungen und Urininkontinenz. Alle drei Beschwerden nehmen mit Fortschreiten der Erkrankung immer mehr zu. Bei älteren Menschen kann die Erkrankung manchmal mit einer beginnenden Demenz-, Alzheimer- oder Parkinson-Krankheit verwechselt werden.
Diagnose des Normaldruckhydrozephalus: Gangtest, CT, MRT, Liquorablasstest
Für eine Diagnose werden zunächst die Symptome unter die Lupe genommen. Bei der Ganguntersuchung sind zum Beispiel folgende Auffälligkeiten festzustellen:
- verlangsamter, kleinschrittiger Gang
- die Beine werden breiter gesetzt
- die Fußspitzen werden nach außen rotiert
Mithilfe von CT- und Kernspin-Bildern können Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Deuten die Symptome dann auf einen Normaldruckhydrozephalus hin, sorgt meist der Liquorablasstest für Klarheit: Dabei lässt der Neurologe etwas Hirnwasser (30 bis 50 Milliliter) aus dem Rückenmarkkanal ab. Dadurch bessern sich bei vielen Betroffenen die Symptome - vor allem das Gangbild - relativ zügig. Bei anderen muss der Test wiederholt werden, um eine sichere Diagnose stellen zu können.
OP: Shunt leitet Nervenwasser in Bauchhöhle ab
Um das Gehirn bei Normaldruckhydrozephalus auf Dauer vom Nervenwasser zu entlasten, setzen Neurochirurgen einen sogenannten Shunt. Dabei wird ein Ventilsystem in den Kopf eingesetzt, das sich bei Überdruck öffnet und Hirnwasser durch einen Schlauch in die Bauchhöhle leitet. Das Ventilsystem ermöglicht dabei eine Regulation des Abflusses und verhindert so, dass zu viel Hirnwasser abgeleitet wird. Die individuelle Einstellung kann dann auch von außen durchgeführt werden. Eine rechtzeitige OP ist wichtig, um bleibende Schäden zu verhindern. Die Symptome wie Gangstörungen, Inkontinenz und auch beginnende Demenz bessern sich dadurch erheblich. Nach der OP werden die Betroffenen neurochirurgisch und neurologisch weiter begleitet.
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