Mutterpass: Funktion und Bedeutung der Abkürzungen
Im Mutterpass werden alle wichtigen Untersuchungsergebnisse zu Mutter und Kind vermerkt. Frauenärztin Dr. Manuela Tavares hilft, medizinische Begriffe und Abkürzungen wie bpd oder atd zu verstehen.
Der Mutterpass dient den behandelnden Ärztinnen, Ärzten und Hebammen dazu, den Verlauf der Schwangerschaft und mögliche Risiken zu dokumentieren. Außerdem enthält er Gesundheitsdaten der Mutter, wie etwa die Blutgruppe, den errechneten Geburtstermin sowie Informationen zur Entwicklung des Kindes.
Auf 16 Seiten sind alle wichtigen Eckdaten dokumentiert. Schwangere sollten das Dokument immer bei sich tragen, um im Notfall und bei der Geburt alle Informationen zur Hand zu haben.
Wann und wo bekommt man den Mutterpass?
Einige Frauenärzte und -ärztinnen warten, bis die Herztöne des Kindes sicher im Ultraschall festgestellt werden können, bevor sie den Mutterpass ausstellen. Andere Schwangere erhalten das Dokument auch schon gleich nach der Bestätigung der Schwangerschaft durch einen Urin- oder Bluttest.
Elektronischer Mutterpass oder klassisches Heft?
Seit 2022 ist neben der Papierform der E-Mutterpass zumindest theoretisch als Teil der elektronischen Patientenakte (epA) nutzbar, die Einträge werden in einer App abgerufen. Aktuell überwiege in der Praxis jedoch weiterhin die Nutzung des klassischen Mutterpassheftes, so Dr. Manuela Tavares, Expertin aus dem Podcast "Tatsächlich schwanger - Alles, was ihr jetzt wissen müsst".
Abkürzungen im Mutterpass verstehen
Der Mutterpass enthält zahlreiche Abkürzungen und Fachbegriffe. "Wir Ärztinnen und Ärzte benutzen oft Abkürzungen, da sich diese einfach leichter sprechen. Oft wird auch das Fachwort, dann aus dem Lateinischen oder Griechischen, verwendet. Es steht daher einiges im Mutterpass, was man nicht sofort versteht", erläutert Dr. Tavares.
Besonders bei den drei großen Ultraschall-Untersuchungen, die in der Schwangerschaft durchgeführt werden, finden sich viele Fachbegriffe und Kürzel. Da sie das Baby betreffen, sind sie für viele werdende Eltern besonders interessant.
Abkürzung | Bedeutung |
---|---|
Intrauteriner Sitz | Embryo befindet sich innerhalb der Gebärmutter |
Konsiliaruntersuchung | Untersuchung durch einen weiteren Facharzt oder eine Fachärztin |
FS | Fruchtsack |
SSL | Scheitel-Steiß-Länge: Länge des Babys vom Kopfende bis zum Steißende |
BPD | Biparietaler Durchmesser: quergemessener Kopfdurchmesser |
FOD | Frontokzipitaler Durchmesser: längsgemessener Kopfdurchmesser |
KU | Kopfumfang |
Plazentalok./-struktur | Sitz und Struktur des Mutterkuchens |
Fetale Struktur | Organe des Babys |
ATD | Abdominaler Transversaldurchmesser: Bauchquerdurchmesser von rechts nach links |
APD | Anterior-Posterior-Durchmesser: Bauchlängsdurchmesser vom Rücken zum Bauch |
AU | Abdomenumfang: Bauchumfang |
FL/HL | Femurlänge/Humeruslänge: Länge von Oberarm (Humerus)- und Oberschenkelknochen (Femur) |
Eine Liste mit allen Fachbegriffen und Abkürzungen sowie ihrer Bedeutung ist hier als pdf-Datei zum kostenlosen Download verfügbar.
Der Mutterpass: Die wichtigsten Untersuchungen
Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen werden einige Werte der Schwangeren immer wieder geprüft. Dazu gehören Blutdruckmessung, Urintest, Gewichtskontrolle und Tastuntersuchung der Gebärmutter. Dies dient dazu, mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Alle Ergebnisse werden in den Mutterpass eingetragen.
Neben den immer wiederkehrenden Untersuchungen werden einige weitere Werte einmalig erhoben. Dazu gehört neben der Bestimmung der Blutgruppe und der Überprüfung des Rötelnschutzes auch die Untersuchung auf Infektionskrankheiten wie Chlamydien, Hepatitis B oder die selten gewordene Geschlechtskrankheit Syphilis, die mit der sogenannten Lues-Such-Reaktion (LSR) festgestellt wird. Durch eine frühzeitige Behandlung kann eine Schädigung des Kindes bei diesen Infektionskrankheiten verhindert werden.
Kostenpflichtige Untersuchungen
Die meisten Vorsorgeuntersuchungen sind Kassenleistungen. Einige Ausnahmen gibt es aber. Der Test auf eine Immunität gegen Toxoplasmose und Cytomegalie (CMV) zum Beispiel ist eine sogenannte IGel-Leistung und wird bislang von der Krankenkasse nicht bezahlt. "Ich empfehle dennoch insbesondere bei Kontakt zu kleinen Kindern den Test auf CMV machen zu lassen, wenn möglich sogar bereits im Rahmen des Kinderwunsches", rät Tavares. "Schon sehr frühe Infektionen mit CMV können zu Schädigungen führen." Die Kosten für die Tests belaufen sich auf jeweils etwa 20 bis 30 Euro und müssen in der Regel von den Patientinnen selbst getragen werden.
Auch einige Untersuchungen der Pränataldiagnostik, wie die Nackentransparenzmessung oder das Ersttrimester-Screening, gehören zu den IGel-Leistungen. Sie können aber unter bestimmten Umständen (etwa bei einer Risikoschwangerschaft) von der Krankenkasse übernommen werden. Grundsätzlich gilt: IGeL-Leistungen sind für eine bessere Vorsorge nicht zwingend, so die Verbraucherzentrale. Ob sie im individuellen Fall sinnvoll sind, klären werdende Eltern am besten mit dem Frauenarzt, der Frauenärztin oder der Hebamme.
Mutterpass auch nach der Geburt noch verwendbar
Nach den rund 40 Wochen der Schwangerschaft ist der Mutterpass mit zahlreichen wichtigen Informationen gefüllt. Auch Daten zur Entbindung werden in das Heft eingetragen. Den Mutterpass aufzubewahren, kann auch nach der Geburt sinnvoll sein: Das Heft kann bei einer erneuten Schwangerschaft relevante Daten enthalten und auch für die Dokumentation weiterer Schwangerschaften weiterverwendet werden.