Tim Winterscheid
Tim Winterscheid ist Autor und Moderator bei N-JOY und neben Lucie Kluth Host des Podcasts "Tatsächlich schwanger - Alles, was ihr jetzt wissen müsst".
Er ist Vater von zwei Kindern und möchte vor allem Tipps aus der Perspektive des begleitenden Partners geben. Aus seiner Sicht wird das in Schwangerschaftsratgebern häufig zu sehr vernachlässigt.
Informationen zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Baby gibt es reichlich im Netz. Warum braucht es trotzdem den Podcast Tatsächlich schwanger?
Tim: Es gibt viele Podcasts, in denen sich Eltern, Hebammen und andere über ihre eigenen Erfahrungen austauschen. Das ist super. Aber leider werden dabei auch viele "gefühlte Wahrheiten" verbreitet. Also persönliche Tipps und Feststellungen, die sich aber nicht medizinisch belegen lassen. Mich hat die Fülle an Tipps, Hinweisen, ToDos und NotToDos damals ziemlich überfordert. Ich hätte mir eine Quelle gewünscht, die mir ganz klar sagt, wie die medizinische Faktenlage ist. Ich bin stolz, dass ich Teil eines Podcasts bin, der genau das liefert. Nur Wissen das ihr wirklich braucht und no bullshit!
Du hast selbst Kinder. Was war dein erster Gedanken als du erfahren hast, dass du Vater wirst?
Tim: Erstmal waren da nur unendlich viele Gefühle und keine Gedanken. Die Gedanken kamen dann erst als sich der erste Schwall an Emotionen gelegt hatte. Ich habe mir vor allem die Frage gestellt, wie ich meine Freundin gut in der Schwangerschaft unterstützen kann. Denn erstmal habe ich mich als Mann während der Schwangerschaft ein wenig überflüssig gefühlt. Später erst habe ich gemerkt, dass wir auch schon während der Schwangerschaft super supporten können.
Welcher Rat hat dich und deine Partnerin während der Schwangerschaft oder nach der Geburt am meisten genervt?
Tim: Mich hat vor allem genervt, dass sich so viele Ratschläge widersprochen haben. Ein Beispiel, das mir dazu sofort einfällt ist Sport während der Schwangerschaft. Die einen meinten zu meiner Freundin Sport sei gut, weil es die Durchblutung fördert und die Muskulatur stärkt. Andere rieten ihr davon ab, weil das eine frühzeitige Geburt einleiten könne. Ich stand dann mit meiner Freundin da und wir waren genau so schlau wie vorher, aber super verunsichert.
"Ich werde bei meinen Kindern alles anders machen, als meine Eltern!" - haben sicher viele gedacht, bevor sie selbst Eltern geworden sind. Was haben deine Eltern dann doch nicht so falsch gemacht?
Tim: Ich sage das jetzt nicht nur, weil meine Eltern sich den Text hier ganz sicher auch durchlesen werden, sondern weil ich es wirklich so meine: Meine Eltern sind großartig und haben extrem viel richtig gemacht. Ich hatte großes Glück in der Eltern-Lotterie! Darum will ich nicht alles anders machen, sondern hoffe, dass ich vieles genauso gut hinbekomme wie die beiden. Dazu zählt, dass sie mich und meine Schwester bedingungslos lieben, unfassbar geduldig sind und einen unerschütterlichen Glauben an uns haben. Außerdem haben sie neben all dem Stress mit uns Kids es noch geschafft, ihre eigene Ehe seit über 35 Jahren gut am Laufen zu halten. Richtige Streber-Eltern!
Was sagst du Menschen, die denken, mit der Geburt des Kindes sei das eigene Leben vorbei?
Tim: Sie haben Recht! Zumindest ist ein Lebensabschnitt vorbei. Nämlich der, bei dem man alleine auf Toilette gehen kann. Im Ernst: Ich habe auch unterschätzt, wie sehr Kinder das Leben verändern. Aber Veränderung ist ja erstmal gar nicht schlimm. Mein Leben hat sich auch radikal verändert, als ich von zuhause ausgezogen bin. Auf einmal hatte ich viel mehr Arbeit, musste den ganzen Haushalt in meiner Studentenbude selber regeln und trotzdem war ich super happy und stolz. Genauso fühle ich es auch mit meinen Kindern. Sie machen mega viel Arbeit, aber dafür erfüllen sie mich mit mehr Glück als alles je zuvor.
Welches Lebensmotto möchtest du unbedingt an deine Kinder weitergeben?
Tim: Hab' Spaß, aber sei kein Arschloch dabei!
Welche drei Eigenschaften beschreiben dich am besten?
Tim: Ich habe meine Freundin gefragt. Hier ist ihre Antwort: begeisterungsfähig, sozial, idealistisch
Was bringt dich nach einem stressigen Arbeitstag oder Ärger wieder runter?
Tim: Die richtige Antwort wäre wohl: Zeit mit meinen Kindern verbringen. Aber die Wahrheit ist, die sind nachmittags oft so müde und quengelig, dass das ganz schön anstrengend sein kann. Wenn es geht, nehme ich mir nach einem stressigen Tag eine halbe Stunde für mich und mache Sport oder Musik. Und danach habe ich dann auch wieder Energie für die Kinder.
Der Podcast "Tatsächlich schwanger - Alles, was ihr jetzt wissen müsst" startet am 31. August. Neue Folgen gibt es immer donnerstags in der ARD Audiothek und überall wo es Podcasts gibt.