Distorsion: Junge Frau hält sich den schmerzenden, verstauchten Fuß. Sie ist beim Joggen umgeknickt. © imago / PantherMedia Foto: Renaud Philippe

Distorsion (Verstauchung) - Symptome und Behandlung

Stand: 19.07.2024 17:50 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Eine Distorsion ist eine unnatürliche Verdrehung eines Gelenks und wird auch Verstauchung genannt. Meist ist das Sprunggelenk betroffen. Was sind die Symptome? Und welche Behandlung hilft schnell?

von Carola Welt

Ein einziger Fehltritt: Der Fuß wird ungewohnt belastet oder man knickt um. Schon hat man eine Verstauchung. Diese unnatürliche Verdrehung des Gelenks ist schmerzhaft. Eine Distorsion zählt zu den häufigsten Sportverletzungen. Aber auch im Alltag passiert es, wenn man Treppen steigt oder stolpert. Ältere verstauchen sich den Fuß oft beim Wandern auf unebenem Boden.

Was genau passiert bei einer Distorsion?

Bei einer Distorsion wird ein Gelenk über den normalen Bewegungsspielraum hinaus bewegt. Das geschieht meist durch Umknicken oder Verdrehen des Gelenks. Im Gelenk werden die Knochen kurzfristig aus ihrer normalen Position verschoben, ohne jedoch auszurenken. Die Gelenkkapsel wird überdehnt und verletzt. Je nach Schwere werden auch die Bänder, die das Gelenk umgeben, in Mitleidenschaft gezogen. Sie können überdehnen, einreißen oder es kommt zum kompletten Bänderriss. Außerdem können sich im verletzten Bereich kleine Gewebseinrisse bilden. Bei einer Überdehnung der Bänder ohne kompletten Riss sprechen Arzt und Ärztin von einer Verstauchung. Eine Verstauchung ist eine der häufigsten Sportverletzungen.

Was kann man sich verstauchen?

Am häufigsten ist die Verstauchung (Distorsion) am Fuß, genauer am Knöchel (Sprunggelenk). Oft sind das Kniegelenk, das Handgelenk oder die Finger betroffen.

  • Sportarten mit schnellen und kraftvollen Bewegungen der Beine (Fußball, Skifahren, Basketball, Volleyball) führen oft zu Verstauchungen am Sprunggelenk - etwa, wenn man ungünstig mit einem Bein aufkommt. Die Bänder am Sprunggelenk werden überdehnt und verletzt. Die Außenbänder des Sprunggelenks erleiden häufiger eine Überdehnung als die Innenbänder.
  • Ruckartige Bewegungen und schnelle Richtungswechsel bei Mannschaftssportarten haben häufig Verstauchungen der Kniegelenke als Folge.
  • Das Handgelenk verstaucht man sich oft bei Stürzen, im Alltag oder beim Sport.
  • Beim Volleyball sind Verstauchungen der Finger an der Tagesordnung.

Risikofaktoren: Was begünstigt eine Verstauchung?

  • Keine oder eine zu kurze Aufwärmphase
  • Müdigkeit und mangelnde Konzentration
  • Zu schwach trainierte Muskeln (schlechter Trainingszustand)
  • Je häufiger man bereits an einem Gelenk Verstauchungen hatte, desto eher kommt es erneut dazu.
  • Manche Menschen haben schwächere Bänder und neigen eher zu Verstauchungen als andere.

Symptome: Wie erkennt man eine Distorsion?

Unmittelbar nach der Distorsion kommt es zu Schmerzen, die sehr heftig sein können. Der Schmerz verstärkt sich, wenn man das betroffene Gelenk bewegt. Es entwickelt sich eine Schwellung. Das Ausmaß von Schwellung und Schmerzen hängt vom Ausmaß der Verstauchung ab. Ein Bluterguss (Hämatom) kann sich am Gelenk bilden. Er entsteht durch die Verletzung von Blutgefäßen. Bei einer leichten Verstauchung kann man das Gelenk bewegen und auch belasten. Ist die Distorsion schwerer, ist Bewegung schmerzhaft und Belastung unmöglich. Dann können die Bänder überdehnt, angerissen oder gar gerissen sein.

Verstauchung oder bereits ein Bänderriss?

Eine Verstauchung lässt sich nur schwer von einer Bänderdehnung oder einem Bänderriss abgrenzen. Deshalb wird der Bänderriss auch als schwere Form der Distorsion bezeichnet:

  • Bei einer leichten Verstauchung (Grad 1) sind die Bänder nur überdehnt. Das Gelenk ist noch stabil und beweglich.
  • Bei einer mittelschweren Verstauchung (Grad 2) sind ein oder mehrere Bänder angerissen. Das Gelenk ist instabil und schlecht beweglich.
  • Bei einer schweren Verstauchung (Grad 3) sind ein oder mehrere Bänder gerissen. Das betroffene Gelenk lässt sich kaum mehr bewegen.

Eine nicht ausreichend behandelte Distorsion kann schwere Schäden im Gelenk zur Folge haben. Deshalb sollte man bei stärkeren Beschwerden zum Arzt oder zur Ärztin.

Unterscheidung Verstauchung - Prellung - Zerrung - Verrenkung

Eine Prellung entsteht durch einen Schlag, einen Stoß oder einen Sturz. Das Gewebe unter der Haut wird geschädigt und kann blau anlaufen und auch anschwellen. Es kommt zu einem Bluterguss (Hämatom). Häufig ist die Bewegung am betroffenen Bereich eingeschränkt.

Bei einer Zerrung wird nicht das Gelenk überdehnt, sondern die Muskulatur - häufig nach einer abrupten Bewegung. Im Muskel kommt es zu Schädigungen. Das kann bis zum Muskelfaserriss gehen. Zerrungen passieren häufig in den Oberschenkeln, den Waden, den Schultern und den Leisten. Es kommt auch hier oft zu Bewegungseinschränkungen.

Bei einer Verrenkung gerät der Knochen durch einen Schlag oder Sturz aus der Gelenkpfanne - vollständig oder teilweise. Man spricht auch von einer Auskugelung. Auch bei der Verrenkung können Gelenkbänder und Kapsel geschädigt sein. Ob es zu einer Prellung, Zerrung, Verrenkung oder einer Verstauchung gekommen ist, ist für Laien kaum zu unterscheiden. Alle vier Verletzungen können starke Schmerzen hervorrufen und Bewegungen unmöglich machen. Deshalb gilt: Im Zweifelsfall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Verstauchung: Wie erfolgt die Diagnose?

In der Arztpraxis tastet der Arzt oder die Ärztin zuerst das betroffene Gelenk ab. Dann folgen Tests zur Beweglichkeit. So kann der Arzt oder die Ärztin erkennen, ob die Bänder noch intakt sind. Mit dem Ultraschall lässt sich eindeutig zeigen, ob Bänder gerissen sind. Um auszuschließen, ob das Gelenk gebrochen ist, wird meist eine Röntgenaufnahme gemacht.

Die richtige Behandlung bei einer Distorsion

Egal ob es sich um eine Verstauchung (Distorsion) am Knöchel (Sprunggelenk), Knie, Handgelenk oder Finger handelt: Unmittelbar nach der Verletzung sollte man sich gemäß der PECH-Regel verhalten.

PECH-Regel als Erstversorgung

  • Eine Pause machen (P wie Pause) und das Gelenk nicht mehr belasten.
  • Die Stelle kühlen (E wie Eis).
  • einen Kompressionsverband anlegen (C für Compression), damit sich die Blutung nicht ausbreitet.
  • Den verletzten Bereich hochlagern (H wie Hochlagern). Die dadurch verminderte Blutzufuhr wirkt der Schwellung entgegen.
Bei einer sehr leichten Verstauchung reichen die Maßnahmen der PECH-Regel aus.

Behandlung bei Verstauchung: Medikamente oder Salben?

Ist die Verstauchung schwerer, kann sie sehr weh tun. Dagegen helfen Schmerzmedikamente als Behandlung, so genannte nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie beispielsweise ASS, Ibuprofen und Diclofenac. Sie können als Salbe aufgetragen oder als Tablette geschluckt werden. Salben belasten den Magen nicht, das ist ihr Vorteil. Meist sind bei einer Verstauchung Schmerzmittel nur für kurze Zeit nötig. Salben mit pflanzlichen Inhaltsstoffen können ebenso helfen, beispielsweise mit dem Extrakt von Beinwell. Die Wirkung ist jedoch nicht nachgewiesen. Das gilt auch für Öle mit Arnika und anderen Pflanzen wie Pfefferminze oder Kampfer.

Welcher Verband hilft bei einer Distorsion?

Egal, wie schwer die Verstauchung ist: Das verstauchte Gelenk sollte geschont werden. Hohe Belastungen sind zu vermeiden. Das Gelenk sollte stabilisiert werden. Auch bei einer leichten Verstauchung werden daher meist Kompressions- und Stützverbände empfohlen. Sie stützen und stabilisieren das verstauchte Gelenk. Für noch mehr Stabilität kann alternativ eine Bandage angelegt werden. Eine Bandage besteht - wie die Kompressions- und Stützverbände - aus elastischem Gewebe. Im Unterschied zum Verband wird sie nicht gewickelt, sondern beispielsweise wie ein Strumpf über den Fuß gezogen.

Bei einer schweren Distorsion darf das betroffene Gelenk einige Wochen lang nicht belastet werden. Man bekommt dann meist eine Orthese. Orthesen sind aus festeren Materialien als Bandagen. Meist werden sie im Orthopädie-Fachhandel individuell angepasst. Orthesen schränken die Beweglichkeit mehr ein, bis hin zur Ruhigstellung. So stabilisieren sie das Gelenk stärker als Bandagen. Bandagen und Orthesen gibt es für den Knöchel (Fuß), das Handgelenk, das Knie, oder die Finger. Bei einer starken Verstauchung im Fuß oder Knie mit Verdacht auf Bänderriss muss die Orthese vier bis sechs Wochen tagsüber und nachts getragen werden. Bei Verletzungen im Bereich des Beins wird empfohlen, in den ersten Tagen Krücken zu verwenden.

Wie lange hat man Schmerzen nach einer Verstauchung?

Sind die Bänder bei einer leichten Verstauchung nur überdehnt, klingen die Schmerzen meist schon nach einigen Tagen ab. Das verstauchte Gelenk schmerzt dann kaum noch, sollte aber noch nicht voll belastet werden. Bei einer leichten Verstauchung am Fuß oder am Knie kann man nach ungefähr ein bis zwei Wochen wieder normal gehen. Der Fuß kann schon bald wieder vorsichtig belastet werden. Sind die Bänder stark überdehnt, kann die Phase der Ruhigstellung oder Schonung vier bis sechs Wochen dauern.

Wann ist Sport nach einer Verstauchung wieder möglich?

Nach einer leichten Verstauchung sollte man so lange mit dem Sport warten, bis das Gelenk vollständig abgeschwollen und wieder schmerzfrei beweglich ist. Bei einer schwereren Verstauchung kann das mehrere Wochen dauern. Man sollte sich vorsichtig wieder an den Sport herantasten und auf Signale des Körpers hören. Es ist wichtig, die Verstauchung vollständig auszukurieren. Denn das Risiko ist erhöht, dass das einmal verletzte Gelenk instabil bleibt und es erneut zu einer Verstauchung kommt. Um dem vorzubeugen, kann man das Gelenk trainieren. Bei Beinverletzungen etwa mit Übungen auf dem Balancebrett.

Wann zum Arzt oder zur Ärztin bei einer Distorsion?

Liegen ein oder mehrere der folgenden Symptome vor, sollte man zur Ärztin oder zum Arzt.

  • Wenn die Schmerzen stark sind
  • wenn das Gelenk stark geschwollen ist
  • wenn man das Gelenk nicht gut bewegen kann

Nur dann kann eine Distorsion richtig diagnostiziert und behandelt werden. Zwar gilt die Faustregel: Wenn man nach dem Umknicken noch auftreten und laufen kann, ist nichts gebrochen. Aber man sollte sich nicht darauf verlassen. Um einen Bruch auszuschließen, sollte bei stärkeren Beschwerden immer eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Erste Anlaufstelle kann die Hausärztin, der Hausarzt oder eine orthopädische Praxis sein.

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Dieses Thema im Programm:

WDR | Servicezeit | 07.09.2023 18:15 Uhr

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