Muskelfaserriss: Mann in Sportkleidung fasst sich an den schmerzenden Oberschenkel. © colourbox.de

Muskelfaserriss - Symptome und Behandlung

Stand: 21.03.2025 13:10 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Der Muskelfaserriss ist eine Verletzung, die meist die Wade oder den Oberschenkel betrifft. Typische Symptome sind einschießende Schmerzen und ein Bluterguss. Was hilft? Wie lange dauert die Heilung?

von Carola Welt

Ohne unsere Muskeln könnten wir uns nicht bewegen. Muskeln ziehen sich abwechselnd zusammen oder entspannen - so entsteht Körperbewegung. Muskeln sind enorm elastisch, aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Durch eine heftige Bewegung kann ein Muskel überdehnt und Muskelgewebe verletzt werden. Besonders schmerzhaft ist der Muskelfaserriss.

Muskelfaserriss: Drei Fakten

Ein Muskelfaserriss ist eine der häufigsten Sportverletzungen.

Muskelfaserriss - was ist das?

Beim Muskelfaserriss sind einzelne oder mehrere Muskelfasern, also kleine Baueinheiten eines Muskels, gerissen. Auslöser ist meist eine abrupte Bewegung beim Sport - häufig beim Fußball, Laufen, Squash oder Tennis. Oft ist dabei die Muskulatur vorne und hinten am Oberschenkel oder der Wade betroffen. Starke, stechende Schmerzen sind typisch für einen Muskelfaserriss.

Muskelfaserriss meist an Wade oder Oberschenkel

Die meisten Muskelfaserriss-Verletzungen entstehen an der Wade und am Oberschenkel. Hier ist die Muskulatur besonders hohen Belastungen ausgesetzt. Die Muskeln der Oberschenkelrück- und -vorderseite etwa müssen beim Laufen gegenläufige Bewegungen koordinieren, also die Beine sowohl strecken als auch beugen. Unmittelbar nach einer Kontraktion müssen sie wieder nachgeben. Das kann die Muskeln überlasten. Seltener passiert ein Muskelfaserriss in der Schulter oder am Oberarm. Es trifft dann oft Menschen, die Sportarten wie Tennis, Volleyball oder Golf betreiben.

Symptome bei Muskelfaserriss

Folgende Anzeichen sprechen für einen Muskelfaserriss:

  • Ein plötzlicher, stechender Schmerz, wie ein Messerstich oder Nadelstich. Der Schmerz verstärkt sich, sobald man auf die verletzte Stelle drückt oder den Muskel bewegt.
  • Durch den Muskelfaserriss kommt es zu einer Einblutung in den Muskel und es zeigt sich ein Bluterguss (Hämatom).
  • Eine Schwellung oder Delle kann im Muskelverlauf sichtbar oder tastbar sein.
  • Der Muskel ist nicht mehr belastbar.
  • Manchmal ist ein kurzes Reißgeräusch zu hören.

Akute Behandlung bei einem Muskelfaserriss

Die Sofortmaßnahme bei Verdacht auf Muskelfaserriss ist die PECH-Regel: Die Anfangsbuchstaben stehen für die einzelnen Maßnahmen:

  • P wie Pause: den verletzten Bereich ruhigstellen
  • E wie Eis: die betroffene Körperstelle sofort mit einer Kühlkompresse oder einem Gel-Pack kühlen
  • C wie Kompression: dem oder der Verletzten einen Druckverband oder eine elastische Bandage anlegen
  • H wie Hochlagern: den betroffenen Bereich hochlagern
Ziel der akuten Behandlung ist, Blutungen und Schwellungen zu reduzieren und weitere Schäden zu verhindern.

Unterschiede: Muskelzerrung, Muskelfaserriss, Muskelriss

Muskelverletzungen entstehen durch Überbeanspruchung von Muskeln. Werden sie zu stark oder falsch belastet, können sie überdehnen und, je nach Schweregrad, auch reißen.

  • Die Muskelzerrung ist die geringfügigste Muskelverletzung. Sie bezeichnet eine Überdehnung von Muskelfasern oder Muskelfaserbündeln. In den Myofibrillen innerhalb der Muskelfasern kommt es zu winzig kleinen Schäden. Die Folge: Der Muskel funktioniert schlechter.
  • Bei noch stärkerer Überdehnung des Muskels können einzelne Muskelfasern reißen. Dann liegt ein Muskelfaserriss vor. Vom Muskelbündelriss spricht man, wenn mehrere Muskelfasern gerissen sind.
  • Beim Muskelriss ist der gesamte Muskel durchtrennt.
Unterschieden werden muss ein Muskelfaserriss vom Muskelkater. Dort entstehen in den Muskelfasern ebenfalls Mikrorisse. Ein Muskelkater ist aber keine akute Verletzung und der Schmerz tritt erst am nächsten Tag auf.

Muskelfaserriss: Diagnose notwendig

Ob es sich bei der Verletzung um eine Muskelzerrung, einen Muskelfaserriss oder einen Muskelriss handelt, ist für Laien meist nicht erkennbar. Alle drei Verletzungen können, je nach Schweregrad, zu starken Schmerzen führen. Ein Muskelfaserriss oder ein Muskelriss sind aber in der Regel noch deutlich schmerzhafter als eine Zerrung. Letztendlich kann nur ein Arzt oder eine Ärztin eine Zerrung von einem Riss unterscheiden. Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss sollten Betroffene einen Orthopäden oder eine Orthopädin beziehungsweise Sportmediziner aufsuchen. Für die Diagnose nutzen Arzt oder Ärztin eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT (Magnetresonanztomografie).

Welche Behandlung hilft?

Die Muskelfasern wachsen von allein wieder zusammen. Nur bei einem sehr großen Muskelfaserriss oder einem Muskelriss wird operiert. Die übliche Therapie nach einem Muskelfaserriss:

  • Schonung des verletzten Muskels, meist einige Tage lang, möglicherweise mithilfe von Krücken und Verbänden
  • entzündungshemmende Schmerzmittel (Paracetamol oder Ibuprofen)
  • mobilisierende Übungen nach circa einer Woche zu Hause oder bei der Physiotherapie. Sanfte Bewegung ist gut bei Muskelfaserriss, da sie die Regeneration des Muskels unterstützt.

Ursachen: Warum bekommt man einen Muskelfaserriss?

Faktoren, die einen Muskelfaserriss begünstigen sind:

  • unzureichend trainierte Muskeln
  • zu wenig Dehnung der Muskeln
  • müde und überlastete Muskeln durch zu intensives Training
  • zu kalte Muskulatur wegen nicht ausreichendem Aufwärmen oder wegen Kälte
  • nicht ausgeheilte Vorverletzung, etwa eine Muskelzerrung
  • ein Schlag oder Tritt gegen den Muskel

Dauer der Heilung beim Muskelfaserriss

Ein kleiner Muskelfaserriss braucht in der Regel 10 bis 14 Tage für die Heilung. Je nach Anzahl der gerissenen Muskelfasern kann sie auch bis zu acht Wochen dauern. Während dieser Zeit müssen Betroffene mit dem Sport pausieren. Ob Taping, Eigenbluttherapie, Serumspritzen, Blutegeltherapie, Strahlen, Laser, Ultraschall oder elektrische Stimulation die Dauer der Heilung beschleunigen, ist nicht durch Studien belegt. Haben Betroffene keine Schmerzen oder Beschwerden mehr, können sie, je nach ärztlicher Empfehlung, vorsichtig mit dem Training beginnen. Auf keinen Fall dürfen dabei Schmerzen auftreten. Der betroffene Muskel ist nur bedingt belastbar. Das Risiko für eine weitere Muskelverletzung ist in den ersten Wochen stark erhöht.

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Das Erste | Morgenmagazin | 14.01.2025 | 05:30 Uhr

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