Premiere "Lady Macbeth von Mzensk": Beifall und vereinzelt Buh-Rufe
"Lady Macbeth von Mzensk" hat am Sonntag Premiere an der Hamburgischen Staatsoper Premiere gefeiert. Dimitri Schostakowitschs Oper gehört zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Die russische Regisseurin Angelina Nikonova hat sie in Hamburg inszeniert. Für die Filmemacherin ihre erste Oper.
Es ist eine düstere Sex-and-Crime-Geschichte um eine männermordende Kaufmannsgattin. Erschienen 1934, von Stalin zwei Jahre später verboten. Zuerst wirkt die Bühne friedlich. Auf dem Hof der Kaufmannsfamilie Ismailow wird gearbeitet, zufrieden gefegt und hin und her getragen. Die romantisch weißen Schneeflocken wollen gar nicht aufhören zu rieseln. Katarina Ismailowa war arm und ist durch ihre Heirat wohlhabend geworden. Aber auch total unglücklich. Sie kann vor lauter Einsamkeit nicht mehr schlafen.
Flucht aus einer lieblosen Ehe
Mit aller Macht will sie sich aus dem Korsett ihrer lieblosen Ehe befreien. Raus auch aus ihrem habgierigen, frauenfeindlichen Umfeld. Das auch vor einer Vergewaltigung nicht zurückschreckt. Katarina möchte lieben, Sex haben, begehrt werden. Auf dem Weg dahin wird sie zur mehrfachen Männer-Mörderin, letztlich zur Zwangsarbeit verurteilt und begeht Selbstmord.
Erzählt nach einem realen Kriminalfall
Ein brutaler, mutiger Stoff, den Schostakowitsch vor immerhin knapp 90 Jahren und in der stalinistischen Sowjetunion dem Publikum präsentierte. Erzählt übrigens nach einem realen Kriminalfall, den der russische Autor Nicolai Leskov 1865 aufschrieb. Der Erfolg des Stückes war riesig, bis es auf Druck Stalins von den Spielplänen verschwand. Man bekomme einen Einblick in eine andere Zeit, in eine repressive Gesellschaft, so Stimmen aus dem Publikum.
Regisseurin Nikonowa zeigt viel Filmleidenschaft
Regisseurin Angelina Nikonowa will Politik und Kunst nicht mischen, die aktuelle politische Lage mit ihrer Inszenierung nicht kommentieren. Sie zeichnet den tragischen Kampf um Leidenschaft und Selbstbestimmung vor allem an der Psychologie ihrer Figuren entlang. "Es gab ein paar magische Momente", so eine Zuschauerin. Ein Mann aus dem Publikum meint, das Bühnenbild hätte moderner sein können, eine Frau sagt knapp: "Ich fand es großartig!"
Viel Filmleidenschaft steckt in Nikonovas Inszenierung: Jahres- und Tageszeiten verändern sich durch Projektionen am Bühnenhintergrund. Und dann die Ratten: Ihre Schatten sind immer wieder durch das Milchglas eines Podestes zu sehen. Der erste Mord geschieht mit Rattengift.
Finnin Camillia Nylund brilliert als Katarina
Von der ersten Sekunde an steht ein Weltstar im Mittelpunkt: Die Finnin Camillia Nylund singt die Katarina mit klarem und energischem Sopran. Ein Debüt auch für sie. Eigentlich ist sie eher bei Wagner oder Strauss zu Hause. Beeindruckend glaubhaft auch ihr Spiel mit verzweifelter Lust und düsterem Unglück.
Viele Bravos - vereinzelte Buh-Rufe für die Regie
Eindrucksvoll facettenreich trägt die Musik von Dimitri Schostakowitsch den Abend. Hinterlegt immer mit einer Düsternis, sogar bei einem kurzen Walzertakt kommt schnell die Gänsehaut. Kent Nagano am Dirigentenpult treibt das Philharmonische Staatsorchester angemessen an. Sensibel und auch mitm genügend wuchtiger Schärfe. Manchmal ist es zu laut, dann versickern die Stimmen. Das ist schade. Trotzdem viele Bravos zum Schluss gemischt mit Buh-Rufen für die Regie.
"Lady Macbeth von Mzensk" läuft an der Staatsoper in Hamburg wieder am Mittwoch. Bis Anfang Februar gibt es Vorstellungen. Bei uns im Netz wird die Oper in den kommenden 30 Tagen zu hören sein.
Premiere "Lady Macbeth von Mzensk": Beifall und vereinzelt Buh-Rufe
"Lady Macbeth von Mzensk" von Dmitri Schostakowitsch hat in der Staatsoper Hamburg Premiere gefeiert. Inszeniert wurde die Oper von der russischen Regisseurin Angelina Nikonova.
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