"Der geteilte Himmel" in Schwerin: Großes, modernes Theater
Zwei Jahre nach dem Mauerbau erschien 1963 Christa Wolfs Erzählung, die sich mit der deutsch-deutschen Teilung auseinandersetzt. Am Freitag erlebte "Der geteilte Himmel" als Musical am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin Uraufführung.
Den Himmel wenigstens können sie uns nicht zerteilen, sagt Manfred und Rita erwidert: Doch der Himmel teilt sich zuallererst. Es war erst ihr zweites Buch, das Christa Wolf 1963 veröffentlichte: "Der geteilte Himmel".
Die Liebe von Rita und Manfred wird vor den wirtschaftlichen Problemen der jungen DDR auf die Probe gestellt. Er, der Chemiker, geht vor dem Mauerbau in den Westen. Sie, angehende Lehrerin, glaubt an den Sozialismus und bleibt. Genau 60 Jahre nach Erscheinen der Erzählung bringt das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin "Der geteilte Himmel" erstmals auf die Bühne - als Musical.
Schweriner Inszenierung beginnt unerwartet
Diese Schweriner Inszenierung beginnt anders, als vielleicht erwartet - ohne Ouvertüre und mit Text, der nicht von Christa Wolf stammt:
Hallo? - Rita? - Manfred? - Ja, ich bin alt geworden. Erkennst mich noch? - Wie sollte ich? - Rita, es tut mir echt… - Nein, ich bin nicht Rita, ich bin Emma, Ritas Enkelin. Musical-Zitat
Der alt gewordene Manfred trifft heute, in der Gegenwart, auf die Enkelin seiner damaligen Liebe Rita:
Ich habe jetzt das Tagebuch komplett gelesen und ich glaube, sie war vom Sozialismus überzeugt und von dir besessen. Musical-Zitat
Die DDR vor dem Mauerfall als zweite Ebene
Melissa King hat "Der geteilte Himmel" in Schwerin inszeniert: "Das war eine riesengroße Herausforderung, eine Uraufführung zu machen - eine Uraufführung mit dem Thema DDR, damals - vor der Mauer." Die renommierte Musicalregisseurin - sie hat unter anderem "West Side Story", "Chicago", "Haarspray" und "Singin' in the Rain" inszeniert -, empfindet diese zweite Ebene, als Erleichterung.
Chor und Ballett, Solisten und Mecklenburgische Staatskapelle - dieses Schweriner Musical präsentiert die ganze Bandbreite des Schweriner Ensembles. Auf der Drehbühne dominiert - ja was eigentlich? Das große Objekt ist Auf- und Abgang, Treppe und Mauer zugleich. Hier dreht sich wirklich alles um Rita und Manfred, gespielt vom Bariton Martin Gerke: "Ich finde, es ist kein klassisches Musical, die Musik ist komplex. Auch für Leute, die sonst ein normales, klassisches Musical machen. Da ist hier schon mehr zu tun. Und das finde ich gerade sehr gut. Für mich ist es eine tolle Herausforderung, das nicht opernhaft zu singen. Ich habe jetzt sehr intensiv gearbeitet, dass ich und Sophie Euskirchen uns annähern. Dass sie ein bisschen zu mir kommt, ich ein bisschen in Richtung Musical gehe."
Martin G. Berger schrieb den Text, Wolfgang Böhmer komponierte die Musik
In diesem Musical stehen die beiden Hauptdarsteller fast pausenlos im Mittelpunkt der Handlung. Die Rolle der Rita, und auch die ihrer Enkelin Emma, hat Sophia Euskirchen übernommen: "Ich finde, das hat Martin Berger sehr gut gemacht, dass er den Bezug zu heute noch nimmt, indem er diese zwei Charaktere kreiert hat. Einmal den älteren Manfred und Emma, die Enkelin von Rita. Dass die sich beide über diese Zeit unterhalten und was sie anders gemacht hätten. Und was in der heutigen Zeit einfach auch anders gewesen wäre. Das finde ich interessant und schön, dass er das einfach so mit reingeschrieben hat."
Martin G. Berger schrieb den Text, Wolfgang Böhmer komponierte die Musik. Martin Gerke als Manfred war von Beginn an von der Idee eines Musicals fasziniert: "Als mich Martin Berger vor zwei Jahren fragte, ob ich mir vorstellen könnte, auch Musical zu machen, habe ich gesagt, dass das ein sehr interessantes Thema ist. Es ist mir viel lieber, Musik zu machen - auch mit einer Aussage -, als ein Musical, nur um reine Unterhaltung zu haben. Ich finde, es hat hier beides."
Zwischen Oper und Musical: Eingängige Melodien
Die Unterhaltung sei da, aber man könne auch drüber nachdenken. "Ich finde, das Thema kann man auch auf andere Sachen beziehen: In einer Beziehung in unserer Welt - was gibt es für unterschiedliche Interessen? Wie geht man so eine Beziehung an?" Für Sophia Euskirchen ist es etwas ganz Besonders, in Schwerin bei dieser Uraufführung dabei zu sein: "Ich liebe das. Man setzt den Grundstein, das finde ich einfach toll."
"Der geteilte Himmel" als Musical in Schwerin ist keine verklärte DDR-Geschichte. Die Inszenierung stellt die Fragen, wieso es damals und später so kommen konnte. Ohne potenzielle Hits, aber mit eingängigen Melodien gelingt hier großes, modernes Theater. Dem Stück ist zu wünschen, dass es über Schwerin hinaus auch auf anderen Bühnen gezeigt wird.
"Der geteilte Himmel" in Schwerin: Großes, modernes Theater
60 Jahre nach Erscheinen der Erzählung ist "Der geteilte Himmel" von Christa Wolf am Freitag als Musical am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin uraufgeführt worden.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ort:
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Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin
Alter Garten 2
19055 Schwerin