"Atlas": Brisantes Polittheater zu Leugnern des Klimawandels
Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg hat "Atlas" zusammen mit dem Recherchenetzwerk Correctiv entwickelt - ein Theaterstück über ein mächtiges, internationales Netzwerk von Leugnern des Klimawandels.
Das brisante Theaterstück über ein internationales Netzwerk von Klimawandelleugnern wurde im Malersaal im Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt. Was es noch brisanter macht: Es ist in Kooperation mit dem Recherchenetzwerk Correctiv entstanden, das vor einem Jahr ein Geheimtreffen von Rechtsextremen in Potsdam aufgedeckt hat. Die Recherche hatte damals hunderttausende Menschen motiviert, gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren.
Gezielt gesteuertes Vergessen
Wieso spricht eigentlich niemand mehr übers Klima? Klimakleber, Last Generation, Fridays for Future, war da was? Mal angenommen, das ist ein Zufall - nach dem Motto: Es gibt ja so viele Krisen weltweit, da kann man gerade nicht ans Klima denken. Aber Gegenthese: Was wäre, wenn dieses langsame Vergessen gezielt gesteuert wird? Der Theaterabend behauptet es. Ein vierköpfiges Ensemble mit Josefine Israel, Sasha Rau, Maximilian Scheidt und Samuel Weiss nimmt sich der neuesten Erkenntnisse von Correctiv an. Dessen Klimaredaktion hat zu Klimawandelleugnern recherchiert und ist auf einen Namen gestoßen: Atlas.
Atlas selbst ist erstmal ziemlich intransparent. Was wir wissen, ist folgendes: Es gibt dieses Netzwerk. Bühnenzitat "Atlas"
Hinter Atlas verbirgt sich ein weltweites Netzwerk zur Verhinderung und Unterbindung von Maßnahmen gegen den menschengemachten Klimawandel. Trump-Unterstützer gehören dazu, Rechtsextreme - gesponsert von Öl- und Gasindustrie, behauptet die Klimaredaktion von Correctiv.
Zweifel sähen am Klimawandel
Dieser Theaterabend funktioniert wie eine gut gelaunte Show mit Augenzwinkern, mit wechselnden Gästen, mit bunten Kostümen, die an Business-Kleidung erinnern. Die Haltung der Vier: immer nach außen, erklärend, freundlich, zugewandt: blitzschnell und manchmal bitterböse. Sie schlüpfen in ganz konkrete und namentlich genannte deutsche Politiker und Wissenschaftler, die sich für Atlas-nahe Stiftungen und Gruppen einsetzen. Das Prinzip von Atlas: Zweifel sähen. Das funktioniert.
Ich hab angefangen, eine Verbindung herzustellen zwischen den Klimaprotesten und der RAF - ja, und dieser Tweet ging sofort viral! Bühnenzitat "Atlas"
Die Bahn diskreditieren? Klimafreundliche Gesetzesvorhaben schlecht machen? Den Braunkohle-Ausstieg teurer machen als er ist? Oft helfen Gutachten echter Professoren in an sich seriösen Medien, behauptet Correctiv.
Gut gelaunt und bitterböse
Der Erkenntnisgewinn schmerzt. Das Ziel von Atlas, sagt Correctiv: Geld scheffeln, die Demokratien unterwandern, wenn nicht sogar zerstören. Der Theaterabend spielt etwa die Preisverleihung der Hayek-Stiftung im letzten Juni in Hamburg nach, bei der der argentinische Präsident Milei - das ist der mit der Kettensäge - einen Freiheits-Preis bekommt.
Es ist mir eine außerordentliche Freude, Ihnen, Herr Präsident, heute mit der Hayek-Medaille den höchsten Preis unserer Gesellschaft verleihen zu dürfen! Bühnenzitat "Atlas"
Man lernt hier, Atlas verzerrt das Wort Freiheit zu: Alles geht, alles kann. Regisseur Calle Fuhr gelingt es, in nur eineinhalb Stunden mit modernen, ironischen, gebrochenen Theatermitteln, die immer auch leicht trashig und behauptet wirken, echte Aufklärungsarbeit zu leisten. Fakten zu liefern. Den Faktencheck kann jeder und jede selbst machen - auf der Seite des Deutschen Schauspielhauses. Es lohnt sich. So ein Theater brauchen wir. Hellwach, aufklärerisch, sprühend vor Klugheit. Gerade jetzt.
"Atlas": Brisantes Polittheater zu Leugnern des Klimawandels
Das Deutsche Schauspielhaus inszeniert das Stück nach Recherchen des Netzwerks "Correctiv" - hellwach und aufklärerisch.
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Deutsches Schauspielhaus
Kirchenallee 39
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