Klimaschutz und Musik: Luisa Neubauer beim Berliner Theatertreffen
Wie Klima und Kultur zusammenbringen? Luisa Neubauer und das Ensemble Resonanz erproben eine musikalische Umsetzung von Aktivismus. Ihre "Rede in Es-Dur" haben sie nun beim Berliner Theatertreffen gezeigt.
Sie legt sich mit der Politik an, steht bei Klimastreiks in der ersten Reihe, schreibt Artikel und Bücher: Die 1996 geborene Hamburgerin Luisa Neubauer ist eine Größe in der Klimabewegung. Jetzt versucht sie, gemeinsam mit dem Streichquartett des Ensemble Resonanz auch die Theaterbühne zu erobern. Ihre "Rede in Es-Dur" hat sie im Januar bei der Eröffnung der Lessingtage im Hamburger Thalia-Theater gehalten. Nun war sie beim renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen.
Intime Stimmung beim Berliner Theatertreffen
Bei Demonstrationen hören ihr Tausende zu, im Theaterfoyer nicht einmal hundert - doch die sehr intensiv. Die Kammermusik erzeugt eine intime Stimmung. Die Cavatina aus Beethovens Streichquartett Nr.13 ist auch auf einer kleinen goldenen Platte zu finden, die mit der Raumsonde Voyager seit 1977 im Weltall unterwegs ist. Luisa Neubauer macht sie zum Ausgangspunkt ihrer Rede: "Was ist die Welt, wenn man sie auf einer einzigen Platte zusammenfassen muss? Wie hört sich die Welt an, wenn man den Sound von Millionen von Jahren auf 90 Minuten herunterkürzt?"
Es schwingt ein Pathos mit. Luisa Neubauer steht in schlichtes Schwarz gekleidet neben dem Streichquartett und spricht über die Hybris der Menschheit, die Botschaften ins All schickt, während sie auf der Erde die eigenen Lebensgrundlagen zerstört. Immer wieder hebt sie den Zeigefinger: "Ein bekannter Physiker sagte einmal, dass die Verzweiflung in der Welt daher rührt, dass wir es gewohnt sind, Krisen mit der Eroberung neuer Territorien zu lösen", heißt es in der Rede.
Neue Formen, um über die Klimakrise zu sprechen
Eroberung, Ausbeutung, Zerstörung. Es gebe keine Hoffnung mehr, ruft Luisa Neubauer. Seit dem Zeitalter der Aufklärung, als der Mensch es lernte, sich seines Verstandes zu bedienen und immer neue Entdeckungen machte, stehe es schlecht um den Planeten: "Und jetzt, wo die Welt umfassend eingenommen ist, jetzt nehmen wir die Zukunft ein, verschulden uns immer weiter in Jahrhunderte hinein, verursachen Müll und Verseuchung und Klimakatastrophen für Generation nach Generation."
Wie eine Predigerin fordert Luisa Neubauer zur Umkehr auf. Die Wirkung ihrer Worte wird durch die Musik noch gesteigert. Das gefällt ihr. "Ich glaube, wir dürfen uns auf gar keinen Fall einschränken lassen in den Sprachen und den Formen, die wir wählen, um über die großen Krisen zu sprechen, um über das Klima zu sprechen", sagt Neubauer im Interview. "Das Theater und die Kunst sind eine Form, eine Sprache, die man ja ganz dringend erkunden muss."
Wie steht es um die Hoffnung?
Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer steht noch ganz am Anfang dieser Erkundung. Ihr Auftritt wirkt hölzern, die Sprechweise monoton. Doch trotzdem erntet sie am Ende Applaus. Luisa Neubauers Trick ist, dass sie nach dem anfänglichen Untergangspathos zu einem positiven Schluss kommt. Die Logik bleibt dabei ein Stück weit auf der Strecke:
"Gerade weil wir das Gefühl haben, wir stecken in einer Hoffnungskrise, wir haben noch nicht genug Hoffnung, gerade deshalb gibt es die Hoffnung, weil wir uns eben auf die Suche machen, weil wir nicht aufgeben", so Neubauer. "Und das ist vielleicht ein überraschendes Ende und vielleicht auch ein überraschend schnelles Ende. Aber mir gefällt's." Und den meisten Zuschauern auch. Bei dieser Rede macht die Botschaft den Erfolg, nicht die Vortragsweise.