Aufgespießt und vielfach gewendet: Schillers "Kabale und Liebe"
Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg erzählt den bildungsbürgerlichen Klassiker "Kabale und Liebe" als rasante Radioshow mit Quiz, Wetterbericht und viel Musik.
Die Radioshow-Abende von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk haben für viele inzwischen Kultstatus: 2015 hatte der erste - "Effi Briest" - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie" - am Hamburger Schauspielhaus Premiere und wurde gleich zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Danach nahm sich das Duo am Schauspielhaus "Anna Karenina" und "Die Nibelungen" vor - und nun Schiller: "Kabale und Liebe - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie".
Die "super Schiller-Night" nach bekanntem Muster
Das Radiostudio auf der Bühne ist so, wie die Fans es bereits kennen: rechts das große Regiepult, links eine Sitzgruppe, dazu - locker verteilt - Mikrofone und Instrumente. Und dann geht's los mit der "super Schiller-Night" - nach dem vertrauten Muster. Rasant wird Schillers Drama in den Grundzügen erzählt, dazu gibt's Werbeeinheiten, Wettervorhersagen und, klar, ganz viel Musik. Der Stadtmusikant Miller hütet seine Tochter Luise wie seinen Augapfel, doch sie verliebt sich in Ferdinand von Walter und der sich in sie: Eine Chance hat diese Liebe nicht, auch nicht an diesem Abend. Dabei gerät die Geschichte zwischendurch manchmal ein bisschen ins Schleudern, als mal eben aus dem falschen Buch gelesen wird.
Denn er liebte Emilia, die Tochter des Obersten Odoardo Galotti, der nicht erfreut war, als er von seiner Frau Claudia hörte, Emilia sei allein in die Kirche gegangen... Bühnenzitat aus: "Kabale und Liebe"
Der richtige Text wird schließlich gefunden. Clemens Sienknecht und Barbara Bürk haben Schillers Sturm- und Drang Drama klug und mit viel Witz aufgespießt und drehen und wenden es nun nach Lust und Laune. Die Kostüme sind peppig - eine teils gewagte Mischung aus 18. Jahrhundert und heute, die Songs größtenteils bekannte Oldies aus den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Mitreißend und auf den Punkt
Jan-Peter Kampwirth als Ferdinand mit zu groß geratener, leicht verrutschter Uniformjacke ist eine Wucht, doch das ganze Ensemble, neben Clemens Sienknecht sind das Marcus John, Ute Hannig, York Dippe und Michael Wittenborn, singt und spielt mitreißend - immer auf den Punkt:
Das war elementare, theatralische Urgewalt von unserem Michael. Übrigens, Michael gehörte über Jahrzehnte zu den bekanntesten Nebendarstellern der Spielschar der Städtischen Wasserwerke in Bielefeld und trägt die Goldmedaille in Silber der patriotischen Gesellschaft von Brackdorf zu Gütersloh ….. Bühnenzitat aus: "Kabale und Liebe"
"Das ist so kreativ umgesetzt, das aus der Geschichte rauszuholen. Bei jedem Stück denke ich immer wieder, wie toll die das machen", sagt eine Besucherin. "Obwohl man die Machart schon kennt, sehr unterhaltsam", bemerkt ein Besucher. Manchmal ist es einfach nur herzhaft albern. Das Konzept funktioniert. Immer noch. Dieser Abend ist ein großer Spaß, intelligent gemachte, musikalische Unterhaltung und ein etwas anderer Blick auf einen Klassiker der Theaterliteratur.
Aufgespießt und vielfach gewendet: Schillers "Kabale und Liebe"
Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg erzählt den bildungsbürgerlichen Klassiker als rasante Radioshow.
- Art:
- Bühne
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Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Kirchenallee 39
20093 Hamburg