"Ariadne auf Naxos" in Hamburg: Der reinste klangliche Genuss
"Ariadne auf Naxos" ist bereits die dritte Oper von Richard Strauss, die der weltweit gefeierte Regisseur Dmitri Tcherniakov in Hamburg umsetzt. Am Sonntag hatte es Premiere in der Staatsoper.
Das ist schon ungewöhnlich: ein Opern-Regisseur, der echte Groupies hat! Dmitri Tcherniakov hat Fans, die ihm durch ganz Europa hinterherreisen, um seine Premieren zu sehen. Aus England, Serbien, Tschechien - vor allem Exil-Russen scheuen keinen Weg, um die Arbeit des in der Opernwelt gefeierten 54-jährigen Regisseurs zu sehen. Was hat Tcherniakov aus "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss gemacht?
Dmitri Tcherniakov verschiebt Handlung in ein gutbürgerliches Wohnzimmer
Klar ist: Als Zuschauer muss man im Original schon sattelfest sein, um zu verstehen, wie Tcherniakov den Stoff bearbeitet hat. Einfach zusammengefasst: Es geht um die ganz großen Themen - im Vorspiel zur Oper um die Willkür, die jemand mit viel Geld anwenden kann und Menschen nach seinem Geschmack herumkommandiert. In der eigentlichen Oper nach Vorlage der griechischen Sage geht es um Ariadne, die ihre große Liebe Theseus verliert, um die größtmögliche Trauer und das Lichtlein, das dann eben doch immer wieder von irgendwo herkommt - hier in Person von Bacchus, der Ariadne ganz zum Schluss über den Verlust von Theseus hinwegtrösten kann.
Regisseur Dmitri Tcherniakov lässt die Handlung nicht auf der kargen Insel Naxos spielen, sondern, wie die beiden Vorgänger-Strauss-Opern, in einem gutbürgerlichen Wohnzimmer. Er streicht ganz viel unnötigen Budenzauber raus und macht aus zwei gegensätzlichen Künstlergruppen eine Familie, die sich in den schwersten Momenten beisteht. Auch wenn man nichts von der Handlung wissen oder verstehen sollte: Das Zuhören ist der reinste Genuss!
"Ariadne auf Naxos" mit sensationellem Ensemble
Für Sängerin Nadezhda Pavlova in der Rolle der Zerbinetta gibt es nach ihrer sogenannten Koloraturarie Szenenapplaus. Auch Anja Kampe als tieftraurige Ariadne ist sensationell gut: sanft, zerbrechlich, wunderbar. Das Orchester unter Kent Nagano hat nach zögerlichem Anfang richtig abgeliefert - umso unverständlicher waren am Ende die Buhs für den Dirigenten. Am Ende dreht sich zwar die Welt von Ariadne auch auf der Bühne wieder weiter, aber Regisseur Tcherniakov lässt einen Text über den Bildschirm laufen: "Alles Tun ist Spiel am Rande des Abgrunds". Als die Oper 1916 Premiere feierte, befand sich Europa schon im Ersten Weltkrieg, schlimmste Jahre sollten noch folgen. Wieviel kann da eine Familie aus ihrem Wohnzimmer überhaupt noch heraushalten?
"Ariadne auf Naxos" in Hamburg: Der reinste klangliche Genuss
Das Stück ist bereits die dritte Oper von Richard Strauss, die der weltweit gefeierte Regisseur Dmitri Tcherniakov in Hamburg umsetzt.
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Staatsoper Hamburg
Dammtorstraße 28
20354 Hamburg