Auf eine Bühne ringen zwei Sportler in einem Glaskasten. Andere Schauspieler umgeben den Glaskasten als Publikum. © Sandra Then

Uraufführung "Echo 72": Abstrakte Ebene voll Grauen

Stand: 26.01.2025 12:57 Uhr

"Echo 72 Israel in München" heißt ein Auftragswerk der Staatsoper Hannover, das gestern uraufgeführt wurde. Die Oper untersucht das Echo des Terroranschlags auf die Olympischen Spiele von München 1972.

von Agnes Bührig

Ein karger, neoklassizistischer Saal im Haus der Kunst München. Sommerlich bunt gekleidete Besucher strömen fröhlich hinein, um sich dem Sport zu widmen: Hürdenläufer, Fechter und Ringer bewegen sich da in Vitrinen. Im Verlauf der Oper werden sie blutüberströmt zusammensacken und als Mahnmale, sichtbar für jedermann, tot am Boden liegen. Wie gehen wir heute mit dem Trauma von München 1972 um? Erreicht uns sein Echo noch? "Wir haben eine Tendenz als Gesellschaft, dass man Monumente baut für gestorbenen Menschen, um uns zu trösten, dass wir gute Menschen sind", sagt die Regisseurin Lydia Steier. "Das fand ich interessant, nicht nur im Angesicht dieser historischen Geschehnisse, aber auch uns jetzt unter die Lupe zu nehmen." 

Der Dramatiker Roland Schimmelpfennig, der das Libretto geschrieben hat, macht das gekonnt, indem er das Publikum erleben lässt, wie die Stimmung durch den Terror kippt. Im ersten Teil erlebt es das ausgelassene Feiern eines Weltfests des Sports, im zweiten Teil muss es die Katastrophe mitdurchleben. Nachdem Schauspielerin Corinna Harfouch in einem Video als Nachrichtensprecherin die Fakten von einst präsentiert hat, beginnt das Bild zu flackern, löst sich auf, die ganze Szene gerät ins Wanken.

Sportlicher Wettkampf vs. Kampf der Terroristen

Auch die Musik verbreitet den Schrecken. Schlagzeuger und Komponist Michael Wertmüller hat ihr einen Puls gegeben, der von 60 auf 300 Schläge pro Minute anwächst. Das Niedersächsische Staatsorchester hat Wertmüller um das Schweizer Trio Steamboat Switzerland erweitert. Seine Musiker kombinieren Jazz, Rock und Metal mit zeitgenössischer, komponierter Musik. Ihre Hammond-Orgel gibt dem Geschehen das Timbre der 1970er Jahre, Bass und Schlagzeug sorgen für rockige Passagen. In 27 Abschnitten werden alle Instrumente immer wieder neu kombiniert, sagt Dirigent Titus Engel: "Jedes Instrument hat eigentlich einen Moment, wo es wirklich im Fokus steht. Zum Beispiel Kontrafagott, das gibt es selten in einer Oper, dass dieses Instrument so eine große Rolle spielt oder auch andere Stellen, die quasi nur von den Schlagzeugern gespielt werden.

Es sind der Polizist, die Kampfrichterinnen, der Sportschütze, die die Geschichte des Terroranschlags auf die Olympischen Spiele 1972 auf eine abstraktere Ebene heben. Geschickt werden dabei sportlicher Wettkampf und Kampf der palästinensischen Terroristen gegen-einander gestellt, der Nationalismus spielt auch eine Rolle. In den Echoraum von Terrorismus' und Nahostkonflikt ziehen einen dabei besonders Passagen, in denen das Grauen durch den dröhnenden Bass oder eine scheinbar außer sich geratende Hammond-Orgel zu spüren ist.

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Auf einer Bühne sind Glaskästen aufgebaut. Eine Schauspielerin ist an die Rückwand der Bühne projiziert. © Sandra Then

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Uraufführung "Echo 72": Abstrakte Ebene voll Grauen

Die Staatsoper Hannover hat mit "Echo 72. Israel in München" den Terroranschlag auf die Olympischen Spiele von 1972 auf die Bühne gebracht.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Staatsoper Hannover
Opernplatz 1
3015 Hannover
E-Mail:
kartenservice@staatstheater-hannover.de
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonntag | 26.01.2025 | 10:20 Uhr

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Oper

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