Hamburger Ideenschmiede Mundhalle steht vor dem Aus
Die Genossenschaft Mundhalle in der Hamburger HafenCity ist eine wichtige Ideenschmiede für Künstler, Kreative und Handwerkerinnen - ein Ort für kreativen Austausch. Jetzt steht sie vor dem Aus: Ende Februar wird das Gebäude abgerissen.
Mitten in der HafenCity wird die Mundhalle von einer Menschenkette umringt. "One last Hug" (eine letzte Umarmung) heißt die Aktion der Kreativen, Künstlerinnen und Unterstützer, die sich hier versammelt haben. Vor drei Jahren hat sich die Genossenschaft Mundhalle in Rothenburgsort gegründet. Ziel war, an einem gemeinsamen Ort kreativ zu arbeiten, Synergien zu nutzen und Ideen zu entwickeln. 70 Künstler, Gewerbetreibende und Handwerkerinnen haben seitdem nebeneinander und miteinander gearbeitet.
"Wenn man in Hamburg nur am Computer arbeiten möchte, dann hat man vielfältige Möglichkeiten, man kann in Shared-Offices gehen. Aber wenn man in Hamburg etwas entwickelt möchte, handwerklich arbeiten möchte, dann findet man nichts", sagt Paul Claussen, der als Desginer und Bootsbauer in der Genossenschaft arbeitet. "Dafür haben wir das gemacht. Hier hat man das soziale Umfeld und die Interdisziplinarität."
Vor zwei Jahren schon einmal umgezogen
Dann kam 2021 der erste Umzug. Die Mundhalle musste ihren Standort in Rothenburgsort verlassen, neues Zuhause war die Halle des ehemaligen Cruise Centers in der HafenCity. Die war von Anfang an nur als Zwischennutzung gedacht - jetzt ist auch hier Schluss. Der Mietvertrag ist ausgelaufen und die Halle wird abgerissen. Die Genossenschaft der Mundhalle steht vor dem Aus.
Alternative in Moorfleet scheitert
Auch dieses Mal haben sie wieder ein neues Gelände gefunden: In Moorfleet. Eineinhalb Jahre habe man in die Suche investiert, zusammen mit der HCU ein Konzept entwickelt. "Aber das klappt jetzt leider doch nicht", sagt Claussen: Wegen eines Rechtsstreits zwischen dem Eigentümer und der Stadt. "Das ist aber letztlich nicht unser Rechtsstreit. Den muss die Stadt führen", sagt Claussen.
Die Mundhalle steht beispielhaft für viele Initiativen und Orte Kreativen Schaffens in Hamburg, die vor ähnlichen Problemen stehen. Darunter auch der Verein Hallo aus dem Kraftwerk Bille. Auch der muss trotz Bundesförderung in Millionenhöhe Ende des Monats seinen Standort verlassen. Eine Perspektive und Alternativflächen gibt es bisher keine.
Arbeitsgemeinschaft Ost fordert bezahlbare Flächen für Kunst, Kultur und Soziales
Zusammen wollen sie lauter werden. In der Mundhalle stellt sich deshalb die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft Ost vor. "Wir fordern dauerhafte und bezahlbare Flächen für Kunst, Kultur und Soziales im Hamburger Osten", erzählt Franziska Dehm vom Hallo Verein. "Es fehlt die komplette Innovation, die Kultur, es ist dann alles weg und wir haben auch immer in den Stadtteil reingestrahlt", sagt Paul Claussen. "Wir haben uns geöffnet, dass Menschen hier gucken können, haben geguckt, dass wir Bildungsangebote schaffen können und das ist dann alles weg."
Am Eingang der Mundhalle leuchtet eine digitale Anzeige mit dem Countdown bis zum Auszug: Sie hoffen weiter auf einen neuen Ort für ihre kreative Arbeit. "Es ist nicht so, dass die Stadt uns ablehnt, im Gegenteil, aber trotzdem ist nichts bei rumgekommen in zwei Jahren", sagt Claussen. "Das finden alle Beteiligten schade. Aber schade ist das eine, auf unserer Seite bedroht es Existenzen."