Long-Covid: Mit Training und Therapie zurück ins Leben
Erschöpfung, Atemnot oder Konzentrationsschwierigkeiten: Long-Covid kann mit verschiedenen Symptomen nach einer überstandenen Corona-Infektion auftreten. Wie lässt sich die Erkrankung behandeln?
Long-Covid, die Sammelbezeichnung möglicher Langzeitfolgen einer überstandenen Corona-Infektion, ist mittlerweile ein etablierter Begriff. Zehn bis 20 Prozent der Infizierten sind laut Weltgesundheitsorganisation WHO noch nach Monaten davon betroffen. Das wären zurzeit mindestens 500.000 Menschen allein in Deutschland. Und es werden jeden Tag mehr.
Long-Covid: Ursachen und Therapieansätze
Um den Betroffenen zu helfen, versuchen Reha-Mediziner aus Erfahrungen mit anderen Erkrankungen zielgerichtete Therapien zu entwickeln. Auch wenn Medizin und Wissenschaft bei der Behandlung dieser mittlerweile eigenständigen Erkrankung noch am Anfang stehen, gibt es Therapieansätze und erste Studien laufen.
In der ambulanten Reha an der Medizinischen Hochschule Hannover werden zum Beispiel Behandlungsmöglichkeiten wie Sport, Atemtraining, Gedächtnisübungen, kalte Wassergüsse à la Kneipp, manuelle Therapie und auch Ergotherapie eingesetzt, um zumindest die Symptome zu lindern. Sie können Schmerzen reduzieren und auch Körperfunktionen wie beispielsweise die der Lunge langsam wieder verbessern.
Symptome: Erschöpfung, Atemprobleme und Sprachstörungen
Bisher sind rund 200 Symptome bei Long-Covid festgestellt worden. Die häufigsten sind Sprach- und Konzentrationsstörungen, Einschränkungen beim Riechen und Schmecken, Herz- und Atemprobleme sowie ein ausgeprägtes Gefühl der Erschöpfung, auch Fatigue genannt. Eine Fatigue tritt auch bei anderen Viruserkrankungen auf, ist aber nach einer Corona-Infektion oft besonders ausgeprägt - unabhängig davon, wie schwer die eigentliche Erkrankung verlaufen ist.
Individuelle Behandlung ist wichtig
Um die passenden Therapieansätze auszuwählen, arbeiten Reha-Mediziner mit interaktiven Fragebögen, um für jede Patientin und jeden Patienten einen passenden Plan auszuarbeiten.
Atemtraining gegen die Luftnot
Ist die Lunge durch das Coronavirus geschädigt, kann ein gezieltes Atemtraining helfen, die Funktion wieder herzustellen. Dabei lernen die Betroffenen, ihren Brustkorb zu dehnen, die Muskeln bewusst zu entspannen und wieder richtig ein- und auszuatmen.
Leichte Bewegung gegen die Erschöpfung
Gegen die Fatigue, die chronische Erschöpfung, kann ein moderates Training, zum Beispiel auf dem Ergometer, und auch Krafttraining helfen. Niedrig dosierte und individuelle, speziell angepasste Trainingseinheiten können der Erschöpfung entgegenwirken. Vor dem Training muss allerdings eine sogenannte Belastungsintoleranz ausgeschlossen werden. Denn es gibt auch Menschen mit Long-Covid, die sich bereits bei kleinster Anstrengung sehr erschöpft fühlen - und für die ist Sport nicht die richtige Methode. Ihnen würde es damit hinterher eher schlechter gehen als besser.
Gehirntraining in der Druckkammer gegen Brain-Fog
Ist die Leistungsfähigkeit des Gehirns infolge von Covid-19 beeinträchtigt, kann eine hyperbare Sauerstofftherapie in der Druckkammer helfen. Denn bei diesen Betroffenen hat die Virusinfektion die kleinsten Gefäße verändert, sodass die Zellen auch im Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Bei Long-Covid spricht man von einem Brain-Fog, einem Nebel im Gehirn.
In einer Druckkammer wird Sauerstoff in sehr hoher Konzentration und mit großem Druck über eine Atemmaske verabreicht. Auf diese Weise wird der Sauerstoff direkt durch die Gefäßwände gedrückt, ohne von den roten Blutkörperchen transportiert werden zu müssen. In ersten kleinen Studien aus Großbritannien und Schweden hat sich das Verfahren bewährt, die Hirnleistung der Probanden verbesserte sich. Da die Therapie (noch) nicht zur Behandlung von Long-Covid zugelassen ist, müssen die Betroffenen sie allerdings komplett selbst bezahlen. Das kann einige tausend Euro kosten.
Sind gefäßerweiternde Medikamente eine Lösung?
Ein anderer Behandlungsansatz sind Medikamente, die die Gefäße erweitern - so wie bei Herz- und Gefäßerkrankungen. Aber auch hier fehlen noch Studien, die die Sicherheit und Wirksamkeit dieser Medikamente bei Long-Covid bestätigen.
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