Ein Mann liegt auf einer Liege, eine Ärztin hält ein Tablet mit medizinischen Werten in der Hand. © Colourbox

Long Covid: Herzschäden nach Corona-Erkrankungen

Stand: 23.11.2022 09:00 Uhr

Nach einer Infektion mit dem Coronavirus können Symptome wie Herzrasen oder ein Druck auf der Brust Angst machen. Oft sind sie vorübergehend. Bestimmte Beschwerden sollte man jedoch ärztlich abklären lassen.

Schon früh in der Corona-Pandemie wurde klar, dass das Virus Sars-CoV-2 nicht nur die Lunge, sondern auch zahlreiche andere Organsysteme einschließlich Herz und Gefäßsystem schädigen kann. Auch wenn die akute Phase von Covid-19 überstanden ist, können Komplikationen des Kreislaufsystems auftreten. Glücklicherweise sind solche Erkrankungen meist vorübergehend.

Studie: Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten nach Corona-Infektion erhöht

Laut einer im Februar 2022 veröffentlichten US-amerikanischen Studie, die Registerdaten von mehr als 150.000 Militärangehörigen ausgewertet hat, weisen Genesene unabhängig von der Schwere der akuten Infektion im Jahr danach noch ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten auf.

In der Analyse zeigte sich, dass innerhalb eines Jahres etwa 50 Prozent mehr Schlaganfälle auftraten, etwa 70 bis 85 Prozent mehr Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, fast doppelt so viele Herzbeutelentzündungen (Perikarditis) und mehr als fünfmal so viele Herzmuskelentzündungen (Myokarditis). Auch Herzinfarkte, Herzschwäche, Lungenembolien und akuter Herzstillstand betrafen deutlich mehr Menschen, die in den vergangenen Monaten Covid-19 überstanden hatten, als in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings waren in der Studiengruppe viele Menschen adipös und hatten einen schweren Verlauf.

Symptome wie Herzrhythmusstörungen untersuchen lassen

Bei Patienten mit mildem Verlauf waren die Herzkomplikationen deutlich seltener. Trotzdem sollten Symptome wie Atemnot, Druckgefühl in der Brust oder Herzrhythmusstörungen unbedingt beim Arzt abgeklärt werden.

Deutlich mehr Fälle von Vorhofflimmern

Nach einer Studie aus Boston haben insbesondere die Fälle von Vorhofflimmern bei Covid-Genesenen deutlich zugenommen. Betroffene haben einen erhöhten Puls, verspüren Unruhe oder Druck auf der Brust. Vorhofflimmern belastet das Herz und kann auf Dauer den Herzmuskel schädigen. Wer normalerweise einen Ruhepuls von 60 bis 80 Schlägen pro Minute hat, bei sich die oben genannten Symptome bemerkt und einen Puls von 90, 95 Schlägen oder mehr misst, sollte die Beschwerden umgehend ärztlich abklären lassen.

Betroffene klagen über Long-Covid-Symptome wie Herzrasen, Brustschmerzen, Atemnot

In den Ambulanzen und kardiologischen Sprechstunden melden sich in Norddeutschland viele Menschen, die nach einer Covid-19-Infektion immer noch Probleme mit dem Herzen haben und beunruhigt wissen wollen, was dahintersteckt. Selbst viele junge, fitte Betroffene fühlen sich nach Wochen oder gar Monaten noch nicht wieder voll belastbar und klagen über Symptome wie Herzrasen, Herzstolpern, Brustschmerzen oder Atemnot.

Kaum Schäden wie Infarkte und Herzmuskelentzündungen

Hamburger Ärztinnen und Ärzte haben untersucht, ob nach einer Covid-Infektion vermehrt Herzkrankheiten auftreten. Dafür beobachteten sie 443 Personen über neun Monate. Das Ergebnis: Bei manchen Betroffenen kam es für ein gutes halbes Jahr zu leichten Beeinträchtigungen, aber langfristige Schäden blieben aus. In der akuten Krankheitsphase war der Herzmuskel betroffen und auch in den ersten Wochen danach konnte es Einschränkungen in der Herz-Pumpfunktion geben. Ernste Folgeschäden wie Gefäßverengungen, Infarkte oder Herzmuskelentzündungen traten in dieser Studie aber kaum auf. Für langfristige Aussagen fehlen noch die Daten.

Prognose nur ungünstiger bei schwerem Verlauf von Covid-19

Anhand der bisher vorliegenden Daten lässt sich feststellen, dass ein schwerer Verlauf von Covid-19, vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen, das Risiko für eine Herzkrankheit erhöht. Nicht so sehr bei anderen: Menschen, die nach einer Covid-19-Infektion noch unter Druck auf der Brust und Herzstolpern leiden, können davon ausgehen, dass sich die Beschwerden bessern und nach ein paar Monaten meist verschwinden. Sie sollten sich deshalb nicht beunruhigen, raten Experten - aber die Beschwerden trotzdem kardiologisch abklären lassen.

Expertinnen und Experten zum Thema

Joachim Kurzbach, Facharzt für Innere Medizin und Hausarzt, Hamburg

Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin und Hausärztliche Versorgung
Rahlstedter Bahnhofstraße 25
22143 Hamburg
www.praxis-rahlstedt.de

 

Weitere Informationen
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Visite | 22.11.2022 | 20:15 Uhr

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