Vorhofflimmern erkennen: Puls messen kann Leben retten
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Nicht immer treten Symptome wie Herzrasen oder Herzstolpern auf. Darum ist es wichtig, den eigenen Puls zu messen. Smartwatches helfen zur Früherkennung.
Vorhofflimmern treibt jährlich 300.000 Menschen in Deutschland zum Arzt oder ins Krankenhaus. Die Herzvorhöfe flimmern nur noch, bewegen sich nicht mehr richtig. Dadurch kann das Blut dort zu Gerinnseln verklumpen und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangen. Dann entsteht ein Schlaganfall. Um dieses Risiko auszuschalten, ist es wichtig, Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Warum bleibt Vorhofflimmern oft unbemerkt?
Vorhofflimmern bleibt oft lange unbemerkt. Die beiden wichtigsten Gründe:
- Gerade zu Beginn tritt das Vorhofflimmern oft nur anfallsartig auf, über Minuten oder wenige Stunden, auch nachts. Beim Routine-EKG schlägt das Herz dann wieder völlig normal. Um aber die Diagnose "Vorhofflimmern" stellen zu können, ist die Dokumentation mit einem EKG erforderlich.
- Bei älteren Menschen fehlen häufig die typischen Symptome Herzrasen (Tachykardie) oder Herzstolpern. Bestimmte Herzzellen am sogenannten AV-Knoten arbeiten bei ihnen langsamer, sodass sie von der Unruhe im Herzen weniger spüren. Es kommt eher zu unspezifischen Anzeichen, wie Schwindel oder Schwäche. Auch Druck auf der Brust, Herzenge und Luftnot können Anzeichen für Vorhofflimmern sein. Denn wenn die Vorhöfe nur noch flimmern, sinkt die Herzleistung um 15 Prozent. Ein vorgeschädigtes Herz mit Arterienverkalkung an den Herzkranzgefäßen kann das nicht ausgleichen und schlägt Alarm.
Lebensrettende Therapie von Vorhofflimmern durch Früherkennung
Wichtig ist es deshalb, regelmäßig den eigenen Puls zu messen, ebenso Rhythmus-Aufzeichnungen über längere Zeit. EKG-Messungen mit der Smartwatch werden immer zuverlässiger und in Zukunft könnten auch mobile Rhythmus-Pflaster helfen. Denn wenn das Vorhofflimmern früher erkannt wird, gibt es durch gerinnungshemmende Medikamente (umgangssprachlich Blutverdünner) eine gute Möglichkeit, Schlaganfälle zu verhindern.
Regelmäßig Puls messen
Den Puls selbst am Handgelenk zu messen ist einfach und kann sowohl links als auch rechts vorgenommen werden:
- Dafür eine Hand leicht nach außen drehen, sodass die Handfläche nach oben zeigt.
- Der Puls wird am Handgelenk gemessen, am äußeren Rand unterhalb des Daumens.
- Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand ertasten dort den pulsierenden Herzschlag in der Ader unter der Haut.
- Wenn die Stelle sicher ertastet ist, für 15 Sekunden die Pulsschläge mitzählen und das Ergebnis mal vier rechnen.
- Das Ergebnis ist die Anzahl der Herzschläge pro Minute, normalerweise liegt der Ruhepuls bei etwa 60 bis 80.
Anschauliche Informationen zum Puls messen gibt es auch in einer Videoanleitung der Deutschen Herzstiftung.
Puls bei Vorhofflimmern: Schnell und unregelmäßig
Wer im Alltag regelmäßig seinen Puls misst, lernt seinen Herzschlag besser kennen und kann Veränderungen früher wahrnehmen, insbesondere wenn es zu Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus kommt. Beim Vorhofflimmern entsteht oft ein besonders schneller Puls (Herzrasen) und die Abstände zwischen den einzelnen Schlägen wirken unregelmäßig und chaotisch. Solche wiederkehrenden Veränderungen des Herzschlags sollten mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen werden.
Smartwatch: Vorhofflimmern und Herzrasen jederzeit erfassen
Eine Smartwatch mit EKG-Funktion kann eine gute Hilfe sein, Rhythmusstörungen zu entdecken und aufzuzeichnen. Für das EKG nutzen diese sogenannten Wearables den elektrischen Impuls, der bei jedem Herzschlag ausgelöst wird. Der Messvorgang dauert rund 30 Sekunden und sollte am besten in Ruhe durchgeführt werden. Anschließend kann das EKG auf dem Handy gespeichert und die Daten dann von Arzt oder Ärztin ausgewertet werden. So können Betroffene gezielt bei Beschwerden ein EKG erstellen. Tatsächlich lässt sich Vorhofflimmern mit einer Smartwatch laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie mit einer Sicherheit von über 90 Prozent erkennen.
Langzeit-EKG und Eventrecorder bei Herzrhythmusstörungen
Bisher kommt zum Nachweis von anfallsweisem Vorhofflimmern meist das klassische Langzeit-EKG zum Einsatz. Mit dem Gerät wird der Rhythmus über 24 Stunden oder sieben Tage aufgezeichnet. Für die Messung werden Elektroden auf der Haut angebracht. Aber damit gelingt es in dieser kurzen Zeit nicht immer, die Herzrhythmusstörungen zu erkennen. Zusätzlich gibt es deshalb einen Eventrecorder - ein Gerät, das Patientinnen und Patienten für drei Monate mit nach Hause nehmen. Sie können beim Auftreten von Rhythmusstörungen das Gerät auf die nackte Haut des Oberkörpers halten, einen Knopf drücken und ein EKG für 30 Sekunden aufzeichnen.
Darüber hinaus gibt es implantierbare Loop-Rekorder (ILR), die unter der Haut kontinuierlich Herz und Puls messen und überwachen und selten auftretende Herzrhythmusstörungen finden können, auch wenn das Herz keine Beschwerden macht. Eingesetzt werden sie zum Beispiel nach einem Schlaganfall, um zu erkennen, ob ein Vorhofflimmern der Grund dafür war und erneute Schlaganfälle drohen. Doch die Methode führt nicht selten zu Fehlalarmen, ist invasiv und teuer.
Rhythmus-Pflaster für langfristige Puls-Aufzeichnung
Um Rhythmusstörungen zu finden, die bislang keine Symptome verursachen, erprobt die Universität Göttingen ein mobiles Rhythmus-Pflaster, das auf die Brust geklebt wird und den Herzschlag mithilfe einer integrierten EKG-Aufzeichnungseinheit für zwei Wochen aufzeichnet. Der lange Aufzeichnungszeitraum ermöglicht es, auch Vorhofflimmern von kurzen Zeitabschnitten festzustellen. Zudem ist das Pflaster im Alltag für Betroffene keine Einschränkung. Erste Ergebnisse zum Pflaster, das noch in der Erprobung ist, zeigen, dass es gut vertragen wird und in der Gruppe älterer Patienten mit Bluthochdruck zehnmal häufiger Vorhofflimmern gefunden wurde als mit den klassischen Untersuchungsmethoden.
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Herz-Kreislauferkrankungen
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