Smartwatches und Fitness-Tracker: Was verraten die Messwerte?
Smartwatch, Fitness-Armband oder Fitness-Tracker - sogenannte Wearables - werden immer beliebter. Für einige Menschen haben die Geräte einen medizinischen Mehrwert. Doch die Aussagekraft der digital erhobenen Werte hat auch Grenzen.
Mit den digitalen Wegbegleitern bekommt man einen guten Überblick über das tägliche individuelle Bewegungsprofil und sie können als Motivationshilfe im Alltag dienen. Meist werden die Daten ans Handy übermittelt - das erleichtert das Ablesen. Die Geräte sind ab zehn Euro zu haben, können aber auch mehrere 100 Euro kosten. Der Preis ist abhängig davon, was Tracker oder Smartwatch können sollen. Doch längst nicht alle Daten, die gemessen werden, haben für Laien einen Mehrwert.
Wearables können zum Beispiel ...
- ein einfaches EKG schreiben.
- die Sauerstoffsättigung anzeigen.
- die Herzfrequenz anzeigen.
- Schritte zählen.
- Schlafwerte aufzeichnen.
- Notrufe absetzen.
Einfaches EKG: Hilft bei Diagnose von Herzerkrankungen
Einige Geräte können ein einfaches EKG aufzeichnen und so zum Beispiel Vorhofflimmern erkennen. Herzrhythmus-Störungen sind oft schwer festzustellen, weil sie bei ärztlichen Untersuchungen gerade nicht auftreten. Ein Mini-EKG per Smartwatch kann Rhythmus-Störungen erfassen und die Daten können dem behandelnden Arzt Anhaltspunkte für eine weiterführende Diagnose geben.
Sauerstoffsättigung: Anzeige häufig fehleranfällig
Einige Smartwatches messen über die Haut die Sauerstoffsättigung im Blut. Doch diese Messungen sind oft ungenau und fehleranfällig. Deshalb sind die Geräte für Personen mit Lungenkrankheiten nicht zur Kontrolle ihrer Werte geeignet. Ein gesunder Mensch kann Sport treiben, ohne seine Sauerstoffsättigung zu kennen beziehungsweise zu messen.
Herzfrequenz: Trainingspuls kontrollierbar
Gerade für Herzpatienten ist es wichtig, den individuellen Trainingspuls zu kennen, damit sie sich nicht überlasten oder aber zu wenig Reize setzen. Eine Smartwatch bietet hier eine gute Unterstützung. Die Kontrolle des Trainingspulses ist auch für gesunde Menschen für eine optimale Belastung sinnvoll.
Schrittmesser: 10.000 Schritte am Tag
Die Wearables sollen motivieren, das Tagespensum von 10.000 Schritten am Tag einzuhalten. Das kann die Gesundheit stärken. Bewegungs-Doc Helge Riepenhof sagt: Noch besser wäre es, elf Minuten am Tag intensiv zu trainieren, um das Herz-Kreislauf-System zu aktivieren. Auch 21 Minuten mäßig intensives Training gilt als wirksam.
Neben der Anzahl der Schritte zeigen die Smartwatches auch die Schrittlänge und einen möglichen asymmetrischen Gang an. Diese Daten halten Experten allerdings eher für unwichtig. Sie können sogar zu einer Verunsicherung führen, wenn die Daten nicht richtig eingeordnet werden.
Schlaftiefe über Smartwatches nicht zuverlässig messbar
Der Mensch hat fünf Schlafphasen: Zwei Leicht-, zwei Tief- und eine REM-Phase (Traumphase). Im Wechsel ergeben diese Phasen einen Zyklus, der sich mehrmals pro Nacht wiederholt. In einem Schlaflabor können diese Aktivitäten genau gemessen werden - über Muskel- und Augenbewegungen sowie Hirnströme. Fitness-Tracker können eine Untersuchung im Schlaflabor nicht ersetzen, aber ergänzen. Die Schlafeffizienz, also die Zeit, in der man tatsächlich ruhig gelegen und wahrscheinlich geschlafen hat, ist gut messbar. Der Vorteil: Es wird nicht nur für eine Nacht gemessen, sondern über einen längeren Zeitraum. So können zum Beispiel auch zeitliche Unterschiede - beispielsweise zwischen Werktag und Wochenendtag - erkannt werden.
Die Schlaftiefe ist über die Tracker allerdings nicht zuverlässig messbar. Untersuchungen zeigen, dass die im Schlaflabor gemessenen Schlafstadien und die per Smartwatch ermittelten Schlafstadien nicht übereinstimmen.
Schlaftiefe-Werte können irreführend sein
Prozentuale Werte, wie sie eine Smartwatch für die Schlafqualität anzeigen, gibt es in der Schlafmedizin nicht. Diese werden von den Herstellern erdacht. Die Werte sind also eher irreführend und geben entweder ein falsches Gefühl von Sicherheit oder das Gefühl, nicht ganz gesund zu sein. Bei Menschen mit Ein- oder Durchschlafproblemen können die Tracker zudem den gleichen schädlichen Effekt auf die Psyche haben wie der Wecker neben dem Bett, der immer wieder angestarrt wird.
Notruf-Funktion kann Leben retten
Eine Smartwatch kann aber auch ein echter Lebensretter sein: Einige Geräte erkennen über Sensoren zum Beispiel einen schweren Sturz. Sie können einen Notruf absetzen, wenn der Verunfallte dies selbst nicht mehr kann.