Heilfasten nach Buchinger: Wirkung und Anleitung
Frühjahrsputz für Körper, Geist und Seele: Immer mehr Menschen fasten. Eine der bekanntesten Methoden ist das Heilfasten nach Buchinger. Wie läuft es ab? Wie wirkt es? Kann man allein zu Hause fasten?
Fasten soll der körperlichen und seelischen Reinigung dienen. Eine der bekanntesten Methoden ist das klassische Heilfasten nach der Buchinger-Methode, die auf den deutschen Arzt und Naturheilkundler Otto Buchinger (1878-1966) zurückgeht. Erlaubt ist dabei für fünf Tage oder länger nur der Verzehr von Gemüsebrühe und verdünnten Säften, in geringem Umfang auch Milchprodukte. So erhält der Körper eine minimale Menge an Kalorien, Vitaminen und Mineralien. Dem Heilfasten werden vielfältige positive Wirkungen zugeschrieben.
Fasten bewirkt heilsame biochemische Veränderungen
Schon seit Urzeiten ist der menschliche Stoffwechsel auf Fastenzeiten eingestellt: In Phasen des Überflusses schlemmten unsere Vorfahren ungehemmt, in Mangelphasen blieb der Magen dafür einige Stunden oder Tage leer. Unser Körper übersteht längere Hungerperioden, indem er in verschiedenen Organen und Geweben Energiereserven speichert (unter anderem als Fettpolster) und bei Bedarf wieder mobilisiert. Nach einer längeren Zeit ohne Nahrungsaufnahme beginnt er Stoffe auszuschütten, die den Fettabbau aktivieren. Es kommt zu heilsamen biochemischen Veränderungen im Körper, etwa zu einem verbesserten Zucker- und Fettstoffwechsel.
Kann man mit Fasten "entschlacken"?
Die von Buchinger beschriebene "Entschlackung" ist zwar wissenschaftlich zweifelhaft: Schlacken sind angeblich Abfallprodukte des Stoffwechsels, die sich im Körper ablagern und Krankheiten verursachen können. Experten verweisen darauf, dass Endprodukte des Stoffwechsels fortwährend über die Nieren, Darm, Lunge und die Haut ausgeschieden werden. Allerdings kommen beim Fasten offenbar die ständig unterschwellig laufenden Zellreinigungsprozesse (Autophagie) in Schwung: "Fasten aktiviert sozusagen die körpereigene Müllabfuhr", erklärt Ernährungs-Doc Anne Fleck.
Fastenarzt Buchinger erfuhr am eigenen Leib, dass ein Verzicht auf Nahrung die Selbstheilungskräfte des Körpers mobilisiert - er nutzte es, um sein Rheuma zu lindern. Verschiedene Studien haben seither den Ablauf gesundheitsförderlicher Prozesse im Körper belegt. Das Fasten hat demnach eine antientzündliche Wirkung: Der Körper schüttet Stoffe aus, die entzündliche Vorgänge im Körper dämpfen können.
Heilfasten führt nicht zu dauerhaftem Gewichtsverlust
Der totale Verzicht auf Nahrung löst allerdings auch Stress aus: Da der Körper keine Energiezufuhr aus der Nahrung bekommt, reduziert er seinen Energieverbrauch (Grundumsatz) und baut zur Energiegewinnung Eiweiß in den Muskeln ab. Längeres Fasten kann somit unerwünschte Nebenwirkungen wie Muskelschwund haben, wenn man nicht durch körperliche Betätigung gegensteuert.
Während des Fastens purzeln die Pfunde zwar rasant, jedoch sind die Polster nach dem Fastenbrechen umso schneller wieder auf den Hüften, wenn sich keine grundlegende Ernährungsumstellung anschließt: Der auch von Diäten bekannte und gefürchtete Jo-Jo-Effekt tritt ein.
Fasten bei Vorerkrankungen nur unter ärztlicher Aufsicht
Auch wenn Heilfasten die Gesundheit fördern kann, dürfen Menschen mit schweren Herz- und Nierenerkrankungen, Krebserkrankungen, Gicht oder Gallenproblemen nicht fasten. Nur Gesunde können in Eigenregie mit einer Fastenkur loslegen - Menschen mit Vorerkrankungen sollten immer vorher mit ihrem Arzt sprechen. Es besteht die Möglichkeit, in speziellen Fastenkliniken unter ärztlicher Aufsicht zu kuren. Im Rahmen einer Reha-Maßnahme übernehmen dann bei bestimmten Krankheitsbildern die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.
Heilfasten kann Auslöser für positive Veränderungen sein
Viele Fastende berichten, dass der bewusste mehrtägige Verzicht dem Körper guttut. Sie finden wieder innere Ruhe und erleben ein verbessertes Körpergefühl. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Einbau täglicher Ruhephasen. Eine veränderte Einstellung zu Essen und Ernährung kann auch über die Fastenzeit hinaus wirken und zu einer Änderung des Lebensstils führen - etwa zu einer Ernährungsumstellung, dem Aufgeben des Rauchens und mehr Bewegung.
Anleitung: So funktioniert die Buchinger-Methode
Die Fastenkur beginnt mit einer ein- bis zweitägigen Vorbereitungsphase, den sogenannten Entlastungstagen. Leichte Kost wie gedünstetes Gemüse, Gemüsesuppe oder Porridge entlasten den Darm.
Der eigentliche erste Fastentag startet dann mit einer gründlichen Darmentleerung, damit während des Fastens kein Hungergefühl auftritt. Ein lange Zeit übliches Mittel dafür ist ein abführendes Getränk mit Glaubersalz oder Bittersalz (aus der Apotheke). Neuerdings wird diskutiert, ob das Abführen mittels Salzlösung auch unterbleiben kann, weil offenbar das Glaubersalz schädlich auf die Darmflora wirkt. Eine Alternative wäre ein Einlauf.
Getränke und Nahrungsaufnahme beim Fasten nach Buchinger
Beim Fasten ist auf eine tägliche Flüssigkeitsaufnahme von mindestens 2 bis 3 Litern zu achten - bei sportlicher Betätigung entsprechend mehr. Ausreichendes Trinken ist wichtig, um Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen oder Blähungen zu verhindern: Gemüsebrühe mit Kräutern, Tees (morgens mit ein wenig Honig), Gemüse- und Obstsäfte - am besten frisch zubereitet.
Zum Muskelerhalt ist es auch erlaubt, den Ernährungsplan um Eiweiß zu erweitern: 200 Gramm Quark, Joghurt oder Milch pro Tag.
Darmpflege und Bewegung
Regelmäßiges Trinken von Sauerkrautsaft reguliert die Darmtätigkeit.
Ausscheidungen fördern: Mindestens alle zwei Tage sollten Sie auch während des Fastens Stuhlgang haben, um die Stoffwechsel-Abfallprodukte auszuleiten. Regelmäßige Bewegung regt die Darmtätigkeit an. Leicht abführend wirken verdünnter Pflaumen- oder Sauerkrautsaft, Buttermilch oder Brottrunk. Funktioniert es nicht von allein, braucht der Darm alle zwei Tage einen Einlauf. Dazu benötigt man ein Klistier oder einen Irrigator - und etwas Zeit, um ungestört zu sein.
Wichtig ist es, Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung zu bringen, zum Beispiel mit Kneipp'schen Güssen und Sport. Regelmäßige körperliche Bewegung bei einer mittleren Belastung wirkt dem Abbau von Eiweiß aus der Muskulatur entgegen.
Eine Fastenkrise ist normal
Dennoch kann eine sogenannte Fastenkrise auftreten. Meist nach dem dritten oder vierten Tag kommt es dabei typischerweise zu Kopfschmerzen und einem allgemeinen Unwohlsein. Auch Kreislaufstörungen, Schwindel, Blähungen, Mundgeruch, Depressionen, Seh- oder Schlafstörungen können auftreten. Manche Fastende benötigen weniger Schlaf als sonst, andere fühlen sich nur noch müde. In jedem Fall gilt es, auf den Körper zu hören, sich moderat zu bewegen und Ruhepausen einzulegen.
Leberwickel erhöht Stoffwechseltätigkeit
Feuchtwarme Leberwickel helfen bei der Entspannung und fördern die Regeneration. Sie sollen sich nicht nur gut anfühlen, sondern insbesondere die Durchblutung von Leber und Galle steigern und damit die Entgiftung fördern. Sie sind einfach zu machen, man braucht:
- eine Wärmflasche
- einen Waschlappen oder ein Gästehandtuch
- ein großes Handtuch
Fastenbrechen: Geduld beim Kostaufbau
Damit das gewonnene gute Körpergefühl möglichst lange erhalten bleibt, ist die Nachfastenphase entscheidend. Nach dem sogenannten Fastenbrechen - der ersten kleinen Mahlzeit, traditionell einem Apfel, der von vielen Fastenden als "kleine Geschmacksexplosion" empfunden wird - muss der Kostaufbau ganz langsam erfolgen. Empfehlenswert sind anfangs leichte, zurückhaltend gewürzte Gemüsesuppen, um den Darm schonend wieder an seine Aufgaben zu gewöhnen. Für den Kostaufbau veranschlagt man üblicherweise die Hälfte der Zeit, die die Fastenkur gedauert hat.
Optimalerweise geht der Kostaufbau einher mit der Umstellung auf eine bewusste, gesundheitsfördernde Ernährungsweise: viel Gemüse, maßvoll Eiweiß - etwa aus Fisch, Pilzen oder Hülsenfrüchten -, ergänzt um hochwertige Öle wie Oliven- und Leinöl. Zahlreiche leckere Rezepte dafür finden sich bei den Ernährungs-Docs.