Nein. "Geht es Kindern mit 39,5 Grad noch vergleichsweise gut, müssen diese nicht zwingend mit Fiebersaft oder Zäpfchen behandelt werden. Unter Schmerzen leidenden Kindern hingegen sollte unabhängig von deren Temperatur geholfen werden", erklärt Jakob Maske, Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Fieber ist grundsätzlich eine wichtige Abwehrreaktion des Körpers und ein sinnvoller Prozess, um eine Infektion zu bekämpfen. Geht es dem Kind insgesamt gut, ist die Behandlung mit Fiebersenkern daher nicht notwendig.
Bei Säuglingen und Kleinkindern gilt jedoch besondere Vorsicht: Fiebern Babys unter drei Monaten, sollten Eltern sofort einen Kinderarzt aufsuchen. Auch bei Babys zwischen drei und zwölf Monaten sollten Eltern aufmerksam sein. Beginnt das Fieber abends und hält über Nacht an, sollten sie spätestens am nächsten Morgen zum Kinderarzt gehen. Bei Kindern zwischen einem und zwei Jahren ist spätestens nach 24 Stunden ein Arzt aufzusuchen. Ältere Kinder sollten nach drei Tagen Fieber zum Kinderarzt.
Paracetamol- und Ibuprofen-Tabletten für Erwachsene sind höher dosiert als Produkte für Kinder. Die Gabe solcher Medikamente an Kinder kann sehr gefährlich sein, warnt Maske: "Eine Überdosierung kann zu Leberschäden und damit letztlich zum Tod des Kindes führen." Tabletten ohne eingestanzte Bruchkanten dürfen nicht geteilt und Kindern verabreicht werden, da der Wirkstoff nicht gleichmäßig über die Tablette verteilt ist und es so zur Überdosierung kommen kann. Ob eine Tablette teilbar ist, ist im Beipackzettel nachzulesen.
Wollen Eltern ihrem Kind teilbare Tabletten geben, müssen sie genau auf die Dosierung achten und diese an das Alter und Gewicht des Kindes anpassen. Zudem dürfen nur dann halbe Tabletten verabreicht werden, wenn deren Inhalt genau der für das Kind benötigten Dosis entspricht. Von einer Teilung in andere Größen, die nicht durch eine Bruchkante vorgestanzt sind, ist abzuraten. Wenn Kinder korrekt dosierte Tabletten nicht schlucken mögen, können diese zerbröselt und zum Beispiel mit etwas Joghurt verabreicht werden, erklärt Maske.
Zäpfchen, die für Erwachsene oder ältere Kinder hergestellt wurden, dürfen bei Babys und Kleinkindern grundsätzlich nicht eingeführt werden. Sie dürfen zudem niemals geteilt und dann verabreicht werden, da der Wirkstoff nicht gleichmäßig darin verteilt ist und es so zu einer lebensgefährlichen Überdosierung kommen kann.
In vielen Apotheken stellen Fachkräfte aufgrund der Mangellage derzeit fiebersenkende Mittel selbst her. Diese Produkte sind in der Regel teurer als gängige Industrieprodukte. Sie müssen nach ihrer Herstellung meist innerhalb eines Zeitraumes von etwa 14 Tagen aufgebraucht werden und können daher nicht als Vorrat in der Hausapotheke dienen.
Im Netz kursieren Anleitungen zur Herstellung von Fiebersäften. Eltern sollten das Herstellen solcher Mittel jedoch ausschließlich Fachleuten überlassen, um ihrem Kind nicht zu schaden, rät Maske. Tipps aus dem Netz sollten kritisch hinterfragt und im Zweifel lieber ärztlicher Rat eingeholt werden.
In Absprache mit dem behandelnden Kinderarzt können Apotheker einen vom Kinderarzt verschriebenen Wirkstoff, der in der Apotheke gegebenenfalls nicht zu bekommen ist, möglicherweise durch einen anderen ersetzen. Eltern können in Apotheken nach möglichen Ersatzpräparaten fragen.
Eine Gefahr bei anhaltendem Fieber besteht darin, dass der Körper austrocknet. Um einem Flüssigkeitsmangel vorzubeugen, sollten Kinder möglichst viel Wasser trinken. Decken, Wärmflaschen und Wärmekissen können bei Schüttelfrost Abhilfe schaffen. Zudem können Wadenwickel Beschwerden lindern.
Leidet ein Kind trotz aller Gegenmaßnahmen über einen langen Zeitraum unter sehr hohem Fieber, sollten Eltern mit dem Nachwuchs eine Praxis oder die nächstgelegene Notaufnahme aufsuchen. "In der Regel gibt es dort noch Medikamente, die jedoch nur vor Ort gegeben werden können", so Maske.