Engpässe bei Medikamenten für Kinder: Wie sinnvoll sind Vorräte?
Fiebersaft und Antibiotika für Kinder könnten auch in diesem Herbst und Winter knapp werden. Eltern sollen sich mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin absprechen, rät Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Um die Versorgungslage ging es auch bei einem Spitzentreffen von Gesundheitsminister Lauterbach.
Im vergangenen Jahr hatte es während der Erkältungszeit im Herbst und Winter vor allem Familien besonders stark erwischt. Die hohe Anzahl von kranken Kindern führte zu einem Engpass von vor allem Antibiotika und Fiebersaft. Um erneute Engpässe in diesem Jahr zu verhindern, hat der Bundestag im Juni ein Gesetz beschlossen, das unter anderen Hersteller von Medikamenten verpflichtet, einen Vorrat anzulegen.
Medikamentenvorrat für Familien
Neumeyer erwartet, dass Kinderarzneien erneut knapp werden könnten und das verabschiedete Gesetz vor allem mittel- und langfristig Wirkung zeigen wird.
Sie rät Eltern, das Gespräch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin zu suchen. Diese könnten am besten einschätzen, welche Medikamente, abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild, notwendig sind und ob ein Vorrat sinnvoll ist. Darüberhinaus hätten die behandelnden Ärzte und Ärztinnen einen Einblick, was als Familie als Basisvorrat vorgehalten werden sollte. "Als Familie langfristig zu planen, ist ratsam", erklärte Neumeyer.
Die Lage in Krankenhaus-Apotheken
Zu der Versorgungslage in Krankenhäusern sagte die Ärztin, dass es dort zum einen Vorräte gibt und zum anderen einige Krankenhaus-Apotheken in der Lage sind, selbst Fiebersäfte herzustellen. "Die Eigenproduktion ist im Einzelfall möglich, allerdings abhängig von den personellen Kapazitäten", so Neumeyer.
Sie hält es politisch für notwendig, frühzeitig Reserven zu bilden - nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU. Durch die Corona-Pandemie gäbe es bereits Erfahrungswerte, was die Bevorratung, Lagerung und Verteilung von Medikamnten betrifft.
Lauterbach: Keine Medikamente horten
Um die Medikamentenversorgung ging es auch bei einem Spitzentreffen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit Vertreterinnen und Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie von Pharmaunternehmen. Lauterbach sagte nach dem Termin, dass Deutschland besser aufgestellt sei als im vergangenen Winter. Er mahnte Eltern, keine Medikamente zu horten.
Einen kleinen Vorrat als Hausapotheke anzulegen, halte er aber für sinnvoll, alles darüber hinaus für kontraproduktiv. Wenn es zu einer schweren Infektwelle komme, dann werde die Bundesregierung zusätzliche Importe ermöglichen. Tino Sorge, Gesundheitsexperte der Unionsfraktion,sagte bei NDR Info: "Wir müssen mehr Medikamente in Europa produzieren." Dazu müssten die Preise mit den Herstellern neu verhandelt werden.