Kinderärzte beklagen anhaltenden Mangel an Medikamenten
Lieferengpässe bei Medikamenten haben Patienten im vergangenen Winter an den Rand der Verzweiflung gebracht. Auch wenn zurzeit keine großen Krankheitswellen durch Niedersachsen rollen - der Mangel bleibt.
Das kritisiert der Verband der Kinder- und Jugendärzte in Niedersachsen. Derzeit sind manche Asthmasprays für Kinder nicht lieferbar, sagt Verbandssprecherin und Kinderärztin Tanja Brunnert. Kinderärzte müssen demnach auf Ersatzprodukte ausweichen. Noch schlimmer sei die Lage bei Eisentropfen: "Da ist im Moment fast gar nichts lieferbar, da ist es ganz, ganz schwierig", sagt Brunnert. Fast alle Frühchen brauchen diese Tropfen im ersten Lebensjahr. Auch ältere Kinder, die unter Eisenmangel leiden, nehmen die Tropfen. Außerdem fehlen manche Antibiotika in Saftform. Das fällt laut Brunnert aber im Moment weniger auf, weil die Arztpraxen außerhalb von Infektionswellen nur ganz wenig Antibiotika verschreiben.
Kinderärzteverband: Reformen reichen nicht aus
Für die Kinderärzte ist der Medikamentenmangel inzwischen zum Dauerzustand geworden. Tanja Brunnert sagt: "Wir sind nicht schon wieder in der Situation - wir waren nie draußen." Das heißt, auch wenn sich die Politik bemüht - gelöst seien die Probleme noch nicht. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte ist der Ansicht, die Reformen reichen nicht aus. Für die Pharmahersteller sei es nicht attraktiv genug, Medikamente in Deutschland zu produzieren und zu verkaufen, meint der Bundesverband. Der Wirkstoffmangel sei einem Land wie Deutschland nicht würdig, beklagt Kinderärztin Brunnert.
Medikamentenmangel macht "kein gutes Gefühl"
Im Praxisalltag suchen Ärztinnen und Ärzte täglich nach Alternativen. Auch die Apotheken geben alles, um die Patienten zu versorgen. Der Mangel mache "kein gutes Gefühl", sagt die Kinderärztin. "Wir wollen ja eigentlich Medizin auf hohem wissenschaftlichem Niveau anbieten - im Moment müssen wir uns danach richten: Was können wir überhaupt behandeln und wie können wir es behandeln?"