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Basenfasten: Was bringt Verzicht auf säurebildende Lebensmittel?

Stand: 23.12.2024 12:40 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Beim Basenfasten werden säurebildende Lebensmittel vermieden, um den Säure-Basen-Haushalt des Körpers zu regulieren. Die gesundheitlichen Vorteile sind umstritten, die Nebenwirkungen können unangenehm sein.

von Dagmar Lüdke-Bonnet

Glaubt man Artikeln im Internet, Ernährungsplänen und den Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln, essen die Menschen hierzulande viel zu viele säurebildende Lebensmittel und sind deshalb komplett übersäuert. Basenfasten soll Abhilfe schaffen, denn dabei werden ausschließlich basisch wirkende Lebensmittel gegessen. Das soll Erkrankungen wie Rheuma, Herzproblemen und Bluthochdruck vorbeugen - und diese angeblich sogar lindern können.

Basenfasten-Kur: Welche Lebensmittel essen, welche meiden?

Beim Basenfasten werden säurebildende Lebensmittel vermieden. Darunter versteht man nicht sauer schmeckende Lebensmittel, sondern solche, aus denen sich im Verdauungsprozess saure chemische Verbindungen bilden. Verboten beim Basenfasten sind: Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte, die meisten Hülsenfrüchte, Brot, Nudeln, Zucker, Kaffee, Alkohol und säurehaltige Früchte.

Auf dem Teller landen stattdessen basenbildende Lebensmittel wie säurearmes Obst, Gemüse, Kräuter, Salate, Nüsse und Samen - erlaubt sind auch Kartoffeln und Zitronen, die ebenfalls basisch wirken. Auch gesunde Öle dürfen auf den Speiseplan. Es sollen während der Fastenkur etwa 80 Prozent Gemüse und 20 Prozent Obst gegessen werden, dazu wird viel Wasser getrunken. Das Basenfasten soll mindestens eine Woche dauern. Säurebildende Lebensmittel werden nach Abschluss der Kur langsam wieder in den Speiseplan integriert.

Kann der menschliche Körper übersäuern?

Der pH-Wert des Blutes beträgt bei gesunden Menschen 7,4 und ist immer konstant, denn das körpereigene Puffersystem neutralisiert übermäßige Säuren. Das geschieht zum einen über die Nieren - mit dem Urin werden Säuren ausgeschieden. Zum anderen werden Säuren in Form von CO2 über die Lungen ausgeatmet.

Eine spezielle Ernährung ist also nicht notwendig, um den pH-Wert in Balance zu halten. Die Gefahr einer echten Übersäuerung (medizinisch: Azidose) droht in der Regel nur Menschen, die an schweren Stoffwechselproblemen wie einem entgleisten Diabetes oder einer chronischen Nierenerkrankung leiden. Bei ihnen kann ein erhöhter pH-Wert im Blut zu Muskelschwäche, Wahrnehmungsstörungen und Herzproblemen führen.

Sind Nahrungsergänzungsmittel beim Basenfasten nötig?

Säure-Basen-Mittel aus der Drogerie versprechen, den Körper in eine basische Balance zu bringen. Meistens sind in den Pillen und Pulvern die Mineralstoffe Magnesium, Kalzium, Kalium und Zink enthalten, die an der körpereigenen Regulation des Säure-Basen-Haushaltes beteiligt sind. Doch die dazu benötigten Mengen werden über die normale Ernährung aufgenommen - Nahrungsergänzungsmittel sind dazu also nicht nötig. Viele Hersteller legen den Säure-Basen-Mitteln Urin-Teststreifen bei, die messen sollen, ob man übersäuert ist. Auch diese sind aus medizinischer Sicht überflüssig, denn sie sagen nichts über den pH-Wert des Blutes aus - könnten also eine Übersäuerung gar nicht anzeigen.

Zu welchen Nebenwirkungen kann es beim Basenfasten kommen?

Wer es nicht gewohnt ist, ausschließlich Obst und Gemüse zu essen, wird bei einer Basenfasten-Kur wahrscheinlich zuerst unter Blähungen, Durchfall oder Verstopfung leiden. Greift man dann noch zu Nahrungsergänzungsmitteln, kann das darin oft hoch dosierte Magnesium zusätzlich zu starken Durchfällen führen - und beides zusammen kann die Basenfasten-Kur zu einem schmerzhaften Erlebnis machen.

Ausgewogene Ernährung ist gesünder als Basenfasten

Basenfasten kann ein guter Einstieg für eine Ernährungsumstellung sein - weg von zu vielen tierischen, hin zu mehr gesunden pflanzlichen Lebensmitteln. Denn eine Ernährung, die überwiegend aus tierischen Produkten besteht, kann zu Herz-Kreislauf-Problemen, Rheuma und Gicht beitragen. Länger als 14 Tage ist eine Basenkur aber nicht zu empfehlen, weil dabei auf zu viele, ebenfalls sehr gesunde Lebensmittel wie Vollkorn- oder Milchprodukte, verzichtet wird. Entsäuern kann man den Körper mit Basenfasten nicht. Besser für die Gesundheit ist laut Expertinnen und Experten eine dauerhaft ausgewogene Ernährung, mit viel Gemüse, Obst Vollkornprodukten, magerem Eiweiß und gesunden Fetten.

Expertinnen und Experten zum Thema

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 13.02.2024 20:15 Uhr

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Ernährung

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