"Sterben helfen" - ein Stück über Sterbehilfe am Theater Lübeck
Was ist der Wert des Lebens? Ist jeder für seinen Tod selbst verantwortlich? Das Stück "Sterben helfen" vom Theater Lübeck stellt unangenehme Fragen. Am Donnerstag hat es in einem Forschungsgebäude der Uni Premiere gehabt.
Es ist ein ungewöhnlicher Spielort für ein ungewöhnliches Theaterstück. In einigen Laboren und Arbeitsräumen brennt noch Licht, während rund 100 Zuschauer im Foyer des Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM) der Universität zu Lübeck Platz nehmen.
Stück über Sterbehilfe: Forschungsgebäude als Spielort
Sonja Cariaso spielt Lucy, eine erfolgreiche Managerin um die 40. Sie steht mit erhobenem Glas auf einer Abschiedsfeier. Es ist der Abschied ihrer Mutter. Nicht etwa, weil sie verreist, sondern weil sie aus dem Leben scheidet. Und das ganz selbstbestimmt, per Gift-Inhalator. Sie blickt zurück auf ein gutes Leben und nimmt die tödliche Dosis.
Mit "Sterben helfen" bringt Schauspieldirektor Malte Lachmann ein Werk auf die Bühne, das mehr Fragen als Antworten gibt. "Immer wenn ich versuche, mir eine Antwort zurechtzulegen und dann mit individuellen Fälle konfrontiert bin, muss ich sagen: Diese Antwort passt nicht mehr", so Lachmann. "Ich glaube auch, dass wir bei dem Thema keine gesamtgesellschaftliche Lösung finden werden, sondern uns immer weiter damit auseinandersetzen müssen, wie wir mit diesem schweren Thema umgehen wollen."
"Sterben lernen": Auch der Tod ist schon geklärt
In Lucys Welt geht man, bevor man leidet oder anderen zur Last fällt. Abgeklärt, fast emotionslos. Lucy lebt mit Sohn und Partnerin in einer aufgeschlossenen Gesellschaft, die Menschen gehen zivilisiert miteinander um. Das entspannte Miteinander funktioniert vielleicht gerade, weil die Dinge geklärt sind, sogar der Tod oder zumindest das Sterben. Aber als Lucy eine Krebsdiagnose erhält, entscheidet sie sich gegen den Gift-Inhalator.
Gesellschaftliche Probleme durch Gift-Inhalator gelöst
Für Lucys Entscheidung haben nicht alle Verständnis. Schließlich hat man mit dem Gift-Inhalator gesellschaftliche Probleme aus dem Weg geräumt wie etwa Pflegekosten, die die Rente auffressen, überlastete Krankenhäuser und das teure Gesundheitswesen. Selbst Lucys Vater hält sie für egoistisch: "Denk an die Doppelbelastung, nein Vierfachbelastung. Deine Partnerin und dein Kind müssen dich ständig leiden sehen. Warum triffst du keine vernünftige Entscheidung und benutzt den Inhalator?"
Theater Lübeck will verschiedene Perspektiven aufs Thema zeigen
Schon zum zweiten Mal platziert Schauspieldirektor Lachmann ein Stück an einem Ort, der eigentlich nicht fürs Theaterspielen gedacht ist. Diesmal ist es die verspiegelte Welt eines Hirnforschungszentrums. Wie Schachfiguren bewegen sich die Schauspieler auf einem abgesteckten Spielfeld.
"Wir versuchen, mit den verschiedenen Figuren verschiedene Perspektiven gleichwertig darzustellen", so Lachmann. "So sollen in den Köpfen der Zuschauerinnen und Zuschauern die Fragen entstehen: Wie wollen wir mit Sterbehilfe umgehen? Wie wollen wir mit dem Wert des Lebens umgehen? Wie wollen wir mit Selbstbestimmung und Lebensqualität umgehen?"
Was ist der Wert des Lebens?
Die kühlen Labore und Büros des CBBM geben den ohnehin schon existentiellen Fragen des Stücks eine weitere Dimension. Denn was ist der Wert des Lebens in einer alternden Gesellschaft mit immer weiter reichenderen medizinischen Möglichkeiten? Für Lucy ist klar: Sie will durchhalten bis zum letzten Atemzug.
"Sterben helfen" - ein Stück über Sterbehilfe am Theater Lübeck
Abtritt mit Gift-Inhalator: In einem Forschungsgebäude der Universität führt das Theater Lübeck ein Stück zum Thema Sterbehilfe auf.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ort:
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CBBM Universität zu Lübeck
Marie-Curie-Straße
23562 Lübeck - Telefon:
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