Balletttänzerinnen und Balletttänzer auf einer fast leeren Bühne. © Mecklenburgisches Staatstheater Foto: Silke Winkler
Balletttänzerinnen und Balletttänzer auf einer fast leeren Bühne. © Mecklenburgisches Staatstheater Foto: Silke Winkler
Balletttänzerinnen und Balletttänzer auf einer fast leeren Bühne. © Mecklenburgisches Staatstheater Foto: Silke Winkler
AUDIO: Ein Hexenkessel: "Dido an Aeneas" als Ballettoper in Schwerin (4 Min)

Schwerin: Ballett-Oper "Dido an Aeneas" ist "wie ein Eisberg"

Stand: 28.03.2025 11:42 Uhr

Die Oper "Dido and Aeneas" von Henry Purcell feiert heute als Ballett-Oper am Mecklenburgischen Staatstheater Premiere. Das Theater verspricht einen kurzweiligen Abend mit Barockgitarren-Drive und Donnermaschine.

von Axel Seitz

Dido ist die Königin von Karthago und verliebt in Aeneas, den Prinzen von Troja. Henry Purcell erzählt diese Liebesgeschichte mit tragischem Ende in gerade mal gut 60 Minuten. Die Gastregisseurin Reyna Bruns nennt die Oper superknackig: "Das Stück ist wirklich wie ein Hexenkessel, wie ein Eisberg, wo gerade mal die oberen zehn Prozent aus dem Wasser schauen. Wir haben diesen ganzen Eisberg unter Wasser, der einfach mitschwimmt, der da dranhängt." Man habe aber nur wenig Zeit, das Hintergründige zu zeigen, betont sie. "Man hat viel weniger Zeit, ein Bild einen starken Augenblick, einen starken Vorgang herzustellen, hat aber unbedingt den Auftrag, das zu tun, weil die Textebene das nur anreißt."

Solistenparts doppelt besetzt

Reyna Bruns als Gast hat sich die Regie gewissermaßen geteilt mit dem Schweriner Ballettdirektor Jonathan dos Santos. "Die Choreografie haben wir neu, ganz frisch gemacht. Das war ein Prozess", erzählt dos Santos. "Ich habe manchmal ein bisschen gewartet. Ich habe mir erst die Sänger angesehen und was auf der Bühne passiert. Und dann hab ich die Choreografie gemacht. Es gibt so viele Leute auf der Bühne. Ich kann nicht einfach sagen, das ist meine Idee - und alle weg - wir brauchen Platz."

Eine Gruppe von Menschen steht mit ausgestreckten Händen im Pulk um zwei erhöht stehende Männer herum. © Mecklenburgisches Staatstheater Foto: Silke Winkler
Die Rolle des Aeneas ist mit dem Tänzer Julio Morel und dem Sänger Brian Davis besetzt.

So gibt es auf der Bühne zwei Didos - eine Sängerin und eine Tänzerin - auch alle andere Solistenparts sind doppelt besetzt. Tanz und Gesang fädeln sich ineinander ein, sagt Bruns. "Es ist eine einzigartige Chance, diese vielschichtigen, unfassbar tollen Inhalte des Stücks herzustellen und dabei in die Horizontale zu fliegen, dann aber auch die Weite und die Tiefe in der Vielschichtigkeit auszuloten. Wenn man zu zweit an so etwas arbeitet, schafft man es natürlich, mehr Schichten einzuziehen", erklärt die Regisseurin.

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Mit Barockgitarre und historischer Donnermaschine

Nachdem zu Beginn auf der dunklen Bühne eine Steinmauer einstürzt, werden die einzelnen Quader permanent von Chorsängern, Solisten und Tänzern neu in Szene gesetzt.

Die musikalische Leitung liegt bei Kapellmeister Aki Schmitt. "Die Musik ist sehr spannend und ist bei uns jetzt noch angereichert mit einer kleinen Rhythmusgruppe. Wir haben in der Barockmusik immer eine Continuo-Gruppe, die mit Cello, Cembalo den Gesang oder die Rezitative begleitet. Die habe ich jetzt noch ergänzt durch Percussion und durch eine Barockgitarre." Das gebe der Musik noch mehr Drive, betont Schmitt. "Sie hat von ganz alleine schon viel Drive, viel Richtung, viel Phrasierung, viel Spannung, und viele Effekte. Und die ergänzen wir jetzt mit der historischen Donnermaschine und dem Blitzeinschlag, die wir ja hier auf unserer Bühne haben. Jetzt bin ich sehr froh, dass wir die auch mal zum Einsatz bringen können."

Viel Aktion in kurzer Zeit

Die Oper "Dido and Aeneas" von Henry Purcell mag mit rund 60 Minuten kurz erscheinen, dafür wird von allen Künstlerinnen und Künstlern eine besondere Konzentration verlangt. Auch von der Regisseurin Reyna Bruns: "Ich habe gerade vor einer Weile 'Die Meistersinger' wieder aufgenommen. Das sind viereinhalb Stunden netto Musik, wo irrsinnig viel passiert. Und hier haben wir eine Stunde. Die Aktionsdichte ist ähnlich hoch", erklärt sie. "Das ist genauso eine schwere Herausforderung, wie zum Beispiel Komödien zu inszenieren, weil man da auch eine besondere Genauigkeit braucht."

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Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin
Alter Garten 2
19055 Schwerin
Hinweis:
Musikalische Leitung: Aki Schmidt
Regie und Choreografie: Reyna Bruns, Jonathan dos Santos
Bühne und Kostüme: Malte Lübben
Video: Wieland Yutani
Dramaturgie Thomas Schmidt-Ehrenberg
Dido: Ekaterina Chayka-Rubinstein / Gala El Hadidi; Eliza Kalcheva / Laura Cristea
Aeneas: Brian Davis, Julio Morel / Matteo Andrioli und andere
Ballett Schwerin, Opernchor des Mecklenburgischen Staatstheaters und Mecklenburgische Staatskapelle
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Vormittag | 28.03.2025 | 11:20 Uhr

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