Die Götter sind los: "Oddos See - eine irre Fahrt" im Ohnsorg Theater
Die Abenteuer des Odysseus - und das in lustig. Das Ohnsorg Theater bringt mit "Oddos See - eine irre Fahrt" ein Shanty-Musical-Epos auf die Bühne, das mit viel Action, tollen Darstellerinnen und Darstellern und ganz viel Humor überzeugt.
Die Abenteuer des Odysseus, wohl jeder hat schon einmal von Ihnen gehört - so aber ganz gewiss nicht! Denn dieser Odysseus ist ganz anders: Friesengleich will er nur noch „Oddo“ genannt werden, mit seiner Mannschaft schnackt er Platt und mit den für Homer so typischen griechischen Sprechchören kann er überhaupt nichts anfangen - und singt lieber Shanties. Damit aber nicht genug. Auch mit der griechischen Götterwelt hat er abgeschlossen. Sogar abschaffen will er sie!
Götter, Ungeheuer und eine ordentliche Portion norddeutscher Humor

Doch da hat Oddo die Rechnung ohne die oympischen Götter gemacht. Zeus, Athene, Poseidon und Apollon - überlebensgroß auf die Bühnenrückwand projiziert - sinnen auf Rache und machen sich einen Spaß daraus, Oddo und seinen Kumpanen allerlei Prüfungen aufzuerlegen und ihnen die Rückreise zur Heimatinsel Itaka zu erschweren. Und so geht sie los, die Reise, die Oddo und seine herrlich schräge Mannschaft u.a. zu einem einäugigen Riesen, zu Aiolos, dem Herrn der Winde, in die griechische Unterwelt, zu einer liebestolle Zauberin, die Oddos Mannschaft in Schweine verwandelt und zu tanz- und sangesfreudigen Sirenen führt.
Shanty-Gesang und ständig wechselnde Rollen: Ein tolles Ensemble!
Was die Schauspielerinnen und Schauspieler an diesem Abend leisten ist enorm. Immer wieder schlüpfen sie in neue Rollen: Rabea Lübbe, eben noch der Riese Polyphem, bandelt als weibliche Version des Götterboten Hermes mit dem ebenfalls grandios als Oddo aufspielenden Jannik Novak an. Linda Stockfleth beweist ihr hochkomödiantisches Talent als Mitglied von Oddos Crew, ehe sie als unheimlich-skuriler Seher Tairesias unheilvolle Botschaften aus der griechischen Unterwelt, dem Hades, überbringt. Dieter Schmitt - eben noch eine anzugtragende Verkörperung des Königs der Winde, tanzt wenig später als vollbusige Sirene um Oddos Schiff herum. Zum Piepen! Dazu gesellt sich Cem Lukas Yeginer, der sowohl als Gott Appollon als auch als männliche Version des Götterboten Hermes wieder einmal seine ihm so eigene Komik voll ausspielen kann. Auch mehr als überzeugend: Konstantin Gradus - als Mitstreiter Oddos, aber auch als zunächst ehrwürdig erscheinender, dann aber doch arg zerstreuter Göttervater Zeus, der sich fragt, ob es denn nun wirklich eine gute Idee war, den Menschen nach dem Ebenbilde der Götter (also ihm) zu erschaffen...
Isabelle Vértes-Schütter gibt ihr Ohnsorg-Debüt
Eine besondere Überraschung des Abends zudem: die (Noch-)Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters Isabella Vertes-Schütter. Mit "Oddos See - eine irre Fahrt" gibt sie ihr Ohnsorg-Debüt und ist das erste Mal auch in plattdeutschen Rollen zu erleben. Ob als Göttin Athene, als Oddos tote Mutter aus der Unterwelt oder als liebestolle Zauberin Kirke, die Oddos Mannschaft in Schweine verwandelt hat: mal spielt Vértes-Schütter ihre Figuren mit großer Anmut, mal berührend, sehr oft aber auch mit immenser komödiantischer Treffsicherheit. Es macht einfach Freude, ihr dabei zuzusehen!
Und nicht zuletzt: singen, das können sie alle in diesem Ensemble. Und zwar Shanties und allerlei andere Lieder, die sich der musikalische Leiter des Stückes Jan Paul Werge ausgedacht hat. Neben dem E-Akkordeon spielenden Nenad Nikolic, ist auch er als Schauspieler mit auf der Bühne dabei und mimt nicht nur ein wunderbar-schräges Besatzungsmitglied, sondern spielt auch zahlreiche exotische Intrumente, wie z.B. eine Doppelflöte, eine Banjira und eine Shrutibox.
Großartiges Bühnenkino
Mit „Oddos See – eine irre Fahrt“ präsentiert das Ohnsorg Theater eine komödiantische Plattdeutsch-Adaption der Odyssee, die sich mit viel Action und Special-Effects als wahres Bühnenkino entpuppt - und das op Platt. Als zweiter Teil eines Gemeinschaftsprojekts mit dem Ernst-Deutsch-Theater und dem Lichthof Theater setzt das Stück auf eine Mischung aus griechischer Sagenwelt, Humor, Musik und norddeutschem Charme – und begeistert damit auf ganzer Linie. Regisseur Murat Yeginer hat mit „Oddos See – eine irre Fahrt“ eine tempo- und ideenreiche Inszenierung mit ganz viel Augenzwinkern geschaffen. Und auch wenn es im ersten Teil gelegentlich kleine Längen gibt, wird dies durch die Spielfreude des Ensembles und die witzigen Dialoge mehr als wettgemacht. Das Publikum zeigte sich am Premierenabend fast durchweg begeistert – zu Recht. Wer Lust auf einen kurzweiligen, originellen Theaterabend hat, sollte sich diese irre Fahrt nicht entgehen lassen!
Die Götter sind los: "Oddos See - eine irre Fahrt" im Ohnsorg Theater
Das Ohnsorg bringt ein Shanty-Musical über die Abenteuer des Odysseus auf die Bühne - lustig, actionreich und op Platt.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Ohnsorg Theater
Heidi-Kabel-Platz 1
20099 Hamburg - Telefon:
- (040) - 35 08 03 0
- E-Mail:
- info@ohnsorg.de
- Hinweis:
- Schauspiel von Murat Yeginer nach dem Epos von Homer | Mit Musik von Jan Paul Werge | Eine Kooperation mit dem Ernst Deutsch Theater und dem LICHTHOF Theater | Uraufführung | Plattdeutsch: Christian Richard Bauer | Spieldauer: 2 Stunden, 15 Minuten, inkl. Pause
Inszenierung: Murat Yeginer | Bühne: Mikhail Zaikanov | Kostüme: Matea Scharmann | Musikalische Leitung: Jan Paul Werge | Mit: Konstantin Graudus, Rabea Lübbe, Jannik Nowak, Nenad Nikolic, Dieter Schmitt, Linda Stockfleth, Isabella Vértes-Schütter, Jan Paul Werge, Cem Lukas Yeginer
