Staatsballett Berlin zeigt weiterhin Goecke-Produktionen
Marco Goecke ist nach der Hundekot-Attacke auf eine Tanzkritikerin in Hannover als Ballettdirektor abgesetzt worden. Seine Stücke werden aber weiter gezeigt - auch das Staatsballett in Berlin will eine für Juni geplante Goecke-Produktion weiter zeigen, lässt ihn aber nicht mehr ins Haus.
Bei der Premiere von "Glaube, Liebe, Hoffnung" am 11. Februar in Hannover, hatte Marco Goecke einer Kritikerin aus Wut über ihre Texte Hundekot ins Gesicht geschmiert. Das Staatstheater Hannover entließ Goecke daraufhin aus seiner Funktion als Ballettdirektor. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen ihn. Erste Häuser haben seine Choreografien aus dem Programm gestrichen.
Das Staatsballett Berlin will das Stück "Petruschka" von Marco Goecke - das am 10. Juni Premiere feiern soll - aber weiterhin aufführen. Die Einstudierung des Werkes werde von einer Ballettmeisterin durchgeführt, heißt es in einem Statement des Staatsballett. "Marco Goecke wird während des gesamten Produktionsprozesses nicht anwesend sein, für die kommenden Spielzeiten war und ist keine Arbeit von ihm eingeplant."
Ballett verurteilt Vorfall, aber schätzt Werk
Das Ballett verurteilte den Vorfall - "der Übergriff von Choreograph Marco Goecke auf die Tanzkritikerin Wiebke Hüster ist für das Staatsballett Berlin in seiner Gänze vollkommen inakzeptabel und nicht zu tolerieren" - will Goeckes Stücke aber weiter zeigen. "Gleichzeitig schätzt das Staatsballett das künstlerische Werk dieses Ausnahmekünstlers und blickt auf eine fruchtbare und respektvolle Zusammenarbeit in der Vergangenheit zurück."
Die Leitung hat des Balletts habe diese Entscheidung dem Ensemble kommuniziert. Es habe dazu innerhalb des Ensembles einen "sehr kontroversen Austausch" gegeben. Das Staatsballett Berlin plant nun eine Sonderausgabe des Formats "Wir müssen reden" und lädt zu einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung zum Thema "Komplexes Verhältnis von Kunst und Kritik" ein.
Nationaltheater Mannheim und Niederländisches Dans Theater distanzieren sich von Goecke
Das Nationaltheater Mannheim (NTM) dagegen zieht Konsequenzen aus der Hundekot-Attacke von Choreograf Marco Goecke auf eine Kritikerin. Eine als dreiteiliger Abend geplante Premiere - "Young Lovers" - am 15. April werde ohne das Werk "Woke up blind" Goeckes stattfinden, teilte das Nationaltheater Mannheim mit. "Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir auf sein Stück verzichten und wieder zur Ruhe finden, um unsere eigentliche Arbeit zu schützen und leisten zu können", betonte Stephan Thoss, Intendant für Tanz am NTM.
Auch das Niederländische Dans Theater (NDT) hat die Zusammenarbeit nach der Hundekot-Attacke mit Choreograph Marco Goecke ausgesetzt, so die renommierte Gesellschaft in Den Haag. Zuvor hatten rund 50 niederländische Theater- und Tanzkritiker das NDT in einem offenen Brief kritisiert und ein deutliches Bekenntnis für die Pressefreiheit gefordert. Goecke war seit 2013 mit dem Niederländischen Dans Theater verbunden. Er werde in der nächsten Spielzeit kein neues Werk produzieren, teilte das NDT mit. Die bisherigen Choreographien würden aber weiter aufgeführt. Goecke hatte sich nach der Attacke zwar entschuldigt. Doch das sei eine "nicht ernstzunehmende Entschuldigung", kritisierten niederländische Journalisten. Die Tanzgesellschaft wurde kritisiert, weil sie sich nicht deutlich genug distanziert habe. Das NDT bedauerte nun, diesen Eindruck erweckt zu haben, und erklärte: "Auch das Niederländische Dans Theater betrachtet diesen Vorfall als einen Angriff auf die Pressefreiheit."