Ergebnisse der Bürgerschaftswahlen: So wählte Hamburg seit 1946
Hamburg gilt seit Langem als Hochburg der Sozialdemokraten. Seit 1946 wurde der Bürgermeister fast ausschließlich von der SPD gestellt. Ein Blick in die Historie zeigt die früheren Wahlergebnisse.
Die Hamburgische Bürgerschaft blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Sie wird schriftlich erstmals im Jahr 1410 erwähnt. Bis weit ins 19. Jahrhundert war sie eine Versammlung der Hamburger Grundeigentümer. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand eine demokratische Verfassung im heutigen Sinne. Ab 1919 konnten alle volljährigen Hamburgerinnen und Hamburger die Bürgerschaft wählen und damit auch Senat und Bürgermeister mitbestimmen.
In der NS-Zeit war die Bürgerschaft von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet, es gab keine Gewaltenteilung. Nach dem Krieg machte es sich die britische Militärregierung zu einer ihrer ersten Aufgaben, Parlament und Demokratie in Hamburg neu zu begründen. Ab 1946 bestimmten zunächst die von britischen Alliierten ernannten Mitglieder der Bürgerschaft und anschließend die gewählten Abgeordneten der Bürgerschaft über Hamburgs Politik.
Max Brauer wird 1946 erster Bürgermeister nach dem Krieg
Die erste Bürgerschaftswahl nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 13. Oktober 1946 statt. Die SPD holte die meisten Stimmen und kam auf 43,1 Prozent. Max Brauer wurde der erste Bürgermeister der Nachkriegszeit. Nach der Wahl am 16. Oktober 1949 blieb Brauer Bürgermeister, die SPD hatte 42,8 Prozent der Stimmen geholt.
Sobald das amtliche Endergebnis der Wahl von 2025 vorliegt, wird die Grafik entsprechend angepasst.
"Hamburg-Block" 1953 stärker als die SPD
Bei der Wahl am 1. November 1953 wurde die SPD mit 45,2 Prozent zwar stärkste Fraktion. Aber die konservativ-liberalen Fraktionen hatten sich zum "Hamburg-Block" zusammengeschlossen, der insgesamt auf 50,0 Prozent der Stimmen kam. Neuer Bürgermeister wurde Kurt Sieveking (CDU). Gegen Ende der Wahlperiode zerfiel der Block. Zu stark waren die Meinungsverschiedenheiten.
Sozialdemokraten 44 Jahre ununterbrochen am Ruder
Danach begann eine lange Ära der Sozialdemokraten: Von 1957 bis 2001 stellte die SPD durchgängig den Ersten Bürgermeister. Sie regierte teils mit absoluter Mehrheit, teils mit dem Koalitionspartner FDP, von 1993 bis 1997 mit der einmalig ins Parlament gewählten STATT Partei. Das Amt des Bürgermeisters hatten in der Zeit acht SPD-Politiker inne: Max Brauer (1957-1960), Paul Nevermann (1961-1965), Herbert Weichmann (1965-1971), Peter Schulz (1971-1974), Hans-Ulrich Klose (1974-1981), Klaus von Dohnanyi (1981-1988), Henning Voscherau (1988-1997) und Ortwin Runde (1997-2001).
Neu im Parlament war 1982 die Grün-Alternative Liste (GAL). Die Partei erreichte bei der Wahl am 6. Juni 1982 7,7 Prozent der Stimmen und zog mit neun Abgeordneten als vierte Partei neben SPD, CDU und FDP in die Bürgerschaft ein.
Wahl von 1991 wurde für ungültig erklärt - Neuwahl 1993
Die Wahl am 2. Juni 1991, bei der die SPD auf 48,0 Prozent und die CDU auf 35,1 Prozent gekommen waren, hatte juristische Konsequenzen: Eine Gruppe von CDU-Mitgliedern zog vors Verfassungsgericht, weil sie die Rechtmäßigkeit der Wahl anzweifelte. Sie monierten, dass ihre eigene Partei bei der Aufstellung von Kandidaten gegen Wahlrechtsgrundsätze verstoßen habe. Tatsächlich entschied das Gericht, dass die Wahl ungültig war. Die CDU habe schwerwiegende Demokratieverstöße bei der Aufstellung der Liste begangen, so die Begründung.
Am 19. September 1993 kam es zu Neuwahlen. Die einstigen Kläger traten mit der neu gegründeten STATT Partei an. Diese erreichte 5,6 Prozent und zog mit acht Abgeordneten in die Bürgerschaft ein. Vier Jahre später scheiterte die STATT Partei an der Fünf-Prozent-Hürde und spielte politisch keine Rolle mehr.
2001: CDU und FDP koalieren mit Schill-Partei
2001 änderten sich die Machtverhältnisse in der Stadt. Die neu gegründete Partei von Richter Ronald Schill schaffte am 23. September 2001 den Einzug in die Bürgerschaft. Die Schill-Partei errang auf Anhieb 19,4 Prozent der Stimmen. Viele ehemalige Mitglieder und Wähler der STATT Partei waren bei dieser Wahl zu der Partei von Schill abgewandert. Gemeinsam mit CDU und FDP schloss die rechtspopulistische Protestpartei eine Regierungskoalition, die 2003 aber bereits wieder zerbrach, nicht zuletzt aufgrund eines Skandals. Schill - als Innensenator im Amt - drohte Bürgermeister Ole von Beust (CDU), ein angebliches homosexuelles Verhältnis zu Justizsenator Roger Kusch (CDU) öffentlich zu machen. Von Beust entließ Schill daraufhin. Die Quittung der Bevölkerung folgte bei den notwendigen Neuwahlen am 29. Februar 2004. Die Schill-Partei zog nicht mehr in die Bürgerschaft ein, die CDU holte die absolute Mehrheit.
Nach der Wahl am 24. Februar 2008 bildeten CDU und Grüne die erste schwarz-grüne Regierung auf Landesebene. Die Partei Die Linke zog damals mit 6,4 Prozent der Stimmen in die Bürgerschaft ein. 2011 brach die schwarz-grüne Koalition zusammen, die Legislaturperiode wurde vorzeitig beendet. Bei der Bürgerschaftswahl am 20. Februar 2011 erzielte die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Olaf Scholz die absolute Mehrheit.
2015: Erstmals sechs Fraktionen in der Bürgerschaft
Eine Besonderheit ergab sich nach der Wahl am 15. Februar 2015: Zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg schafften sechs Fraktionen den Einzug ins Landesparlament. Neu war die Alternative für Deutschland (AfD). Auch eine Neuerung war, dass die Legislaturperiode auf fünf Jahre ausgeweitet wurde.
Weil Olaf Scholz 2018 Bundesfinanzminister in Berlin wurde, rückte für ihn der bisherige Finanzsenator Peter Tschentscher als Bürgermeister nach, der bis heute im Amt ist. Bei der Bürgerschaftswahl 2020 zog die AfD mit 5,3 Prozent der Stimmen erneut in die Bürgerschaft ein. Die FDP hingegen scheiterte an der Fünf-Prozent-Hürde.
2025: SPD bleibt stärkste Kraft, CDU verdrängt Grüne
Die Wahl am 2. März 2025 ergab, dass die Sozialdemokraten trotz Verlusten weiterhin die stärkste Kraft in Hamburg bleiben. Die Grünen verloren ebenfalls Stimmen, die CDU hingegen holte auf und landete auf Platz zwei. Deutlich verbessern konnten sich die Linke, die besonders bei der jungen Klientel punktete. Die FDP schaffte es erneut nicht in die Bürgerschaft.
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