Stand: 21.03.2020 17:22 Uhr

Wirksam oder Placebo? Pro und Kontra Homöopathie

von Rieke Sprotte
Eine Tasche mit diversen Röhrchen mit Globuli. © Colourbox Foto: -
Über die Wirksamkeit der Homöopathie wird heftig gestritten.

Homöopathische Globuli sind in Deutschland beliebt: Jeder Zweite hat die Arzneimittel schon einmal ausprobiert. Und viele, die auf die kleinen Kügelchen oder auch Tropfen und Salben zurückgreifen, sind damit zufrieden. Auch viele Eltern vertrauen auf Homöopathika, wenn es um die Beschwerden ihrer Kinder geht. Das Einsatzgebiet der Globuli ist vielfältig: Sie sollen zum Beispiel bei grippalen Infekten, Zahnschmerzen und sogar bei Mittelohrentzündungen helfen. Jährlich wird mit den Arzneimitteln in Deutschland ein Umsatz von 670 Millionen Euro gemacht.

Was bewirkt der Placebo-Effekt?

Zahlreichen Wissenschaftlern zufolge wirkt die Homöopathie nur im Rahmen des Placebo-Effektes. Dieser Effekt ist in der Forschung gut belegt. Er bezeichnet die lindernde oder heilende Wirkung eines Medikaments, das keinen Wirkstoff enthält. Doch nicht nur die Gabe des angeblichen Medikamentes hat Einfluss auf den Effekt. Auch die Zuwendung durch den Arzt und persönliche Vorerfahrungen spielen eine Rolle dabei, ob das Schein-Medikament eine Wirkung erzielt oder nicht.

Zeit und Anteilnahme: Ausführliches Erstgespräch

Der Arzt oder Therapeut hat durch sein Verhalten einen großen Einfluss auf das Gelingen einer Therapie. Nimmt er sich genug Zeit und fühlt sich der Patient ernst genommen, kann sich das auf den Erfolg einer Behandlung positiv auswirken. Ein homöopathisches Erstgespräch dauert in der Regel etwa eine Stunde, in der der Arzt oder Therapeut beispielsweise auch Fragen zur Familie oder der Arbeit stellt. Homöopathische Ärzte können sich mehr Zeit für Gespräche nehmen als klassische Allgemeinmediziner, weil sie ihre Leistungen gesondert, über sogenannte Selektivverträge, von vielen Krankenkassen vergütet bekommen.

UMFRAGE
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Was halten Sie von Homöopathie?

Zahlen Krankenkassen aus Gründen des Marketings?

Zahlreiche Krankenkassen geben offen zu, dass sie für die homöopathischen Behandlungen und Arzneimittel zahlen, weil es ihre Patienten so wünschen. Die Kosten machen in der Regel nur einen Bruchteil ihrer Gesamtausgaben aus. Aus Marketing-Sicht ist die Übernahme der Kosten für Homöopathie-Behandlungen also ein günstiger Weg, um Kunden zu binden.

Homöopathie zählt zur "besonderen Therapierichtung"

Die Homöopathie zählt in Deutschland zur "besonderen Therapierichtung" und genießt damit eine Sonderrolle. Die homöopathischen Arzneimittel unterliegen nicht denselben gesetzlichen Anforderungen wie die übrigen Medikamente. So müssen die meisten homöopathischen Stoffe nicht zugelassen, sondern lediglich registriert werden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) prüft in diesem Zusammenhang, ob die Arzneimittel nach den Vorgaben des Homöopathischen Arzneibuchs hergestellt wurden und ob der Hersteller ihre Qualität und Unbedenklichkeit nachweisen kann.

Ein Nachweis der Wirksamkeit wird dabei nicht gefordert. Selbst wenn homöopathische Arzneien ein Zulassungsverfahren durchlaufen, müssen die Hersteller keine Studien zur Wirksamkeit vorlegen. Bislang wurde noch kein homöopathisches Mittel durch das BfArM zugelassen, bei dem sich der Antragsteller auf eine Studie berufen hätte.

Sonderrolle auch bei der Erstattung

Doch auch was die Erstattung angeht, genießt die Homöopathie eine Sonderrolle. Krankenkassen ist es laut Gesetz erlaubt, Arzneimittel der "besonderen Therapierichtung", also auch homöopathische Mittel, freiwillig zu erstatten. Die Kassen dürfen also zum Beispiel für homöopathische Schmerzmittel oder auch homöopathische Mittel gegen Heuschnupfen aufkommen. Das tun auch viele. Jedoch zahlt keine Kasse freiwillig für reguläre Schmerzmittel, wie zum Beispiel Aspirin oder Ibuprofen oder für klassische Heuschnupfenmittel.

Während die Krankenkassen für jedes homöopathische Mittel zahlen dürfen, gelten für die klassischen Mittel zahlreiche Einschränkungen. So dürfen Krankenkassen laut Gesetz nicht für reguläre Grippemittel zahlen oder für herkömmliche Medikamente gegen Reiseübelkeit. Ausnahmen, die für die homöopathischen Mittel nicht gelten.

Die Homöopathie in der Kritik

Gegner der Homöopathie bemängeln, dass die Allgemeinheit für die homöopathischen Behandlungen und Arzneimittel aufkommen muss, obwohl es sich um eine nicht evidenzbasierte Heilmethode handele. Geld, das an anderer Stelle fehlen würde. Befürworter entgegnen, dass die Homöopathie vielen Menschen helfe und die Kosten überschaubar seien.

In Deutschland können sich Ärzte im Fach Homöopathie weiterbilden lassen. Diese Praxis wird von vielen Ärztekammern wegen der fehlenden Wissenschaftlichkeit zunehmend infrage gestellt. Die Ärztekammern Bremen, Nordrhein und Sachsen-Anhalt haben die Homöopathie bereits aus ihren Weiterbildungsordnungen verbannt.

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Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 23.03.2020 | 21:00 Uhr

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