Algen-Produkte können zu viel Jod enthalten
Algen zu essen wird immer beliebter. Sie gelten als gesund und nachhaltig. Doch der Verzehr kann schädlich sein. Die Verbraucherzentralen bemängeln, dass viele Produkte unzureichend gekennzeichnet sind.
Je nach Art und Herkunft können Algen große Mengen Jod enthalten. Zu viel Jod kann jedoch die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen. Erwachsene sollten durchschnittlich 180 bis 200 Mikrogramm Jod pro Tag zu sich nehmen, keinesfalls mehr als 500 Mikrogramm, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Da Meeresalgen vergleichsweise große Mengen an Jod anreichern, können die Grenzwerte beim Verzehr von Algen-Produkten schnell deutlich überschritten sein.
Informationen über Jodgehalt und Verzehrmengen fehlen
Ob in Reinform wie bei Algenblättern für Sushi oder als Zusatz in Crackern, Tee, Gewürzen und Aufstrichen - bei vielen Algen-Produkten fehlen grundlegende Informationen wie Jodgehalt und Verzehrmengen sowie Warnhinweise. Das zeigt ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen, der insgesamt 142 algenhaltige Lebensmittel unter die Lupe genommen hat. 56 Produkte enthielten viel Jod, bei zwei Dritteln fehlten aber die entsprechenden Angaben. "Bei Lebensmitteln mit hohem Jodgehalt muss klar erkennbar sein, wie viel davon sicher verzehrt werden kann", so Dr. Nicole Wege vom Fachreferat Lebensmittel der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Deshalb fordern die Verbraucherzentralen gesetzliche Regelungen für Algen-Produkte sowie eine transparente Kennzeichnung.
Algenart und Algenanteil häufig nicht angegeben
Zudem ergab der Marktcheck, dass die Algenarten oft nicht genau ausgewiesen sind, sondern stattdessen Sammelbezeichnungen wie "Meeresalgen" oder "Seetang" verwendet werden. "Mindestens der geläufige Name der verwendeten Algenart wie Norialge oder Wakame sollte auf der Verpackung stehen", fordert Wege. "Auch der Algenanteil im Produkt muss klar angegeben sein. Dies gilt insbesondere, wenn Algen im Namen oder auf der Verpackung hervorgehoben werden". Doch bei mehr als der Hälfte der untersuchten Produkte fehlte diese Information. Dabei gab es erhebliche Unterschiede beim Algenanteil, er variierte zwischen 0,2 und 100 Prozent.
Vorsicht bei nährwertbezogener Werbung
Etwa 40 Prozent der Algen-Produkte enthielten nährwertbezogene Angaben wie "reich an Protein". Die Verbraucherzentralen sehen dies kritisch, weil Verbraucher so zu einem höheren Verzehr und damit womöglich zu einer Aufnahme von zu viel Jod verleitet werden könnten. Wegen der kleinen Verzehrmengen können Algen ohnehin keinen relevanten Beitrag zur Versorgung mit Proteinen leisten. Außerdem wurde auf einigen algenhaltigen Getränken mit gesundheitsbezogenen vagen Aussagen wie "Regeneration" oder "Energie" geworben.
Tipps zum Verzehr von Algen
Beim Kauf von Algen-Produkten sollte man laut Verbraucherzentralen einiges beachten:
- Jodgehalt: Auf den Jodgehalt achten, vor allem wenn die Produkte hohe Konzentrationen von Jod enthalten (über 2.000 Mikrogramm pro 100 Gramm Lebensmittel). Werden keine Angaben dazu gemacht, sollte man auf die Verwendung verzichten.
- Verzehrmenge: Verzehrmengen-Empfehlungen auf der Verpackung einhalten, wie "max. 1,7 g getrocknete Meeresalgen pro Tag". Einige Hersteller geben praxisnahe Hinweise wie "ca. 1 g = 1 TL getrocknete Algen", um die Mengen besser verständlich zu machen.
- Zubereitungshinweise: Informationen zur Zubereitung, etwa zum Einweichen, zu Kochzeit und -temperatur befolgen.
- Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen sollten besonders darauf achten, wie viel Jod sie zu sich nehmen, und sich ärztlichen Rat einholen.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Lebensmittel
