Veganer Käse: Eine gesunde Alternative?
Veganer Käse und andere Alternativen zu tierischen Lebensmitteln werden beliebter. Auch das Angebot wächst. Aber warum darf Käseersatz nicht Käse heißen? Und wie gesund ist die vegane Alternative?
Sie sehen aus wie Käse, heißen aber "Genuss-Scheiben Gouda-Style", "Frischcreme" oder "cremiger Genuss". Ihre umständlichen Namen haben diese Lebensmittel aus einem einfachen Grund: Veganer Käseersatz darf laut einer EU-Verordnung nicht wie ein Milchprodukt bezeichnet werden. Das gilt auch für den Begriff Käse: Dieser könne den Verbraucher darauf schließen lassen, dass es sich um herkömmlichen Käse aus tierischer Milch handele.
Verbraucherschutzverbände sehen diese Regelung kritisch: Mit dem Zusatz "vegan" könnten Verbraucher durchaus verstehen, dass es sich bei einem Produkt nicht um Kuhmilch-Käse handeln kann, meint Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Da haben sich die Interessen der Milchindustrie einfach stärker durchgesetzt", so ihre Einschätzung.
Veganer Käse liefert weniger Nährstoffe
Doch was steckt als Ersatz in Schnittkäse, Frischkäse und Reibekäse, wenn keine Milch enthalten ist? Während tierischer Käse neben Kohlenhydraten und Fetten auch Vitamine, Spurenelemente, Mineralien, Calcium und Eiweiß enthält, besteht veganer Käse in erster Linie aus Fett und Kohlenhydraten mit viel Wasser, Aromen und teilweise chemischen Zusatzstoffen. Die veganen Varianten liefern in der Regel also weniger Nährstoffe als tierischer Käse. Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl stellt mit Blick auf die Zutatenlisten einiger Käsersatz-Produkte fest, diese seien "ein Gemisch auf der einen Seite aus Chemie, auf der anderen Seite von preisgünstigen, minderwertigen Rohstoffen."
Fehlendes Eiweiß im Käseersatz bringt Hunger schnell zurück
Calcium und Eiweiß seien nur selten enthalten oder würden durch Zusatzstoffe künstlich ersetzt. Gerade das Fehlen von Eiweiß sieht Riedl kritisch: "Wir wissen aus Tierversuchen, dass Kohlenhydrat-Fett-Gemische mit wenig Eiweiß Ratten geradezu in Fress-Orgien (Heißhunger) versetzen. Wenn wir diese Kunst-Käseprodukte essen, sind wir weniger gesättigt und haben schnell wieder Hunger."
Veganer Käser "100 Prozent pflanzlich" - und trotzdem aromatisiert?
Die Hersteller setzen bei der Vermarktung auf grüne Farben und vermitteln, dass ihre Produkte "pflanzlich" sind. Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg sieht das anders, "weil Wasser nicht aus Pflanzen gewonnen wird und weil auch sämtliche Zusatzstoffe eben nicht in der ursprünglichen Form Pflanzen sind". Hinzu komme, dass die Produkte keinen natürlichen Reifeprozess durchlaufen - wie das Käse aus tierischer Milch tut. Der Geschmack von veganem Käse werde mithilfe von Aromen hergestellt. "Aromen haben einen relativ schlechten Ruf, weil die eben häufig eingesetzt werden, um Produkten einen Anschein zu geben, den das Produkt tatsächlich nicht erfüllt", erklärt die Verbraucherschützerin. Sie sieht mit dem Einsatz von Aromen allerdings keinen Täuschungsversuch für die Verbraucher, "weil die Produkte ja genau dafür gemacht sind, um wie Käse zu schmecken. Und das kann nur durch Aromen erreicht werden."
Kokosöl, Sonnenblumenöl oder Palmfett besser meiden
Dr. Matthias Riedl rät, in den Zutatenlisten der Produkte die Fette besonders zu beachten und von Produkten mit ungesunden Fetten wie Kokosöl, Sonnenblumenöl oder Palmfett Abstand zu nehmen: "Der hohe Anteil von gesättigten Fettsäuren in schlechten, billigen Ölen fördert die Gewichtszunahme, das Herz-Kreislauf-Risiko steigt, und die Entzündlichkeit im Körper nimmt zu." Gesunde Öle wie Rapsöl oder Olivenöl wirken dagegen antientzündlich und fördern die Sättigung.
Phosphate im Käseersatz: Schädlich für Menschen mit Nierenerkrankung
Neben zu viel Salz entdeckt der Ernährungsexperte zudem bei einzelnen veganen Erzeugnissen chemische Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Calciumphosphat. Phosphate können insbesondere für Menschen mit einer Nierenerkrankung schädlich sein. "Leider sind Fertigprodukte häufig mit Phosphaten angereichert und wir in Deutschland nehmen im Schnitt mehr auf, als wir zu uns nehmen sollten", warnt Riedl.
Positive Klimabilanz für veganen Käse
Bei aller Kritik hat veganer Käse aber einen entscheidenden Vorteil: Der Käseersatz ist die bessere Wahl was die Ökobilanz angeht. Das Tierwohl bleibt unangetastet und auch der CO2-Ausstoß ist bei der Herstellung wesentlich geringer. "Rinder produzieren bei der Verdauung große Mengen an Methan, also einem relativ starken Treibhausgas. Ein Kilo veganer Käse verursacht zwei Kilo CO2, während die tierische Variante über fünf Kilo CO2 verursacht", erklärt Jana Fischer. In Bezug auf die ökologischen Aspekte hielten die veganen Ersatzprodukte tatsächlich ihr Versprechen.
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