Altkleider entsorgen: Container oder Restmüll? Diese Regeln gelten
Seit diesem Jahr gilt EU-weit eine neue Richtlinie für Altkleider. Textilien müssen im Altkleidercontainer entsorgt werden - theoretisch auch, wenn sie verschmutzt oder kaputt sind. Doch ist das wirklich so? Ein Überblick.
Die neue Richtlinie, nach der Altkleider künftig nur noch über den Altkleidercontainer entsorgt werden dürfen, sorgt derzeit für Verwirrung bei Verbrauchern und Sorge bei gemeinnützigen Organisationen, die Altkleider sammeln. Denn beschädigte und nicht mehr nutzbare Textilien könnten nun zunehmend in den Altkleidercontainern landen.
Verschmutzte Altkleider in den Restmüll geben
Denn die EU-Richtlinie unterscheidet nicht explizit zwischen noch tragbarer Kleidung und kaputten oder stark verschmutzten Textilien. Letztere sollten aber weiterhin über den Restmüll entsorgt werden, stellt die Verbraucherzentrale Hamburg klar: "Auch wenn die EU-Abfallrahmenrichtlinie und das Kreislaufwirtschaftsgesetz eigentlich etwas anderes vorschreiben: Eine getrennte Sammlung beschädigter Textilien ist derzeit weder ökologisch sinnvoll noch technisch realisierbar", so Verbraucherschützer Tristan Jorde.
Recycling von Textilfasern noch sehr aufwendig
Denn bislang hat sich noch kein funktionierendes Recyclingsystem für die Aufbereitung von Alttextilien etabliert. Da Kleidung heute häufig aus Mischfasern besteht, ist die Wiederverwertung alter Fasern momentan noch aufwendig und teuer. Daher entsteht bisher nur ein Prozent der neuen Kleidung aus Alttextilien.
Nur brauchbare Altkleider im Container entsorgen
Gemeinnützige Organisationen wie die Deutsche Kleiderstiftung bitten daher, auch künftig nur brauchbare und noch tragbare Altkleider in die entsprechenden Container zu werfen. Kommunale Entsorgungsbetriebe wie die Stadtreinigung Hamburg oder die Abfallwirtschaft Hannover weisen ebenfalls darauf hin, dass "stark verschmutzte, durchnässte oder kaputte Kleidung" in den Restmüll gehöre.
Neue Richtlinie soll für besseres Recycling sorgen
Die neue EU-Richtline hat zum Ziel, die Müllmengen nach und nach zu reduzieren und künftig Textilien besser zu recyceln. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen Verbraucher alte Textilien nun getrennt sammeln. Auch Bettwäsche, Handtücher und andere Textilien sollen im Sammelcontainer entsorgt werden. Bislang werden innerhalb der EU weniger als die Hälfte aller Altkleider gesammelt, um sie wiederzuverwenden oder zu recyceln.
Textilindustrie zählt zu den größten Umweltsündern
Die Textilindustrie zählt global zu den größten Umweltverschmutzern. Nach Angaben der Europäischen Union ist sie für rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung verantwortlich und verursacht pro Kopf in der EU rund 270 Kilogramm CO₂-Emissionen jährlich. Altkleider werden größtenteils (87 Prozent) verbrannt und verursachen dadurch zusätzliches CO₂. Oft werden sie auch ins EU-Ausland exportiert, wo sie häufig ebenfalls auf riesigen Müllhalden verbrannt werden oder sich zu Mikroplastik zersetzen.
Fast Fashion: Hunderttausende Tonnen Kleidung landen im Müll
In den vergangenen Jahren sind die Kleidungsmengen und damit auch die Altkleidermengen durch die Verbreitung von "Fast Fashion" deutlich gestiegen. Im Durchschnitt kaufen die Europäer jedes Jahr fast 26 Kilogramm Textilien und werfen etwa elf Kilogramm davon weg.
In Deutschland kauft nach einer Berechnung der Umweltorganisation Greenpeace jeder Mensch im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr - Schuhe und Unterwäsche nicht inbegriffen. Dazu trägt auch der Boom der Billiganbieter aus China bei. 17 Prozent der Kleidung würden nahezu ungetragen entsorgt.
Auf Nachhaltigkeit beim Kleiderkauf achten
Die Verbraucherzentrale rät, auf hochwertige und langlebige Kleidung zu setzen, die sich gegebenfalls reparieren lässt. Empfehlenswert seien zudem Kleidungsstücke aus Monogewebe, die aus einer einzigen Faserart bestehen. Sie lassen sich deutlich einfacher recyceln als Mischgewebe.
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