Grundsteuerbescheid: Was ist zu beachten?
Viele Grundeigentümer müssen nach der Grundsteuerreform mehr zahlen - nicht immer zu Recht. Es lohnt sich deshalb, den Grundsteuerbescheid genau zu prüfen. Können Betroffene noch Einspruch einlegen?
Wer in Deutschland ein Grundstück besitzt, muss dafür Steuern zahlen. Bislang wurden diese auf Grundlage völlig veralteter Daten berechnet. Deshalb hatte das Bundesverfassungsgericht eine Neuregelung der Grundsteuer von den Kommunen gefordert.
Ab diesem Jahr gilt ein neuer Rechenweg zur Ermittlung der Grundsteuer. Eigentümer bekommen derzeit Zahlungsaufforderungen von ihrer Kommune. Der Bund der Steuerzahler rät, alle Bescheide genau zu prüfen.
Welche Bescheide es gibt und wann sie kommen
Wie viel Grundsteuer zu zahlen ist, erfahren die Eigentümer im Grundsteuerbescheid. Um den zu erstellen, gab es zunächst schon zwei Bescheide vom Finanzamt vorab: Das waren die Grundsteuerwertbescheide (beispielsweise in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) bzw. die Grundsteueräquivalenzbescheide (beispielsweise in Hamburg und Niedersachsen) sowie im Anschluss der Grundsteuermessbescheid.
Der dritte Bescheid ist der finale Grundsteuerbescheid der Kommunen. Er enthält die Aufforderung, wie viel Grundsteuer nun neu zu zahlen ist. In Hamburg wird dieser im März verschickt. "In den anderen Bundesländern wurde er schon teilweise zugestellt. Einige Gemeinden müssen allerdings ihren Hebesatz noch beschließen. Da dauert es länger", erklärt Daniela Karbe-Geßler vom Bund der Steuerzahler.
So wird die Grundsteuer berechnet
In den Bundesländern wird die Grundsteuer unterschiedlich berechnet. Unter anderem in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gilt das Bundesmodell, hier sind für den Grundsteuerwert wichtig:
- der jeweilige Wert des Bodens (Bodenrichtwert)
- die Höhe der statistisch ermittelten Nettokaltmiete
- die Grundstücksfläche sowie die Grundstücksart und das Alter des Gebäudes
Bei Flächenmodellen wie zum Beispiel in Hamburg und Niedersachsen ist für die Berechnung unter anderem wichtig, wie die Fläche genutzt wird. "Die Werte von Grundstück und Immobilie spielen dabei keine Rolle", erläutert Daniela Karbe-Geßler.
Auch Mieter müssen zahlen
Die Grundsteuer kann vom Vermieter im Rahmen der Nebenkosten auf die Mieter umgelegt werden, wenn das im Mietvertrag vereinbart wurde. Wichtig ist, das zu checken. Generell kann der Vermieter gebeten werden, die neuen Grundsteuerbescheide auf Richtigkeit zu prüfen. Selbst können Mieter nicht gegen die Bescheide vorgehen. Das können nur die Eigentümer.
Grundsteuer höher als erwartet - was tun?
Überprüft werden sollte, ob der Grundsteuermessbetrag stimmt - zum Beispiel, ob Parameter wie die Grundstücksfläche vom Finanzamt richtig benannt wurden. Gibt es Fehler, kann Einspruch eingelegt werden. Das Problem ist: Wer sich gegen die steuerliche Bewertung wehren will, musste bereits gegen den ersten Wertbescheid innerhalb eines Monats Einspruch beim Finanzamt einlegen. Ist der finale Grundsteuerbescheid da, muss die dort festgelegte Grundsteuer auch bezahlt werden. Der Einspruch entbinde nicht von der Zahlungspflicht, bestätigt auch der Bund der Steuerzahler.
Welche Chancen ein Einspruch hat
Wer gegen die ersten Bescheide bereits Einspruch eingelegt hat, kann eventuell vom Finanzamt später Geld wiederbekommen. Wenn zum Beispiel der Grundsteuermessbetrag falsch war, ändert die Kommune den Grundsteuerbescheid entsprechend. Wird der Einspruch abgelehnt, kann ein Gutachter beauftragt werden. Der kann zum Beispiel den tatsächlichen Wert der Immobilie feststellen. Liege der Wert des Gutachtens 40 Prozent niedriger, habe man Anspruch auf Herabsetzung der Grundsteuer, erläutert der Bund der Steuerzahler. Allerdings koste so ein Gutachten rund 3.000 Euro. Oft gibt es günstigere Vorab-Einschätzungen.
Klagen gegen Bundesmodell liegen beim Bundesfinanzhof
Gegen das Bundesmodell gibt es zwei Klagen von Eigentümern, die derzeit beim Bundesfinanzhof in München liegen. Experten hoffen, dass so auf juristischem Weg das neue Bewertungsverfahren erneut vom Bundesverfassungsgericht geprüft wird. An den Klagen können sich Eigentümer und Eigentümerinnen jedoch nicht beteiligen, da es keine Sammelklagen sind, denen man sich anschließen kann.
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