Rheuma: Symptome und Behandlung bei rheumatoider Arthritis

Stand: 29.11.2023 10:27 Uhr

An Rheuma leiden Millionen Deutsche. Symptome wie Gelenkschmerz und Morgensteifigkeit deuten auf rheumatoide Arthritis. Zur ganzheitlichen Behandlung gehören Medikamente, Bewegung und die richtige Ernährung. 

Rund 400 verschiedene Erkrankungen fassen Mediziner heutzutage unter dem Oberbegriff "Krankheiten des rheumatischen Formenkreises" zusammen - dazu gehören etwa Gicht, Lupus erythematodes, Krankheiten der Gefäße (Vaskulitis) und viele mehr. Rheumatische Erkrankungen treffen Menschen aller Altersklassen, selbst Kinder können schon an Rheuma leiden. 

Rheuma tritt größtenteils am Bewegungsapparat auf, betrifft aber nicht nur "harte" Strukturen wie Knochen, Gelenke oder Knorpel, sondern auch "Weichteile" wie Muskeln, Bänder oder Sehnen. Selbst Organe, Rippenfell oder Nerven können betroffen sein. 

Rheuma schädigt auch die Gefäße. Betroffene können sehr viel früher Herzinfarkte und Schlaganfälle bekommen. Unbehandelt beeinträchtigt die Erkrankung die Lebenserwartung. 

Die rheumatischen Erkrankungen lassen sich in vier Hauptgruppen unterteilen: 

  • entzündlich-rheumatische Erkrankungen 
  • verschleißbedingte (degenerative) Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen 
  • Weichteilrheumatismus 
  • Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (pararheumatische Erkrankungen) 

Rheumatoide Arthritis ist eine der häufigsten rheumatischen Erkrankungen

Am häufigsten ist die rheumatoide Arthritis (früher bezeichnet als chronische Polyarthritis, cP), eine fortschreitende Gelenkentzündung, bei der die Innenhaut von Gelenken, Sehnenscheiden oder Schleimbeuteln angegriffen wird. Geschätzt 800.000 Menschen leiden hierzulande daran, darunter fast dreimal so viele Frauen wie Männer. Meist beginnt die Krankheit in der zweiten Lebenshälfte. In Deutschland sind aber auch etwa 15.000 Kinder davon betroffen. Heilbar ist Rheuma bisher nicht, jedoch gut behandelbar: Wird die Erkrankung früh genug erkannt, kann die Entzündung gestoppt oder verlangsamt werden. 

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Rheumatologe im Gespräch bei Visite. © Screenshot
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Symptome: Schmerzen und Morgensteifigkeit der Gelenke 

Manchmal äußert sich eine rheumatoide Arthritis anfangs unspezifisch mit Abgeschlagenheit, selten auch Fieber. Erste konkrete Anzeichen sind warme, geschwollene oder gerötete Gelenke. Typischerweise sind die Gelenke symmetrisch betroffen, also beispielsweise beide Daumen. Besonders häufig beginnt die Krankheit in den Grundgelenken der Finger und Zehen, die nachts schmerzen und sich morgens über eine Stunde lang steif anfühlen. 

Die Krankheit kann langsam und milde verlaufen. Bei manchen - häufig älteren - Patienten verformen sich die Gelenke allerdings sehr rasch, versteifen und verursachen starke Schmerzen. Die Patienten können ihren Alltag dann nicht mehr ohne Hilfe bewältigen. 

Rheuma oder Arthrose? 

Nicht immer ist die Diagnose leicht zu stellen. Bei jungen Patienten ist es relativ einfach, weil sie in der Regel noch keinen Gelenkverschleiß aufweisen. Bei älteren Patienten, die unter Arthrose leiden, wird es zunehmend schwieriger, das auseinanderzuhalten. Und es können auch beide Krankheiten zugleich vorliegen. 

Diagnose mit Bluttest, Ultraschall und MRT 

Der Rheuma-Index DAS 28 ermittelt die entzündliche Aktivität der Erkrankung. 

Sind mehrere Gelenke länger als sechs Wochen entzündet, besteht der Verdacht auf rheumatoide Arthritis. Der Arzt wird Blut abnehmen: Erhöhte Blutsenkung und erhöhtes CRP (C-reaktives Protein) weisen allgemein auf eine Entzündung hin. Lassen sich zudem der sogenannte Rheumafaktor und bestimmte Antikörper nachweisen, dann gilt die Diagnose rheumatoide Arthritis als gesichert. Es gibt allerdings auch eine "seronegative" Form dieser Erkrankung, bei der Rheumafaktor und Antikörper fehlen. Im Ultraschall lässt sich gegebenenfalls die entzündlich verdickte Gelenkinnenhaut erkennen. 

Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Magnetresonanztomografie (MRT) können zeigen, ob bereits Schäden an Knochen oder Knorpel bestehen. 

Ursache: Autoimmunreaktion löst Entzündung aus 

Die Ursachen für die rheumatoide Arthritis sind noch nicht umfassend verstanden. Gesichert scheint, dass Autoimmunprozesse beteiligt sind, durch die das Immunsystem der Betroffenen körpereigenes Gewebe bekämpft. Fehlgesteuerte Immunzellen gelangen - angeregt von bestimmten Botenstoffen, den Interleukinen - in die Gelenke und verursachen dort Entzündungen. Dadurch vernarbt und wuchert die Gelenkinnenhaut immer mehr, Knorpel und Bänder werden geschädigt. Das schmerzt, führt zu Bewegungseinschränkungen und - falls nicht rechtzeitig und adäquat therapiert wird - zur Zerstörung des Gelenks. 

Für die Fehlsteuerung des Immunsystems dürfte ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich sein. Dazu gehören neben einer genetischen Veranlagung das Rauchen und möglicherweise andere Umweltgifte. 

Schnelle Behandlung bringt besten Therapie-Erfolg  

Wie die meisten rheumatischen Erkrankungen zählt die rheumatoide Arthritis zu den chronischen Krankheiten. Betroffene können ihren Krankheitsverlauf aber verlangsamen oder sogar ganz zum Stillstand bringen. Besonders günstig ist die Prognose, wenn sie s so früh wie möglich eine Therapie beginnen. Deshalb sollten Betroffene bei den ersten Symptomen eine rheumatologische Praxis aufsuchen.  

Eine Studie (ARIAA, bislang nur als Zusammenfassung publiziert) weist nun darauf hin, dass Schäden an Gelenken und Symptome verhindert oder verzögert werden können, wenn eine Behandlung bereits früh bei Personen mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis erfolgt. Bisher war dies jedoch nur in Studien möglich.  

Medikamente: Immunsuppressiva gegen Entzündungen sind die Basis 

Rheumatologische Fachpraxen erarbeiten zusammen mit dem Patienten einen Behandlungsplan, der auf moderne entzündungshemmende Medikamente setzt. Zum Einsatz kommen meist sogenannte Immunsuppressiva wie Methotrexat und Biologika, die bestimmte überschießende Funktionen des Immunsystems dämpfen. 

Rheuma-Ernährung: Entzündungshemmende Ernährung kann lindern 

Ergänzend zu der medikamentösen Behandlung kann eine spezielle entzündungshemmende Ernährung helfen. Fleisch sollte nur noch selten auf den Tisch kommen, weil es viel entzündungsfördernde Arachidonsäure enthält. Auch Zucker, Weißmehlprodukte und Fertiggerichte sollten nur sehr sparsam konsumiert werden. Empfehlenswert ist stattdessen, jeden Tag mehrere Portionen Gemüse zu essen - und davon möglichst viele verschiedene Varianten. Denn pflanzliche Mineralstoffe und Antioxidantien sowie gute Fette, insbesondere Omega-3-Fettsäuren, helfen gegen die Entzündung. Diese Ernährungsweise schützt auch das Herz. 

Bewegung und Physiotherapie gegen Rheuma 

Um eventuelle Schmerzen einzudämmen und die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten, hilft regelmäßige Bewegung: Krankengymnastische Übungen verbessern die Mobilität der Gelenke und trainieren die umgebende Muskulatur. 

Kälte- und Wärmetherapie beim akuten Rheumaschub 

Auch Wärme-, Kälte- oder Elektrotherapie (TENS) können unterstützend zum Einsatz kommen. So verschafft es beispielsweise im akuten Schub vielen Rheumatikern Linderung, die Hände zehn Minuten lang in einer Schüssel Rapssamen zu bewegen. Viele verwenden sie kühlschrankkalt, aber wem Wärme mehr hilft, der kann die Samen auch kurz in die Mikrowelle stellen. Rapssamen bekommt man im Bioladen, Reformhaus oder direkt bei einer Mühle. 

Rheumaschmerzen: Wann ist eine OP notwendig? 

Im fortgeschrittenen Stadium ist bei manchen Betroffenen eine Operation unumgänglich, bei der zerstörte Gelenke durch eine Prothese ersetzt oder, wenn dies nicht möglich ist, zum Beispiel versteift werden. 

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Visite | 28.11.2023 | 20:15 Uhr

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