Ein Frau hält sich vor Schmerzen das Handgelenk. © Colourbox Foto: Motortion

Rheumatische Gelenkschmerzen: Ursache oft Störung im Darm

Stand: 13.12.2021 11:32 Uhr

Eine Störung im Darm kann die Ursache für rheumatische Schmerzen in den Gelenken sein. Das zeigen Studien. Eine entzündungshemmende Ernährung mit vielen Ballaststoffen kann helfen, die Beschwerden zu lindern.

Der Darm gehört zu den spannendsten Organen unseres Körpers. Er steht nicht nur mit dem Gehirn und dem Immunsystem in enger Verbindung, sondern er spielt auch eine Rolle bei rheumatischen Gelenkerkrankungen. Grund dafür sind die Darmbakterien, das sogenannte Mikrobiom. Das erklärt auch, warum Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen häufig unter Gelenkbeschwerden leiden.

Antientzündliche Ernährung kann bei Rheuma helfen

Was wir essen, wirkt sich auch auf die Gelenke aus - und das können Rheumatiker gezielt nutzen, um ihren Arzneimittelbedarf deutlich zu senken. Das Erfolgsrezept dabei lautet: ganz viel Gemüse. Wer viel Schweinefleisch, Zucker, Brot und Backwaren isst, fördert damit Entzündungen im Körper und sollte seinen Speiseplan umstellen. Auch sogenannte Transfette in Fertiggerichten, Fast Food und bestimmten Backwaren können zu Entzündungsprozessen beitragen.

Durchlässige Darmbarriere häufige Ursache

Wissenschaftler der Uniklinik Erlangen haben herausgefunden, dass eine Störung im Darm der Ausgangspunkt für rheumatische Beschwerden in den Gelenken sein kann - und dass sich diese mit der Ernährung gezielt beeinflussen lassen. Bei Rheuma-Patientinnen und -Patienten ist oft die sogenannte Darmbarriere gestört, eine Art Kitt zwischen den Zellen der Darm-Innenwand. Wird dieser Kitt durchlässig, können Bakterien tief in die Darmwand eindringen oder sogar ins Körperinnere gelangen. Bakterien, die die Darmwand durchdringen, rufen das Immunsystem auf den Plan: Immunzellen werden aktiv und bekämpfen die Eindringlinge.

Gelenkentzündung durch Immunzellen aus dem Darm

Die Störung der Darmbarriere lässt sich bei einer speziellen Darmspiegelung mit Kontrastmitteln nachweisen. Im Tierversuch fanden die Forscher farblich markierte Immunzellen aus dem Darm später auch in den Gelenken wieder. Das beweist die direkte Verbindung: Die Immunzellen wandern ins Gelenk und sorgen dort für eine Entzündung. Die Wissenschaftler konnten auch zeigen, dass bei einer wieder intakten Darmbarriere keine Immunzellen mehr im Gelenk anzutreffen sind.

Grafische Darstellung einer Darmschleimhaut mit Darmzotten und Bakterien. © Fotolia Foto: Alex
Der Darm steht in Verbindung mit dem Gehirn dem Immunsystem. Grund dafür sind die Darmbakterien, das sogenannte Mikrobiom.

Die Forscher vermuten, dass die Bakterien aus dem Darm menschlichen Körperbestandteilen so sehr ähneln könnten, dass die Immunzellen beide nicht unterscheiden können. Auf diese Weise wird eine Autoimmunreaktion ausgelöst: Die Immunzellen bekämpfen nicht nur die Bakterien aus dem Darm, sondern richten sich gegen Gewebe des eigenen Körpers - und es so kommt es zu Entzündungen in den Gelenken.

Ballaststoffe zur Stärkung der Darmbarriere

Bei ihren Patientinnen und Patienten in der Studienambulanz haben die Erlanger Wissenschaftler den Darm gezielt therapiert. Dafür gaben sie dem Mikrobiom das richtige "Futter", aus dem die guten Darm-Bakterien kurzkettige Fettsäuren produzierten, die den Kitt für unsere Darmwand verbessern und so die Darm-Barriere stärken.

Das richtige Futter für unsere Darmbakterien sind unverdauliche Pflanzenfasern, besser als Ballaststoffe bekannt. Sie stecken in Gemüse, Salaten, Nüssen, Hülsenfrüchten, Obst und Vollkornprodukten.

Studie mit hoher Dosis an Ballaststoffen

Im Rahmen einer Studie an der Uni-Klinik Erlangen erhielten die Probanden einen speziellen Riegel mit 30 Gramm Ballaststoffen, also einer ganzen Tagesration in einer geballten Portion. Nur durch spezielle Enzyme und ein bestimmtes Backverfahren der Riegel wurde diese hohe Dosis möglich.

29 Patientinnen und Patienten der Studienambulanz haben diesen Ballaststoff-Riegel an 30 Tagen verzehrt, zusätzlich zu den normalen Mahlzeiten. In den Blutproben der Probandinnen und Probanden wiesen die Forscher einen Anstieg der kurzkettigen Fettsäuren nach. Außerdem wiesen sie vermehrt "gute" Darm-Bakterien nach, die solche Fettsäuren produzieren. Und sie zeigten, dass die Darmbarriere tatsächlich gestärkt wurde.

Auch Heilfasten nach Buchinger regeneriert Darm

Beim Heilfasten nach Buchinger wird durch ein bis zwei Fastentage im Monat unter ärztlicher Aufsicht der Darm ruhiggestellt, sodass sich die Schleimhaut regenerieren kann. Nach dem Fasten produziert sie wieder mehr von den gesunden schützenden Stoffen, die "guten" Darmbakterien werden angeregt, mehr gesunde, kurzkettige Fettsäuren zu produzieren.

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Visite | 14.12.2021 | 20:15 Uhr

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