Raynaud-Syndrom: Weiße Finger bei Kälte
Wenn die Hände bei Kälte weiß werden und schmerzen, kann es sich um das Raynaud-Syndrom handeln. In einigen Fällen steckt hinter den Beschwerden eine ernste Erkrankung. Was hilft gegen die Beschwerden?
Beim Raynaud-Syndrom verfärben sich die Hände weiß, sind kalt und schmerzen, wenn sie mit Kälte in Berührung kommen - zum Beispiel beim Kontakt mit kalter Luft, beim Griff ins Kühlregal oder in kaltes Wasser. Sobald die Hände wieder warm werden, verschwinden die Beschwerden. Das Raynaud-Syndrom wird auch "Leichenfinger" oder "Weißfingerkrankheit" genannt.
Ursache und Symptome beim Raynaud-Syndrom
Ursache für das Raynaud-Syndrom ist eine Überreaktion der Nerven auf Kälte. Ein Krampf in den kleinen Gefäßen bringt die Durchblutung zum Erliegen - die Finger werden weiß. Wenn dann das Blut wieder fließt, verfärben sich die Finger zunächst blau. Weil der Körper mit einem vermehrten Blutstrom reagiert, kommt es anschließend zu einer Rötung der Finger. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang vom sogenannten Trikolore-Phänomen, angelehnt an die Farben Blau, Weiß und Rot der französischen Nationalflagge.
Die Betroffenen leiden unter Missempfindungen, Taubheitsgefühlen und teilweise auch unter Schmerzen. Die Attacken dauern meist nicht länger als eine halbe Stunde. Je häufiger der Körper der Kälte ausgesetzt ist, umso stärker ist die Überreaktion. Neben Kälte können nach Ansicht von Experten auch Stress und hormonelle Veränderungen eine Rolle spielen.
Primäres und sekundäres Raynaud-Syndrom
Mediziner unterscheiden das primäre von einem sekundären Raynaud-Syndrom:
- Beim primären Raynaud-Syndrom ist die Ursache ungeklärt. Meist sind beide Hände betroffen, bis auf die Daumen, manchmal auch die Füße. Häufig taucht das Syndrom bei jungen Frauen mit niedrigem Blutdruck auf und hinterlässt in der Regel keine Schäden. Mit zunehmendem Alter gehen die Symptome häufig zurück.
- Dem sekundären Raynaud-Syndrom liegt in der Regel eine ernste Erkrankung zugrunde, etwa entzündliches Rheuma oder Bindegewebserkrankungen wie eine Sklerodermie. Auch neurologische Krankheiten wie Multiple Sklerose, Nervenentzündungen, Nervenschäden im Bereich der Hand (Karpaltunnelsyndrom) können dahinterstecken. Hier kann es durch die wiederkehrenden Durchblutungsstörungen zu irreparablen Gefäßerkrankungen kommen. Zellen können absterben. Meist ist nur eine Hand betroffen. Auch können sich Hautschäden wie Risse an den Fingern entwickeln.
Diagnose des Raynaud-Syndroms
Für die Diagnose des Raynaud-Syndroms wird zunächst ein sogenannter Kälteprovokationstest durchgeführt. Eine Durchblutungsstörung lässt sich mithilfe von Lichtimpulsen (akrale Oszillografie) sichern. Weitere Hinweise kann die sogenannte Kapillarmikroskopie geben: Spezielles Kaltlicht durchdringt die Haut, sodass kleinste Veränderungen der Gefäße sichtbar werden. Bei der Suche nach einer rheumatischen Grunderkrankung helfen Blutanalysen.
Therapie mit Wärme und Infusionen
Beim primären Raynaud-Syndrom ist Wärme die wichtigste Sofortmaßnahme, zum Beispiel durch Handschuhe, Taschenofen oder beheizbare Gelkissen. Da Nikotin die Gefäße verengt, ist Rauchen für Betroffene tabu. Auch Entspannungsübungen können helfen.
Reichen die Maßnahmen nicht aus, benötigen Betroffene Infusionen mit Medikamenten, die die Gefäße weit stellen. Ihre Wirkung hält in der Regel fünf bis sechs Wochen an. Sind die Endgefäße geschädigt, entsteht trockene Haut, die anfällig für Verletzungen und Risse ist. Deshalb muss die Haut gründlich gepflegt werden, am besten fünf Mal täglich mit Melkfett.
Beim sekundären Raynaud-Syndrom ist die Therapie von der Grunderkrankung abhängig.