Pillen bei Diabetes: Wie wirksam sind die Präparate?
Schlankheits-Pillen, Abnehm-Kapseln, Tropfen aus dem Jambul-Baum: Immer wieder richten sich Werbeanzeigen gezielt an die 6,7 Millionen Diabetiker in Deutschland. Sie erwecken den Eindruck, die Lösung für ein Leben ohne Insulin-Spritzen zu bringen. Doch tatsächlich ist eher Vorsicht angebracht - nicht nur aus finanziellen Gründen.
Fettbinder binden auch fettlösliche Vitamine
Fettbinder sollen, als Pillen vor den Hauptmahlzeiten eingenommen, die Fette aus der Nahrung binden und so beim Abnehmen helfen. Tatsächlich wirken sie wie ein Fettmagnet, aber das hat auch seine Schattenseiten: Sie binden nicht nur Fette, sondern auch fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) und Medikamente wie Blutverdünner, Anti-Baby-Pille, Anti-Epileptika und Kortison. Das kann deren Wirksamkeit massiv beeinträchtigen. Außerdem verändern Fettbinder die Stuhlkonsistenz, es drohen teils unkontrollierbare fettige Durchfälle, sogenannte Fettstühle. Eine als Beweis für die Wirksamkeit angeführte Studie belegt zudem nicht den beworbenen "bahnbrechenden" Effekt der Pillen, da die Teilnehmer zudem auch ihre Ernährung umgestellt und ein Bewegungsprogramm absolviert haben, was die Gewichtsabnahme auch ohne die Pillen erklären würde.
Kein Wirksamkeitsbeleg für Abnehm-Mittel für Diabetiker
Als modernstes Abnehm-Mittel für Diabetiker werden Kapseln beworben, die die Aufnahme von Zucker in die Darmwand verringern sollen. Sie werden als Nahrungsergänzungsmittel verkauft und müssen daher keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen. So gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg, dass diese Kapseln den Blutzuckerspiegel bei Diabetikern wirklich stabilisieren. Dafür kann die Aufnahme von Medikamenten behindert werden. Und ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann der im Darm entstehende Schleim sogar zu Symptomen von Verstopfung bis hin zu einem gefährlichen Darmverschluss führen.
Tropfen aus dem Jambul-Baum: Wirksamkeit nicht belegt
Als pflanzliche, homöopathische Urtinktur sollen Extrakte des Jambul-Baums sanft den Blutzuckerspiegel regulieren und die Bauchspeicheldrüse schützen, und das sowohl bei Typ-1- als auch bei Typ-2-Diabetikern. Angeblich sollen sie sogar verhindern, dass sich ein manifester Diabetes mellitus überhaupt erst entwickelt. Doch einen Beweis für ihre Wirksamkeit gibt es nicht und bei homöopathischen Präparaten gibt es auch keine Nachweispflicht, wie sie für Medikamente gilt. Dass freiverkäufliche Pillen, Kapseln oder Tropfen für Diabetiker wirklich einen Nutzen haben, ist also nicht nachgewiesen.
In jedem Fall sollte vor der Einnahme der behandelnde Diabetologe um Rat gefragt werden.